Der frühere Milram-Profi Alessandro Petacchi feierte bereits seinen zweiten Erfolg bei dieser Tour. Er siegte im Sprint vor Julien Dean.

Reims. Zum 40. Geburtstag blieb Erik Zabel das passende Geschenk verwehrt: Der umstrittene Sprintstar Mark Cavendish fuhr auch am Ehrentag seines Mentors beim Columbia-Team dem ersten Etappensieg bei der 97. Tour de France hinterher und wartet weiter auf den lang ersehnten Befreiungsschlag. Der zuletzt wegen seiner rüden Fahrweise schwer in die Kritik geratene Brite fuhr auf der vierten Etappe über 153,5 km von Cambrai nach Reims nicht in die Top 10. Stattdessen feierte der frühere Milram-Profi Alessandro Petacchi bereits seinen zweiten Erfolg bei dieser Tour. Der Italiener siegte im Sprint vor dem Neuseeländer Julien Dean und dem Norweger Evald Boasson Hagen.

Die Favoriten gönnten sich indes nach dem Spektakel der letzten Tage in den Ardennen und auf dem Kopfsteinpflaster auf der zweitkürzesten Tour-Etappe eine Verschnaufpause. So hatte der Schweizer Fabian Cancellara keine Probleme, sein Gelbes Trikot erfolgreich zu verteidigen. Der Zeitfahr-Weltmeister liegt weiter 23 Sekunden vor dem Briten Geraint Thomas und 39 vor Cadel Evans. Toursieger Alberto Contador (1:40) bleibt Gesamtneunter, Lance Armstrong (2:30) liegt weiter auf Platz 18.

Für Cavendish steht dagegen das Jahr 2010 und auch die laufende Tour unter keinem guten Stern. «Das Team ist den Sprint zu früh angefahren. Aber in der Form des letzten Jahres hätte Cav die Etappe auch so gewinnen können», sagte Jubilar Zabel traurig.

Mit mickrigen drei Saisonsiegen war Cavendish in die Frankreich-Rundfahrt gegangen (im Vergleich: sein teaminterner Rivale Andre Greipel steht bereits bei 13 Erfolgen). Und auch bei der ersten Sprintankunft hatte der 25-Jährige sein Negativ-Image untermauert, als er wenige Kilometer vor dem Ziel einen Massensturz ausgelöst hatte.

Das Malheur in der belgischen Hauptstadt und auch der Erfolg von Rivale Thor Hushovd auf der Kopfsteinpflaster-Etappe am Vortag hat Cavendish im Kampf um das Grüne Trikot fast aussichtslos zurückgeworfen. So glaubt auch Zabel kaum mehr daran, dass sein Schützling in diesem Jahr in Grün nach Paris fährt. «30, 35 Punkte kann man aufholen. Es ist aber ein ungeschriebenes Gesetz, dass es mehr nicht sein dürfen. Zumal Hushovd ein cleverer Kerl ist und weiß, wie er sein Trikot zu verteidigen hat», sagte Zabel.

Der elfte Tour-Etappensieg lässt damit weiter auf sich warten. Im vergangenen Jahr hatte der Youngster mit der großen Klappe gleich sechs Sprintsiege eingefahren. Ein Kunststück, was zuvor 30 Jahre lang keinem Fahrer gelungen war.

Keine Kunststücke gab es diesmal von den Favoriten um den Gesamtsieg. Nachdem das Gesamtklassement am Dienstag einmal kräftig durcheinander geschüttelt worden war, hatte insbesondere der große Verlierer Lance Armstrong einiges aufzubereiten. «Manchmal ist man der Hammer, manchmal der Nagel. Diesmal war ich der Nagel. Das ist enttäuschend», bilanzierte der Texaner, nachdem er am Vortag durch einen technischen Defekt 2:08 Minuten auf den Vorjahreszweiten Andy Schleck und 55 Sekunden auf Toursieger Contador verloren hatte. Die Hoffnung auf seinen achten Toursieg hat der Texaner aber nicht aufgegeben: «Ich habe noch 20 Tage, um wieder der Hammer zu werden. Ich werde jetzt nicht nach Hause fahren.»

Nach Hause musste aber Andy Schlecks Bruder Frank. Der Luxemburger hatte am Dienstag einen dreifachen Schlüsselbeinbruch erlitten. Der Saxo-Bank-Profi wurde bereits am Mittwoch operiert. Die Brüche wurden dabei durch eine Metallplatte mit acht Schrauben fixiert. Schleck muss nun für eine längere Zeit pausieren.

Die vierte Etappe verlief relativ unspektakulär. Das Peloton ließ eine fünköpfige Spitzengruppe lange gewähren, ehe es in der Schlussphase in gewohnter Manier zum Zusammenschluss kam.

Am Donnerstag dürften die Sprinter auf die nächste Massenankunft hoffen. Auf der 187,5 km langen Etappe von Epernay nach Montargis geht es fast ausschließlich über flaches Terrain. Die ersten Bergetappen stehen am Samstag und Sonntag auf dem Programm.