Karthikeyan hatte beim Überrunden nicht aufgepasst und mit seinem HRT-Rennwagen an Vettels Red Bull den Hinterreifen aufgeschlitzt. Vettels Rennen in Malaysia war damit ruiniert, der 24-Jährige fiel vom vierten auf den elften Platz zurück. „Der vierte Platz wäre zufriedenstellend gewesen, so aber springt nichts heraus“, sagte Vettel.

Kuala Lumpur. Er zeigte den Mittelfinger Richtung Narain Karthikeyan, schimpfte nach dem Großen Preis von Malaysia über die "fahrende Gurke" aus Indien. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel steht im Visier der FIA. Wird der Red-Bull-Pilot sogar gesperrt?

Es war schon lange dunkel, da hatte sich Vettel noch immer nicht ganz beruhigt. Der Heppenheimer konnte und wollte dem Inder Narain Karthikeyan nicht verzeihen. „Wie im echten Leben gibt es auch hier ein paar Gurken, die rumfahren“, sagte Vettel fast schon beleidigend und stieß damit auch eine Diskussion über die Formel-1-Tauglichkeit einiger Fahrer an.

Karthikeyan hatte beim Überrunden nicht aufgepasst und mit seinem HRT-Rennwagen an Vettels Red Bull den Hinterreifen aufgeschlitzt. Vettels Rennen in Malaysia war damit ruiniert, der 24-Jährige fiel vom vierten auf den elften Platz zurück. „Der vierte Platz wäre zufriedenstellend gewesen, so aber springt nichts heraus“, sagte Vettel.

Statt der möglichen WM-Führung ist Vettel nach dem zweiten Saisonrennen mit 18 Punkten plötzlich nur noch Sechster. Der Titelverteidiger liegt immerhin 17 Zähler hinter dem überraschenden Sepang-Sieger Fernando Alonso (Spanien) zurück. „Wer vorher darauf gewettet hätte, der hätte sicher sehr viel Geld verdient“, sagte Ferrari-Pilot Alonso.

Dass Karthikeyan als Unfallverursacher von den Sportkommissaren des Automobil-Weltverbandes FIA nachträglich mit einer Zeitstrafe belegt wurde, konnte Vettel auch nicht mehr trösten. Und dem Inder dürfte es egal gewesen sein, er fiel vom 21. auf den 22. und letzten Platz zurück. Dafür gibt es noch nicht mal aus Mitleid Punkte.

Eitel Sonnenschein herrschte dagegen bei Ferrari. Am Tag nach dem Triumph überschütteten die italienischen Zeitungen vor allem Alonso geradezu mit Lobeshymnen. „Alonso ist ein Zauberer, auch wenn die ganze Welt zusammenbricht, verliert er nicht den Kopf“, schrieb Il Giornale. Die Position von Teamchef Stefano Domenicali scheint wieder etwas gefestigter. Es sei auch sein Erfolg, hieß es.

Der zurzeit arbeitslose Formel-1-Rennfahrer Adrian Sutil kann die Euphorie der Italiener verstehen. „Das ist unglaublich, was Ferrari hier gezeigt hat. Das war sensationell“, sagte Sutil als Experte des TV-Senders „Sky“. Auch wenn Vettel der Weltmeister ist – für Sutil steht fest: „Alonso hat gezeigt, dass er für mich der beste Fahrer der Formel 1 ist. Was der aus dem Auto rauszieht, ist magisch.“

Auch der mächtige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der seine sportlichen Führungskräfte nach dem Debakel zum Saisonauftakt in Melbourne zum Rapport nach Maranello bestellt hatte, war endlich einmal wieder rundum zufrieden. „In Sepang hat es geregnet, aber am Ende kam die Sonne für uns heraus“, sagte der Italiener.

Die in Erwägung gezogenen personellen Konsequenzen wird es nun nicht geben. Das heißt für Teamchef Domenicali, dass er vorerst in Ruhe weiterarbeiten kann. „Ich freue mich für ihn und seine Leute, die eine schöne Belohnung für ihre perfekte Arbeit erhalten haben. Es gibt noch eine Menge zu tun, aber dieser Sieg war wichtig für die Moral“, sagte di Montezemolo.

Domenicali will sich von dem Erfolg nicht täuschen lassen. „Ab Montag ist der Druck wieder der gleiche. Es wird sich nichts ändern. Wenn wir in China das nächste schlechte Rennen oder Qualifying liefern, wird die Situation wieder genau gleich sein“, sagte der Italiener, der den Sieg auch nicht dem Auto, sondern dem Fahrer zuschreibt: „Fernando ist ein erstaunliches Rennen gefahren. Wir wollten ihn haben, und heute hat er wieder bewiesen warum.“

Breitere Formel-1-Spitze ein Vorteil für Vettel?

Ein Mercedes, der auf einer Runde mit der Spitze mithält, im Rennen aber im Mittelfeld verschwindet. Ein Ferrari, der verspottet wurde und nun die WM anführt. Ein Red Bull, mit dem Sebastian Vettel seine Qualifikationsstärke nicht ausspielen kann. Und jede Menge Emporkömmlinge, die den Top-Teams das Leben schwer machen können. Die ersten beiden Formel-1-Rennen haben mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben.

