Eigentlich spricht im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Barcelona nichts für den AC Mailand. Während Barca auf Weltfußballer Lionel Messi baut, träumen die Rossoneri allerdings von einem Deja-vu.

München/Barcelona. Wie der Alptraum aller Katalanen aussehen könnte, bekam Titelverteidiger FC Barcelona am 13. September 2011 vorgeführt. Es lief bereits die Nachspielzeit im Gruppenspiel der Champions League gegen den AC Mailand, Barcelona führte 2:1 - ein Ergebnis, das der Mannschaft von Trainer Pep Guardiola am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) im Viertelfinal-Rückspiel nach dem 0:0 in Mailand zum Weiterkommen reichen würde. Doch dann köpfte Milans Thiago Silva zum 2:2-Endstand ein. Eine Wiederholung - und Barca wäre raus.

Die Serie, dass kein Titelträger der 1992/93 neugeschaffenen Königsklasse den „Pokal mit den großen Ohren“ erfolgreich verteidigen kann, würde dann eine Fortsetzung erhalten. Allein: So wirklich fürchten will sich vor einem Deja-vu der unangenehmen Art niemand so richtig beim spanischen Meister. „Das ist das wichtigste Spiel des Jahres“, sagt Coach Pep Guardiola zwar bedeutungsschwer. Doch voller Selbstvertrauen fügt er auch an: „Und das schönste!“ Barcelona mit seinen Zauberern Lionel Messi, Xavi und Iniesta, das darf man wohl behaupten, freut sich darauf, die Rossoneri nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen.

Nichts anderes erwarten die Fans beim Duell des besten Sturms der Champions League (30 Tore) gegen die schwächste Defensive aller Viertelfinal-Teilnehmer (elf Gegentreffer). Dass Mailand mit einem 0:0 im Rücken noch nie ausgeschieden ist? Tut nichts zur Sache! Stattdessen konzentriert sich Barca ganz auf seine Rekordjagd. Messi, der schon zwölfmal getroffen hat, will mit mindestens einem weiteren Tor eine neue Bestmarke aufstellen. Und sollte Barcelona wie erwartet zum fünften Mal hintereinander die Runde der letzten Vier erreichen, wäre der Rekord von Real Madrid (1956-60) eingestellt. Zum letzten Mal hat es Barcelona übrigens 2003 bereits im Viertelfinale erwischt, gegen Juventus Turin.

Offensivspieler Pedro denkt gar nicht an ein Scheitern. „Wir erleben unsere beste Phase in dieser Saison. Wir sind selbstbewusst und physisch stark. Wir wollen alles gewinnen“, sagt er. Bei sechs Punkten Rückstand auf Real dürfte es jedoch zumindest in La Liga schwierig werden. Guardiola glaubt derweil an eine neuerliche Defensivtaktik der Italiener. Athletic Bilbao, gegen das Barca am Samstag 2:0 gewann, habe angegriffen, „mit Milan ist es völlig anders. Das ist wie Tag und Nacht“, sagte er. Milans Catenaccio - für Guardiola ganz finster.

Deshalb ist er froh, dass er Mittelfeldspieler Cesc Fabregas wieder dabei hat, ein kleines Fragezeichen steht hinter Xavi. Milan muss auf den früheren Münchner Mark van Bommel verzichten, kann aber Alexandre Pato einsetzen, der bei erwähntem 2:2 Mailands Führung erzielte. „Die beste Elf der Welt zweimal hintereinander torlos zu halten, ist kompliziert“, schwant Trainer Massimiliano Allegri. Die letzte Mannschaft, der dieses Kunststück in der Champions League gelang, war Manchester United im Halbfinale 2008 (0:0, 1:0).

Dass Milan es United gleich tut und auf dem Weg zum Endspiel in München am 19. Mai auf den FC Chelsea trifft (Hinspiel bei Benfica Lissabon 1:0), glaubt außerhalb von Mailand aber kaum jemand.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Mailand: Abbiati - Bonera, Nesta, Mexes, Antonini - Nocerino, Ambrosini, Seedorf - Boateng - Robinho (Pato), Ibrahimovic. - Trainer: Allegri

Barcelona: Valdes - Alves, Pique, Mascherano, Puyol - Xavi, Busquets, Fabregas - Messi, Sanchez, Iniesta. - Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)

(abendblatt.de/sid)