Im Wett-Prozess in Bochum hat Ante Sapina erneut ausgesagt und filmreife Szenen beschrieben. Noch diese Woche soll er verurteilt werden.

Bochum. Kurzer Prozess mit Ante Sapina: Der Wettbetrüger packte umfassend aus und soll schon am Freitag verurteilt werden. Ausführlich gestand der 35-Jährige vor dem Bochumer Landgericht sein Mitwirken an der Bestechung von Fifa-Schiedsrichtern, eines Uefa-Funktionärs und zahlreichen Fußball-Profis und überzeugte damit die Richter, die ein schnelles Ende ankündigten.

„Aus unserer Sicht kann das Verfahren abgetrennt werden. Dann könnte am Freitag plädiert und ein Urteil gesprochen werden“, sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Mittrup am sechsten Verhandlungstag. Sapina, der seit November 2009 in Untersuchungshaft sitzt, ist Wiederholungstäter. Wegen seiner Verwicklung in den Wettskandal um den DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer war er 2005 zu zwei Jahren und elf Monaten Gefängnis verurteilt worden. Diesmal muss er wohl zumindest mit der doppelten Strafe rechnen.

Einen Tag vor Sapina sollen bereits mutmaßliche Mittäter verurteilt werden. Im Parallelprozess gegen vier andere Angeklagte, der bereits seit Oktober 2010 läuft, sollen am Donnerstag die ersten Urteile gefällt werden.

In seinem Geständnis am Montag bestätigte Sapina die Bestechung des slowakischen Uefa-Funktionärs Jozef Marko. Das damalige Mitglied der Uefa-Schiedsrichterkommission habe von seinem mitangeklagten Kompagnon Marijo C. 50.000 Euro bekommen, um den bosnischen Referee Novo Panic höher einzustufen. „Damit er bessere Spiele pfeifen kann, die höher bewettet werden können“, sagte Sapina.

Panic schmierten die Wettpaten nach eigenen Angaben unter anderem, damit er das WM-Qualifikationsspiel am 9. September 2009 zwischen Liechtenstein und Finnland (1:1) manipulierte. 40.000 Euro übergab Sapina in Sarajevo einem Mittelsmann. Im Gegenzug sollte der bosnische Referee dafür sorgen, dass nach der Pause zwei Tore fielen. „Er pfiff einen zweifelhaften Elfmeter“, erinnerte sich Sapina, „kurz danach fiel das zweite Tor.“

Obwohl Panic sich anscheinend an die Vorgaben hielt, lohnte sich der Aufwand für Sapina und Co. kaum. „Wenn ich die Bestechungssumme noch abziehe, blieb ein Gewinn von ungefähr 50.000. Bei einem Einsatz von 400.000 ist das nicht unbedingt Value“, sagte der Berliner, der in der vergangenen Woche ausführlich erklärt hatte, wann für ihn Wetten einen „Value“, einen Wert, hätten.

Gar keinen Wert hatte Panic’ zweiter Einsatz. Weil die Schweizer U21 nur 1:0 gegen Georgien gewann, aber ab der 30. Minute eigentlich drei Tore fallen sollten, verlor die Wettmafia. „Rund 300.000 Euro, mit Bestechungsgeldern fast 400.000“, berichtete Sapina: „Das zeigt, dass es finanziell nicht wirklich Sinn gemacht hat. Mal gewinnst du 50.000, dann verlierst du 300.000.“

Weitaus lukrativer waren offenbar Wetten auf österreichische Spiele. Über eine halbe Million Netto-Gewinn spielte Sapina ein, weil der Zweitligist TSV Hartberg bei den Red Bull Juniors Salzburg mit 0:7 unter die Räder kam. „Drei, vier Hartberger Spieler“ seien für 60.000 Euro bestochen gewesen, sagte der Berliner aus.

Auch in der Schweiz funktionierten die Manipulationen besser. So beim Zweitligaspiel FC Lugano gegen FC Gossau. „7:0 und zwei Elfmeter, was war denn da los?“, fragte Richter Mittrup. „Die Spieler von Gossau haben gegen ihre eigene Mannschaft gewettet, dann geht so ein Spiel auch mal 7:0 aus“, erläuterte Sapina. Am Ende war es aber selbst für das vermeintliche „Superhirn“ der Wettmafia zu viel. „Bei 6:0 habe ich gewettet, dass es so bleibt. Ich habe gedacht, jetzt reicht’s. Aber dann ist doch noch ein Tor gefallen“, sagte der Berliner, und Richter und Verteidiger schmunzelten.

Interessantes wusste Sapina aus der Türkei zu berichten. Der einzige Sportwettenanbieter des Landes, Iddaa, gleichzeitig Sponsor zahlreicher Klubs, greife selber ein, wenn ein Ergebnis nicht in seinem Sinne sei. „Als es zur Halbzeit 3:0 stand, wurden beide Trainer angerufen, ihnen wurde gesagt, dass es unentschieden ausgehen sollte. Es endete 3:3“, berichtete Sapina.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Die mitangeklagten Marijo C. und Ivan P. haben Aussagen angekündigt. Insgesamt wird gegen sechs Personen verhandelt.