Im Viertelfinale will Real Madrid seiner Favoritenrolle gegen die Zyprer gerecht werden. Chelsea erwartet ein heißer Tanz bei Benfica Lissabon.
Nikosia/Lissabon. Die Begeisterung über das Champions-League-Märchen von APOEL Nikosia ist längst über den großen Teich geschwappt. Sogar CNN sendete jüngst ein kleines Stück zum Staunen über den Klub von der Mittelmeerinsel Zypern, der im Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag Real Madrid (Dienstag, 20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) herausfordert. Dass der US-amerikanikanische Nachrichtensender während des Berichts auf einer Weltkarte allerdings das italienische Sizilien statt Zypern einblendete, spricht Bände.
So ganz angekommen ist APOEL Nikosia in der großen weiten Welt doch noch nicht. In Fußball-Europa dafür umso mehr. „Jeder, der dieses Stadion besucht, muss leiden“, sagte Real-Coach Jose Mourinho und warnte vor Überheblichkeit: „Es wird ein kompliziertes Spiel.“ In einem weiteren Viertelfinale stehen sich am Dienstag Benfica Lissabon und der FC Chelsea (20.45/im Liveticker auf abendblatt.de) gegenüber.
Für Cristiano Ronaldo, Mesut Özil und Co. muss dabei ein Satz von Nikosias Achtelfinal-Held Dionisios Chiotis wie Hohn in den Ohren klingen. „Ich bin erst einmal froh, dass wir nicht gegen den FC Barcelona spielen“, sagte der Keeper augenzwinkernd. Wohl wissend, dass Esteban Solari als derzeit bestbezahlter APOEL-Profi in einem Jahr bei weitem nicht das verdient, was Real-Star Cristiano Ronaldo (13 Millionen Euro per anno) in einer Woche einstreicht.
Gegen die Ablösesumme des Portugiesen (94 Millionen Euro) erscheint der bisherige Rekord-Transfer des Meisters Zyperns geradezu lächerlich: 700.000 Euro wurden 2010 für den Brasilianer Ailton an Kopenhagen bezahlt. Die APOEL-Fans planen sogar, Ronaldo auf ihre Weise zu irritieren. Immer wenn er den Ball hat, wollen sie in Anspielung auf den Barca-Rivalen „Lionel Messi“ skandieren.
+++ Real Madrid und Chelsea erreichen das Viertelfinale +++
Chiotis macht sich über derlei Unverhältnismäßigkeiten wenig Gedanken. Der Mann mit der imposanten schwarzen Haarpracht hatte mit seinen Paraden im Achtelfinal-Rückspiel gegen Olympique Lyon (4:3 im Elfmeterschießen) den Weg für den größten Erfolg in der Fußball-Geschichte des Landes geebnet. Und er hört seitdem auf den Spitznamen „Gott der Ekstase“.
Auch im ungleichen Duell gegen die Königlichen, das von Schiedsrichter Felix Brych aus München geleitet wird, setzen die heimischen Fans wieder auf den Zauber von Chiotis. Der Glaube an das „Wunder reloaded“ lebt: „Vielleicht denken alle, Real Madrid, da haben wir keine Chance. Ich denke nicht so und glaube an den Sieg“, betonte Ailton.
Auch die schwache Nullnummer vom Wochenende gegen den Erzrivalen Omonia Nikosia konnte die Champions-League-Euphorie auf der Urlaubsinsel nicht bremsen. Die meisten Tickets für das 23.000 Zuschauer fassende GSP-Stadion waren binnen 20 Minuten vergriffen.
Mehr als 6000 Fans hatten sich am vergangenen Freitag vor der Geschäftsstelle des Klubs versammelt, um noch eine der letzten 300 Karten zu ergattern. Bei der Vergabe war es zu Problemen gekommen, da windige Geschäftsleute mit Wohnsitz Zypern offenbar größere Kontingente geordert hatten. „Wir haben die Sache mit den Tickets nicht so hinbekommen, wie es hätte sein sollen. Entschuldigung“, sagte APOEL-Präsident Phivos Erotocritou.
Real Madrid, das auf Xabi Alonso (Gelbsperre) verzichten muss, reiste mit einer gehörigen Portion Respekt Richtung Zypern. Nach ihren Sperren in der Liga werden Mourinho auf die Bank sowie Nationalspieler Mesut Özil und Pepe zurückkehren. Besonders der Coach hat an Nikosia nicht die besten Erinnerungen.
„Vor drei Jahren habe ich hier mit Inter Mailand gespielt. Und wir haben in letzter Minute das Gegentor zum 3:3 kassiert. Es gilt, diesen Gegner von Anfang an zu respektieren“, äußerte der Portugiese. Auch Cristiano Ronaldo brennt, denn sein Tore-Schnitt in der Königsklasse (sechs Treffer in sechs Partien) ist noch nicht so gut wie der in der Primera Division (35 Tore nach dem 29. Spieltag).
Benfica Lissabons Legende Eusebio träumt indes 50 Jahre nach dem letzten Europacup-Coup seines Stammklubs vom Champions-League-Triumph 2012. „Chelsea ist auf unserem Niveau“, sagte Eusebio vor dem Hinspiel. Die Engländer setzen im Estadio da Luz auf die ehemaligen Benfica-Profis David Luiz und Ramires. „Sie kennen die Atmosphäre dort und können ihren Kollegen viele hilfreiche Informationen geben“, sagte Chelseas Interimscoach Roberto di Matteo. (sid/abendblatt.de)