Sebastian Vettel muss sich nach seinem verweigerten Renn-Abbruch vor seinem Team Red Bull erklären. Stuck nimmt Inder Karthikeyan in Schutz.

Kuala Lumpur. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel wird sich nach seiner Weigerung, das Rennen in Malaysia vorzeitig abzubrechen, vor seinem Team Red Bull erklären müssen. „Wir werden darüber sprechen“, sagte Teamchef Christian Horner laut Bild-Zeitung und kündigte eine Aussprache bei den Simulator-Tests am Wochenende im Werk in Milton Keynes an.

Vettel hatte sich demnach trotz aussichtsloser Position kurz vor dem Ende des Rennens geweigert, wie von Renningenieur Guillaume Rocquelin mehrmals gefordert aufzugeben. Im Falle des Ausscheidens hätte Red Bull beim nächsten Rennen in China straffrei das Getriebe wechseln dürfen, was sonst mit einer Rückversetzung um fünf Startplätze geahndet wird.

Im offiziellen Statement nach dem Rennen hatte Red Bull sowohl Horner als auch Vettel dahingehend zitiert, dass der Weltmeister die Aufforderung wegen des nicht funktionierenden Boxenfunks nicht gehört habe. Vettel hatte jedoch schon unmittelbar nach dem Rennen im RTL-Interview erklärt: „Man wollte wohl das Auto sparen, aber ich wollte die Zielflagge sehen. Ich hätte reinkommen sollen, aber ich habe gedacht, es gehört sich, zu Ende zu fahren, auch wenn das Auto den Geist aufgibt.“

+++ Weltmeister Vettel auf der Suche nach der alten Dominanz +++

Schon im vergangenen Oktober hatte sich Vettel den Vorgaben seines Teams widersetzt und sich damit Ärger eingehandelt. Trotz klarer Führung war er in der letzten Runde ein Risiko eingegangen und die schnellste Rennrunde gefahren. „Er weiß, dass wir das nicht mögen“, hatte Horner damals gesagt: „Wir haben unser Bestes getan, um ihn einzubremsen, aber wir konnten nichts machen. Wir hätten ihm eine Kuh in den Weg stellen sollen.“ Vettel habe sich entschuldigt, erklärte Horner kurz darauf und konstatierte gnädig, der Weltmeister sei eben „ein Vollblutrennfahrer“.

Stuck nimmt Karthikeyan in Schutz

Unterdessen hält die deutsche Rennfahrer-Legende Hans-Joachim Stuck die Kritik von Sebastian Vettel an dem Inder Narain Karthikeyan für überzogen und gibt dem Formel-1-Weltmeister sogar eine Mitschuld an dem Unfall beim Rennen in Malaysia. „Beim Überholen können Missverständnisse vorkommen. Das muss Sebastian Vettel auch mal lernen. Bei ihm ging es bisher immer nur nach oben, und dass das jetzt nicht so ist, muss er erst mal verkraften“, sagte Stuck im Interview der Nachrichtenagentur dapd.

Vettel hatte Karthikeyan acht Runden vor Schluss überrundet. Dabei berührten sich beide Rennautos und an Vettels Red Bull wurde der linke Hinterreifen aufgeschlitzt. Der 24-Jährige musste an die Box und fiel vom vierten auf den elften Platz zurück. Nach dem Rennen hatte er den Inder als „Gurke“ bezeichnet. Eine Wortwahl, die Stuck nicht korrekt findet, auch wenn er Vettels Enttäuschung verstehen kann: „Solche Ausdrücke sollten natürlich trotzdem nicht fallen.“ Aber „Gurke“ zu sagen, sei laut Stuck immer noch besser als „Arschloch“.

Ironische Forderungen, dass Karthikeyan noch mal in die Fahrschule müsse, hält Stuck für Blödsinn. Ein Unfall wie in Malaysia könne in jedem Rennen passieren, wenn Fahrer überrundet werden. Und zu einer Kollision gehörten immer zwei, sagte Stuck. Deshalb sei auch Vettel in diesem Fall nicht ganz unschuldig. „Wenn Sebastian Vettel mehr Platz gelassen hätte, wäre es nicht passiert. Beide haben zum selben Zeitpunkt beschleunigt. Das kommt mal vor, das ist ein Rennunfall“, sagt Stuck, der Karthikeyan als umsichtigen Fahrer lobt: „Der hat das nicht mit Absicht gemacht. Der muss nicht noch mal zur Führerscheinprüfung.“

Für Stuck war das Rennen in Malaysia beste Werbung für die Formel 1. Deshalb wäre es seiner Meinung nach gar nicht schlecht, künftig eine regelmäßige Regenphase einzubauen. „Alonso hätte nicht gewonnen, wenn es trocken gewesen wäre, und auch Perez wäre nicht Zweiter geworden“, sagte Stuck. (dapd/sid/abendblatt.de)