Der Vorsprung aus dem Hinspiel war komfortabel. Durch zwei Tore von Olic ließen die Bayern gegen Marseille nichts anbrennen. Jetzt wohl gegen Madrid.
München. Das Traum-Halbfinale ist real: Dank Joker Ivica Olic hat Bayern München den vorletzten Schritt auf dem Weg zum Endspiel im eigenen Stadion gemacht. 46 Tage vor dem Finale der Champions League gewann der deutsche Fußball-Rekordmeister nach dem 2:0 in Frankreich auch das Rückspiel gegen Olympique Marseille 2:0 (2:0). Olic entpuppte sich mit seinem Doppelpack (13. und 37. Minute) zum achten Pflichtspiel-Erfolg in Serie als perfekter Ersatz für Torjäger Mario Gomez.
Als Gegner bei der sechsten Halbfinal-Teilnahme der Bayern in der europäischen Königsklasse wird am Mittwochabend höchstwahrscheinlich Real Madrid (3:0-Hinspielsieger bei APOEL Nikosia) feststehen.
„Die Mannschaft hat ein tolles Spiel gemacht. Sie steht verdient im Halbfinale“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge dem TV-Sender Sky und fügte an: „Wir sind in einer guten Verfassung für diese ’bayerischen Wochen’, die wir nun erleben werden. Wir sind auf alles vorbereitet.“
Bayerns Verteidiger Jerome Boateng analysiert in Sat1: „Am Anfang hätten wir besser spielen müssen, sie hatten zwei gute Chancen. Dann haben wir das Tor gemacht und wurden ruhiger.“ Zum möglichem Gegner Real Madrid sagte er: „Wir können jede Mannschaft schlagen. Es wird jetzt schwerer, sie sind eine Top-Mannschaft. Aber wir haben auch Top-Spieler – und wenn wir unsere Leistung abrufen, können wir auch Real schlagen.“
Mit viel Selbstvertrauen waren die Bayern ins Viertelfinal-Rückspiel gegen Marseille gegangen, denn einen 2:0-Vorsprung aus einem Auswärtsspiel hatte in der Geschichte der Champions League noch keine Mannschaft verspielt. Deshalb ließ Trainer Jupp Heynckes rotieren. Als die Gastgeber durch das Tor „Road to Munich“ das mit 66.000 Zuschauern ausverkaufte Stadion betraten, fehlten überraschend die Torgaranten Mario Gomez und Arjen Robben in der Startelf. Dafür liefen Anatolij Timoschtschuk und der zum VfL Wolfsburg wechselnde Olic auf.
Ribery und Olic überragend
Vor allem letztere Rochade des 66-jährigen Trainers sollte sich als perfekte Maßnahme entpuppen, denn der Kroate entschied im Verbund mit dem überragenden Vorbereiter Franck Ribery das Spiel. Die erste hochkarätige Gelegenheit in der Anfangsphase hatten jedoch die Gäste, die von ihren vergangenen neun Pflichtspielen acht verloren hatten. Torhüter Manuel Neuer parierte den Schuss von Andre Ayew (12.) jedoch gedankenschnell per Fußabwehr.
+++ Real-istische Chance für den FC Bayern +++
Das war offenbar der Weckruf für die Gastgeber, die im Gegenzug eiskalt zuschlugen. Ribery tanzte zwei Gegenspieler aus und seine Flanke brauchte Olic nur noch einzuschieben. Nach seinem ersten Tor in der Königsklasse in dieser Saison lief der überglückliche Kroate zu Trainer Jupp Heynckes und klatschte die komplette Auswechselbank ab.
Danach erspielten sich die prächtig aufgelegten Bayern im Minutentakt Chancen. Timoschtschuk (27.), Olic (28.) und Thomas Müller (30.) scheiterten am überragenden französischen Nationaltorhüter Steve Mandanda. Anschließend traf Toni Kroos mit einem Gewaltschuss den Außenpfosten (33). Vier Minuten später war nach einem mustergültigen Konter über Ribery, David Alaba und Olic dann doch das 2:0 fällig.
+++ Das Spiel im Liveticker +++
„Die Bayern haben alles unter Kontrolle, sie sind klar die bessere Mannschaft und werden verdient ins Halbfinale vorstoßen“, kommentierte Bundestrainer Joachim Löw schon in der Halbzeitpause. Heynckes konnte es sich als Vorsichtsmaßnahme sogar leisten, Thomas Müller wegen einer leichten Oberschenkelverhärtung vor dem Halbzeitpfiff auszuwechseln. Im zweiten Durchgang verflachte das Spiel, die Bayern ließen aber nichts mehr anbrennen. Als Matchwinner Olic in der 74. Minute ausgewechselt wurde, erhoben sich alle Fans von den Plätzen und selbst Ersatz Gomez klatschte Beifall.
50 Millionen schon jetzt in der Kasse
Der Einzug ins Halbfinale bringt den Bayern weitere 4,2 Millionen Euro Prämien in die Kasse. Insgesamt hat der deutsche Fußball-Rekordmeister schon jetzt etwa 50 Millionen Euro verdient - im Finale locken für den Gewinner übrigens weitere neun Millionen Euro.
FC Bayern München - Olympique Marseille 2:0 (2:0)
München: 1 Neuer - 21 Lahm, 17 Boateng, 28 Badstuber, 27 Alaba - 44 Timoschtschuk, 30 Luiz Gustavo - 25 Thomas Müller (39. Rafinha), 39 Toni Kroos (67. Pranjic), 7 Ribery - 11 Olic (74. Gomez). - Trainer: Heynckes
Marseille: 30 Mandanda - 2 Azpilicueta, 24 Fanni, 3 Nkoulou, 15 Morel - 17 Mbia, 20 Ayew, 7 Cheyrou - 28 Valbuena, 9 Brandao (74. Gignac) - 11 Remy (63. Kaboré). - Trainer: Deschamps
Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen)
Zuschauer: 66.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Olic (13.), 2:0 Olic (37.)