Der Staatsanwalt fordert bis zu vier Jahre Haft für die Angeklagten. Das Urteil fällt am Donnerstag. Ante Sapina muss sich noch gedulden.

Bochum. Der Prozess um den größten Manipulazionsskandal in der europäischen Fußball-Geschichte zieht sich weiter hin. Am Mittwoch hat die Bochumer Staatsanwaltschaft Gefängnisstrafen für die Angeklagten Tuna A. (vier Jahre und drei Monate), Nürretin G. (drei Jahre) und Stevan R. (vier Jahre) beantragt. Alle vier haben bereits gestanden, Wetten auf manipulierte Fußballspiele gesetzt und zudem zum Teil Spieler selbst bestochen zu haben. Die Urteile sollen am Donnerstag gesprochen werden. Staatsanwalt Andreas Bachmann bezeichnete die Angeklagten als „Feinde des Sports“, die „aus purer Habgier und Geltungssucht“ gehandelt hätten. Allen wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug vorgeworfen. Das Verfahren gegen den vierten Angeklagten, des noch nicht geständigen Kristian S., wurde abgetrennt.

Dagegen ist die ursprünglich für Freitag vorgesehene Verurteilung von Ante Sapina ist verschoben worden. Da die 12. Strafkammer am siebten Verhandlungstag zunächst die Erklärung des Mitangeklagten Marijo C. anhören und Sapinas Fall auch nicht abtrennen wollte, wird es Plädoyers und Urteile erst nach Ostern geben. Der Mitangeklagte Ivan P. machte derweil noch von seinem Recht Gebrauch, nicht auszusagen. Der Ex-Basketballer wollte zunächst die Einlassungen von Marijo C. abwarten, die auch am Freitag beim achten Verhandlungstag fortgesetzt werden sollen.

In seinem Geständnis wiederholte Marijo C. im Grundsatz seine Äußerungen, die er bereits als Zeuge im Parallelprozess am Bochumer Landgericht gemacht hatte. Zudem erklärte er, dass Ante Sapina in seiner Aussage „unsere Beziehung im Grundsatz richtig dargestellt hat“.

In einer von seinem Anwalt verlesenen Stellungnahme entschuldigte er sich bei „allen, denen ich einen Nachteil zugefügt habe, vor allem meiner Ehefrau, meinen Kindern, Eltern und Freunden“. Er bedaure, „Sportler in Versuchung geführt“ zu haben, ließ Marijo C. verlauten: „Ich habe mich vor Monaten entschlossen, einen Schlussstrich unter mein Leben als Zocker zu ziehen.“

Staatsanwalt Bachmann appellierte an das Gericht, auch mit Blick unter anderem auf die vergangenen Hoyzer-Prozesse, hart durchzugreifen. „Die damals verhängten Freiheitsstrafen haben ein Übergreifen auf einen noch viel größeren Personenkreis nicht verhindert“, sagte Bachmann.

Sapinas Rechtsbeistände sahen die Prozessverlängerung gelassen. „Wir waren nie auf den Freitag fixiert“, sagte Sapinas Anwalt Stefan Conen. Sapina, der bereits in Folge des Prozesses gegen den Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005 zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und elf Monaten verurteilt worden war, muss auch wegen seiner Vorstrafen nun eine weitaus härtere Strafe fürchten. Conen wollte sich auf die Frage, welche Strafe er erwarte, nicht konkret äußern. „Eine gerechte“, sagte er. Sapina und Marijo C. sitzen seit November 2009 in Untersuchungshaft.

Die Angeklagten sollen in wechselnder Beteiligung an der Manipulation von knapp 50 Fußballspielen beteiligt gewesen sein. (dpa/sid/abendblatt.de)