Nach dem 4:1 über England wird die DFB-Elf weltweit gelobt. Die britische Presse rechnet mit ihrer vermeintlichen “goldenen“ Generation ab.
Johannesburg/London. Mit Bewunderung und überschwänglichem Lob hat die internationale Presse auf den deutschen 4:1-Sieg über England reagiert. Der auflagenstarke Johannesburger „The Star“ sprach vom „Teutonic supersonic“ – dem Teutonischem Überschall. Andere Blätter wie der „Soweto“ sprachen von den deutschen „Wunderkindern“, die Englands Alt-Herren-Riege hinweg gefegt habe. Sie hätten „skrupellos“ ihre Chancen genutzt und seien „wie eine Dampfwalze über das glücklose England“ gerollt („Citizen“). Selbst Südafrikas renommiertes Wirtschaftsblatt „Business Day“ ließ sich auf der Titelseite unter dem deutschen Begriff „Zeitgeist“ zu der Schlagzeilen hinreißen: „Deutschland zerreißt England in Stücke.“
In England konzentriete sich alles auf das phlegmatisch spielende Team der Briten. Daran konnte auch das neu aufgelegte Wembley-Tor, diesmal auf englischer Seite, nichts ändern.
Der „Daily Telegraph" urteilte: „Lassen Sie sich nicht von Fabio Capellos Vernebelungsmanöver über Frank Lampards „Tor“ in die Irre führen. Selbst wenn das außergewöhnliche Tor des Mittelfeldmannes gegolten hätte, was es hätte sollen, kann sich England nicht der brutalen Erkenntnis entziehen, dass Deutschland in allen Belangen überlegen war.“
Der „Guardian“ stimmte zu und bereitet sich auf eine lange fußballerische Durststrecke vor: „Echos von 1966: Aber für Englands goldene Generation ist alles aus – Einer der kontroversesten Momente in Englands Fußballgeschichte kehrte zurück, um die Nationalspieler der heutigen Generation zu verfolgen. England führt das Drama des Scheiterns wieder auf. Diese 44 Jahre ohne einen WM-Sieg sind wohl nur der Auftakt der Wartezeit.“ „The Mirror“machte die Niederlage am eigenen Trainer fest: „Fabi-Go: Capello sollte in Schande seinen Rücktritt einreichen. Three Lions? Wir waren eher wie drei Kätzchen.“
In Frankreich legte sich die Tageszeitung „Le Parisien“ fest: „Deutschland hatte die Hilfe des Schiedsrichters nicht nötig... Argentinien auch nicht.“ Bei „L'Équipe“ genoss die Redaktion das Achtelfinale als neutraler Beobachter: „Was für eine Geschichte! Noch ein legendäres Deutschland-England! Die Engländer wurden von einem unglaublichen Schiedsrichter-Irrtum um den Ausgleich zum 2:2 gebracht. In der zweiten Hälfte hielten sie der Qualität des deutschen Kollektivspiels nicht stand.“
„Libération“ urteilte: „Deutschland hat England den Hintern versohlt und sich logisch für das Viertelfinale qualifiziert. Kein Zweifel:Lampards Tor war drin. Alle haben es gesehen, nur der uruguayische Schiedsrichter Jorge Larrionda nicht. Die Episode könnte als Feigenblatt für die fußballerische Misere der Engländer dienen.“