Der Franzose erobert Gelb, die Favoriten hielten sich zurück. Die deutschen Ausreißer Knees und Hondo hatten zeitweilig acht Minuten Vorsprung.

Station des Rousses. Der Schlagabtausch der Favoriten blieb aus, stattdessen gewann Sylvain Chavanel am Sonnabend die erste Bergetappe der 97. Tour de France. Der Franzose holte sich nach 165,5 km von Tournus nach Station des Rousses den Sieg vor den Spaniern Rafael Valls und Juan Manuel Garate. Bester Deutscher war Milram-Profi Linus Gerdemann (Münster) als Zwölfter. Chavanel eroberte mit seinem zweiten Etappensieg bei der diesjährigen Tour zudem das Gelbe Trikot vom Schweizer Prolog-Sieger Fabian Cancellara zurück. Der Zeitfahrweltmeister musste am Schlussanstieg zur 1168 m hoch gelegenen Skistation abreißen lassen. Gesamtzweiter ist nun 1:25 Minute zurück Weltmeister Cadel Evans (Australien). Wer auf ein erstes Kräftemessen von Toursieger Alberto Contador und Herausforderer Lance Armstrong gehofft hatte, sah sich getäuscht. Die Beiden erreichten wie alle weiteren Topstars in der großen Verfolgergruppe das Ziel. Dagegen verlor der deutsche Hoffnungsträger Tony Martin weit über fünf Minuten auf Chavanel. Bereits beim vorletzten Anstieg hatte er kurzfristig den Kontakt zu den Spitzenfahrern verloren, ehe er sich aber nochmal rankämpfte. Die Entscheidung um den Tagessieg fiel am letzten Anstieg des Tages, als sich Chavanel auf und davon machte. Valls attackierte aus einer größeren Verfolgergruppe, kam aber nie näher als eine halbe Minute an den Franzosen heran. Chavanel hatte das Gelbe Trikot bereits nach der zweiten Etappe getragen, jedoch nach einem Tag wieder verloren.

Zuvor hatte eine fünfköpfige Spitzengruppe, der auch der deutsche Straßenmeister Christian Knees und Sprinter Danilo Hond o angehörten, das Renngeschehen bestimmt. Das Quintett war kurz nach dem Ziel ausgerissen und hatte einen zwischenzeitlichen Vorsprung von acht Minuten herausgefahren. Am vorletzten Berg waren aber nur noch Hondo und Jerome Pineau an der Spitze übrig geblieben. Beide wurden schließlich am Schlussanstieg eingeholt.

Vor allem Knees hätte den Sieg gut gebrauchen können, nachdem bekannt geworden war, dass die Sponsorensuche seines Milram-Teams bislang ohne Erfolg geblieben ist. „Aktuell habe ich kein Blatt, wo eine Unterschrift draufsteht“, sagte Teamchef Gerry van Gerwen, der am zweiten Ruhetag der Tour de France in Pau endgültig für Klarheit sorgen will, dem SID: „Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Es laufen viele Gespräche. Das dauert alles sehr lange. Aber in Pau sagen wir Bescheid, wie es weitergeht.“

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, soll nun ein letzter Versuch unternommen werden, den bisherigen Geldgeber Nordmilch zu einem weiteren Engagement zu bewegen. Dabei ist auch von einem Fortbestand des Teams eine Klasse tiefer auf ProContinental-Status die Rede. „Der Einzige, der uns kurzfristig helfen kann, ist Milram. Es gibt noch Gespräche. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, ergänzt van Gerwen. Seit 2006 finanziert die Nordmilch AG den Rennstall mit rund acht Millionen Euro pro Jahr.

Unterdessen ist die letzte Tour des siebenmaligen Champions Lance Armstrong weiter von Nebengeräuschen bestimmt. Der Radsport-Weltverband (UCI) hat eine weitere Spende Armstrongs eingeräumt. Wie UCI-Präsident Pat McQuaid dem Internetportal Cyclingnews bestätigte, habe der Texaner im Jahr 2002 eine Geldzahlung in Höhe von 25.000 Dollar getätigt. Das habe sich nach Sichtung des Archivbestands ergeben, so der Ire.

Erst im Mai war bekannt geworden, dass Armstrong 2005 eine drei Jahre zuvor vereinbarte Spende an die UCI in Höhe von 100.000 Dollar getätigt habe. Daraufhin war der Verband schwer unter Druck geraten. Wenige Tage zuvor hatte der Amerikaner Floyd Landis bei seinem umfassenden Dopinggeständnis behauptet, Armstrong habe ihm erzählt, er sei bei der Tour de Suisse 2002 „positiv auf Epo“ getestet worden und habe dann ein „finanzielles Abkommen“ mit dem damaligen UCI-Chef Hein Verbruggen getroffen, um den Test verschwinden zu lassen.

„Ich habe während des Giro d'Italia gesagt, dass wir alles untersuchen und schauen, was wir im Archiv finden. Das haben wir getan“, sagte McQuaid, der in den Geldzahlungen Armstrongs keinen Interessenskonflikt sieht. Die 25.000-Dollar-Scheck sei im Mai 2002 eingegangen und wurde von Armstrong und dessen damaliger Frau Kristin unterzeichnet gewesen. Das Geld sei für Anti-Doping-Tests bei Junioren verwendet worden. Für die 100.000 Dollar in 2005 hatte die UCI eine Maschine zur Analyse von Blutproben angeschafft worden.

Am Sonntag dürften die Topstars ihre Zurückhaltung ablegen. Auf der 189 km langen Etappe von Station des Rousses nach Morzine-Avoriaz warten auf den letzten 46 Kilometern gleich zwei Berge der ersten Kategorie, inklusive des Schlussanstiegs zum 1796 m hoch gelegenen Skiort.