Was ist los mit Vettels Red Bull?

Vor allem in der Qualifikation hapert es. Sowohl beim Auftakt in Australien als auch eine Woche später in Malaysia kam Vettel jeweils nur auf Platz 6. Zum Vergleich: In seinen beiden Weltmeister-Jahren holte Vettel insgesamt 25 Mal die Pole. „Es ist ziemlich klar, dass sie im vergangenen Jahr einen großen Vorteil hatten mit dem angeblasenen Diffusor“, sagte Lewis Hamilton über die Konstruktion, bei der Auspuffluft auf das Heck des Wagens geleitet wurde, um die Bodenhaftung zu verbessern. Dadurch konnte Vettel auch in Kurven schneller fahren. „Nun haben sie ihn nicht mehr“, betonte Hamilton. Tatsächlich klagte Vettel an beiden Rennwochenenden über die fehlende Balance das Wagens.

Was ist los mit dem Silberpfeil von MercedesAMG?

Der Wagen kann auf einer schnellen Runde inzwischen ganz vorn mitmischen. Michael Schumacher belegte dies mit den Plätzen vier und drei in den Qualifikationen in Melbourne und Sepang. Im Rennen fährt der Mercedes aber hinterher. „Seltsam“, findet das Nico Rosberg. Vor allem der Reifenverschleiß bereitet Kopfzerbrechen. Die findige Mercedes-Konstruktion, bei der Luft vom Heckflügel nach vorn geleitet wird, um die Stabilität des Autos zu steigern, macht sich im Rennen auch nicht so bemerkbar.

Inwiefern wird das Abschneiden mit Mercedes in den kommenden Rennen Schumachers Entscheidung für eine Fortsetzung oder das Ende seiner Karriere beeinflussen?

In den ersten beiden Rennen kam bei dem 43-Jährigen viel Pech dazu: Getriebeschaden in Australien, der Schubser eines Rivalen in Malaysia. Allerdings wäre auch ohne den Dreher wohl nicht viel drin gewesen. Ob nur die Hoffnung auf weitere Verbesserungen des Silberpfeils reicht, darf zumindest bezweifelt werden. Teamchef und Wegbegleiter Ross Brawn hatte vor der Saison avisiert, dass man in Sachen Schumacher womöglich nach dem ersten Drittel den weiteren Weg abschätzen könnte. Schumacher bekräftigt derzeit immer wieder, dass das Auto deutlich besser sei als im Vorjahr.

Ist McLaren gar nicht so stark?

In Malaysia zeigte das britische Team mit Hamilton und Jenson Button in der Qualifikation auf trockener Strecke seine Stärke. Wie in Australien Platz eins für Hamilton und zwei für Button. Im Regenrennen warf Hamilton ein schlechter Boxenstopp zurück. Button, eigentlich versierter Regenfahrer, leistete sich einen Fehler und wurde nur 14. Bei normalen Verhältnissen dürften beide das Tempo vorgeben.

Kann Vettel davon profitieren, wenn das Feld enger beisammen liegt?

Durchaus. Je mehr Fahrer vorne mitmischen, umso geringer ist die Chance, dass einer enteilen kann, wie Vettel im vergangenen Jahr.

Haben die Teams noch mal Gelegenheit zu testen?

Ja. In diesem Jahr sind erstmals wieder während der Saison Testfahrten erlaubt. Sie werden vom 1. bis 3. Mai im italienischen Mugello stattfinden.

Großer Preis von Malaysia

1. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 2:44:51,812 Stunden, 2. Sergio Perez (Mexiko) Sauber-Ferrari 0:02,263 Minuten zurück, 3. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 0:14,591, 4. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 0:17,688, 5. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus-Renault 0:29,456, 6. Bruno Senna (Brasilien) Williams-Renault 0:37,667, 7. Paul di Resta (Großbritannien) Force-India-Mercedes 0:44,412, 8. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrari 0:46,985, 9. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 0:47,892, 10. Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes 0:49,996, 11. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 1:15,527, 12. Daniel Ricciardo (Australien) Toro-Rosso-Ferrari 1:16,828, 13. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:18,593, 14. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Mercedes 1:19,719, 15. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 1:37,319, eine Runde zurück: 16. Witali Petrow (Russland) Caterham-Renault, 17. Timo Glock (Wersau) Marussia-Cosworth, 18. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham-Renault, zwei Runden zurück: 19. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams-Renault, 20. Charles Pic (Frankreich) Marussia-Cosworth, 21. Pedro de la Rosa (Spanien) Hispania-Cosworth, 22. Narain Karthikeyan (Indien) Hispania-Cosworth

schnellste Rennrunde: Kimi Räikkönen 1:40,722 Minuten (53. Runde)

ausgeschieden: Kamui Kobayashi (Japan) Sauber-Ferrari, Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Renault

Mit Material von dapd und sid