“Wie im echten Leben gibt es auch hier ein paar Gurken, die rumfahren“, sagte Vettel nac hdem Großen Preis von Malaysia. Späte Strafe für Karthikeyan kein Trost für den Weltmeister

Kuala Lumpur. Es war schon lange dunkel, da hatte sich Sebastian Vettel noch immer nicht ganz beruhigt. Der Weltmeister konnte und wollte dem Inder Narain Karthikeyan nicht verzeihen. „Wie im echten Leben gibt es auch hier ein paar Gurken, die rumfahren“, sagte Vettel fast schon beleidigend und stieß damit auch eine Diskussion über die Formel-1-Tauglichkeit einiger Fahrer an.

Karthikeyan hatte beim Überrunden nicht aufgepasst und mit seinem HRT-Rennwagen an Vettels Red Bull den Hinterreifen aufgeschlitzt. Vettels Rennen in Malaysia war damit ruiniert, der 24-Jährige fiel vom vierten auf den elften Platz zurück. „Der vierte Platz wäre zufriedenstellend gewesen, so aber springt nichts heraus“, sagte Vettel.

Statt der möglichen WM-Führung ist Vettel nach dem zweiten Saisonrennen mit 18 Punkten plötzlich nur noch Sechster. Der Titelverteidiger liegt immerhin 17 Zähler hinter dem überraschenden Sepang-Sieger Fernando Alonso (Spanien) zurück. „Wer vorher darauf gewettet hätte, der hätte sicher sehr viel Geld verdient“, sagte Ferrari-Pilot Alonso.

Dass Karthikeyan als Unfallverursacher von den Sportkommissaren des Automobil-Weltverbandes FIA nachträglich mit einer Zeitstrafe belegt wurde, konnte Vettel auch nicht mehr trösten. Und dem Inder dürfte es egal gewesen sein, er fiel vom 21. auf den 22. und letzten Platz zurück. Dafür gibt es noch nicht mal aus Mitleid Punkte.

Eitel Sonnenschein herrschte dagegen bei Ferrari. Am Tag nach dem Triumph überschütteten die italienischen Zeitungen vor allem Alonso geradezu mit Lobeshymnen. „Alonso ist ein Zauberer, auch wenn die ganze Welt zusammenbricht, verliert er nicht den Kopf“, schrieb Il Giornale. Die Position von Teamchef Stefano Domenicali scheint wieder etwas gefestigter. Es sei auch sein Erfolg, hieß es.

Der zurzeit arbeitslose Formel-1-Rennfahrer Adrian Sutil kann die Euphorie der Italiener verstehen. „Das ist unglaublich, was Ferrari hier gezeigt hat. Das war sensationell“, sagte Sutil als Experte des TV-Senders „Sky“. Auch wenn Vettel der Weltmeister ist – für Sutil steht fest: „Alonso hat gezeigt, dass er für mich der beste Fahrer der Formel 1 ist. Was der aus dem Auto rauszieht, ist magisch.“

Auch der mächtige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der seine sportlichen Führungskräfte nach dem Debakel zum Saisonauftakt in Melbourne zum Rapport nach Maranello bestellt hatte, war endlich einmal wieder rundum zufrieden. „In Sepang hat es geregnet, aber am Ende kam die Sonne für uns heraus“, sagte der Italiener.

Die in Erwägung gezogenen personellen Konsequenzen wird es nun nicht geben. Das heißt für Teamchef Domenicali, dass er vorerst in Ruhe weiterarbeiten kann. „Ich freue mich für ihn und seine Leute, die eine schöne Belohnung für ihre perfekte Arbeit erhalten haben. Es gibt noch eine Menge zu tun, aber dieser Sieg war wichtig für die Moral“, sagte di Montezemolo.

Domenicali will sich von dem Erfolg nicht täuschen lassen. „Ab Montag ist der Druck wieder der gleiche. Es wird sich nichts ändern. Wenn wir in China das nächste schlechte Rennen oder Qualifying liefern, wird die Situation wieder genau gleich sein“, sagte der Italiener, der den Sieg auch nicht dem Auto, sondern dem Fahrer zuschreibt: „Fernando ist ein erstaunliches Rennen gefahren. Wir wollten ihn haben, und heute hat er wieder bewiesen warum.“

Großer Preis von Malaysia

1. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 2:44:51,812 Stunden, 2. Sergio Perez (Mexiko) Sauber-Ferrari 0:02,263 Minuten zurück, 3. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 0:14,591, 4. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 0:17,688, 5. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus-Renault 0:29,456, 6. Bruno Senna (Brasilien) Williams-Renault 0:37,667, 7. Paul di Resta (Großbritannien) Force-India-Mercedes 0:44,412, 8. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrari 0:46,985, 9. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 0:47,892, 10. Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes 0:49,996, 11. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 1:15,527, 12. Daniel Ricciardo (Australien) Toro-Rosso-Ferrari 1:16,828, 13. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:18,593, 14. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Mercedes 1:19,719, 15. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 1:37,319, eine Runde zurück: 16. Witali Petrow (Russland) Caterham-Renault, 17. Timo Glock (Wersau) Marussia-Cosworth, 18. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham-Renault, zwei Runden zurück: 19. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams-Renault, 20. Charles Pic (Frankreich) Marussia-Cosworth, 21. Pedro de la Rosa (Spanien) Hispania-Cosworth, 22. Narain Karthikeyan (Indien) Hispania-Cosworth

schnellste Rennrunde: Kimi Räikkönen 1:40,722 Minuten (53. Runde)

ausgeschieden: Kamui Kobayashi (Japan) Sauber-Ferrari, Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Renault (SID)