Bislang haben die Beschuldigten sich noch gar nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Bochumer Justiz geht dennoch von schnellen Urteilen aus.

Bochum. Die ersten Aussagen von Ante Sapina lassen noch auf sich warten, dennoch rechnet die Staatsanwaltschaft im Prozess gegen die mutmaßliche Führungsriege der Fußball-Wettmafia mit einem schnellen Ende. „Die Angeklagten haben im Ermittlungsverfahren sehr konkret ausgesagt. Wir können in fünf oder sechs Verhandlungstagen zu einem Urteil kommen“, sagte Staatsanwalt Andreas Bachmann am dritten Sitzungstag vor dem Bochumer Landgericht.

Neben Sapina, der 2005 im Wettskandal um den DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt worden war, sind dessen Kompagnon Marijo C. sowie vier weitere mutmaßliche Helfer angeklagt. Sie sollen Spieler und Schiedsrichter bestochen - unter anderem in der Champions League und der WM-Qualifikation - und durch Wetten auf manipulierte Partien hohe Gewinne erzielt haben.

Bislang haben sich die Beschuldigten vor der 12. Strafkammer lediglich zu ihren Lebensläufen geäußert. Auch am nächsten Verhandlungstag am kommenden Montag wird es voraussichtlich noch keine Aussagen zur Sache geben. „Das ist ein bisschen knapp“, sagte Sapina-Anwalt Stefan Conen. Auch Marijo C. will dann noch nichts zu den Vorwürfen sagen.

Dennoch hofft auch sein Verteidiger Alexander Hornung auf einen kurzen Prozess. „Kein vernünftiger Mensch hat ein Interesse daran, das sich das Verfahren über Monate hinzieht“, sagte der Rechtsanwalt: „Wir wollen so schnell wie möglich zu einem akzeptablen Ende kommen.“

Hinter den Kulissen führte das Gericht unter Vorsitz von Wolfgang Mittrup erste Sondierungsgespräche mit den Verteidigern der beiden Hauptangeklagten, um den Prozess „zu verschlanken“. „Wir haben über 30 Bände Prozessstoff“, erläuterte Mittrup: „Wenn deutlich wird, welche Punkte aus der Anklage nicht zutreffen, könnten wir uns einen großen Teil der Beweisaufnahme sparen.“ 52 Anklagepunkte werden den sechs Beschuldigten vorgeworfen, betroffen sind 46 Spiele in Deutschland, Europa und Kanada.

Während Ante Sapina und Marijo C. in den Verhören umfangreiche Geständnisse abgelegt haben, sind die Mitangeklagten Ivan P., Dragan M. und Deniz C. laut Bachmann „teilgeständig“. Lediglich Ramazan K., der nur in einem Fall angeklagt ist, schweigt. Den ehemaligen Basketballer Ivan P., der in der vergangenen Woche seine Unschuld beteuert hatte, zählt Bachmann zum „engeren Führungszirkel“.

Am dritten Verhandlungstag wurde im Gerichtssaal lediglich über den Werdegang des mutmaßlichen Geldgebers Deniz C. und des Slowenen Dragan M. gesprochen. Deniz C. bezeichnete sich selbst als „Zocker“, er habe „genug Schulden und genug zu kriegen“. Dem Türken wird neben der Verwicklung in den Fußball-Wettskandal vorgeworfen, mit Gewaltanwendung und Gewaltandrohung geliehenes Geld eingetrieben zu haben. Die Überwachung seiner Telefongespräche im Zuge von Ermittlungen im Rotlichtmilieu brachten die Ermittler erst auf die Spur der Wettmafia.

Dragan M., dem fünf Fälle vorgeworfen werden, soll laut Staatsanwaltschaft in der Bande für den Balkan und Ungarn zuständig gewesen sein. Er stammt, anders als die mutmaßlichen Haupttäter, aus gehobenen Verhältnissen: Der Vater ist Diplom-Ökonom, die Mutter Opernsängerin in den USA.