Der neue Bundestrainer hat sich vorgestellt. „Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass ich Teil der Entwicklung in Deutschland war“, sagt er.
Berlin. Ein Augenzwinkern hier, ein Lächeln da, und ansteckend gute Laune: Rückkehrer Svetislav Pesic war bei seiner Vorstellung als neuer Basketball-Bundestrainer gleich wieder voll in seinem Element. Selbstbewusst wie eh und je präsentierte sich der 62-Jährige in seiner zweiten Heimat Berlin. Fast dachte man, der Serbe sei nie weggewesen.
„Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass ich Teil der Entwicklung des Basketballs in Deutschland war“, sagte Pesic, der seinen Posten vor 19 Jahren nach dem Gewinn des EM-Titels im eigenen Land geräumt hatte. Jetzt ist der Erfolgscoach zurück, auf seinen Star muss Pesic aber noch etwas warten. Doch die Hoffnung auf eine Rückkehr von Dirk Nowitzki in die deutsche Nationalmannschaft ist da.
„Nowitzki ist immer ein Thema, immer interessant“, sagte Pesic. Bei seinen Planungen für die EM-Qualifikation im Sommer hat der Nachfolger von Dirk Bauermann den NBA-Champion von den Dallas Mavericks allerdings nicht auf dem Zettel. „Ich rechne nicht mit ihm. Er soll sich mal richtig erholen. Mental und physisch. Er soll sich auf seinen Job bei den Mavericks konzentrieren.“
57-Punkte-Mann Williams bald an der Seite von Nowitzki?
Pesic, der in seiner Heimat weiterhin als Trainer von Roter Stern Belgrad arbeiten wird, hat sich mit dem Deutschen Basketball Bund (DBB) zunächst auf einen Vertrag bis zum Ende der EM-Qualifikation geeinigt. Danach will man sich Jahr für Jahr neu zusammensetzen und plant bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro.
Die Doppelfunktion soll es ab dem kommenden Jahr nicht mehr geben, Pesic will sich voll und ganz auf die deutsche Mannschaft konzentrieren. „Ich denke, der DBB braucht einen hauptamtlichen Trainer“, sagte Pesic am Dienstag. Genauso sieht es DBB-Präsident Ingo Weiss. „Wir wünschen uns danach einen 24-Stunden-Trainer. Wobei das bei Sveti eher 48 Stunden sind.“
Weiss hatte nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Jahr unmittelbar nach der EM in Litauen Kontakt zu Pesic aufgenommen, von der Verpflichtung ist der Präsident voll und ganz überzeugt. „Wir haben in Sevtislav Pesic einen absoluten Kenner der Basketballszene in Deutschland. Wir haben einen Bundestrainer, der über wahnsinnige Erfahrung, über Erfolge verfügt und der den Basketball in Deutschland auf Trab halten wird. Eigentlich hätte ich es ganz gerne, dass er bei uns in Rente geht.“
Für Pesic ist besonders wichtig, dass seine Nationalspieler in den Klubs genügend Einsatzzeit bekommen. „Die Bundesliga ohne deutsche Profis ist wie Salz ohne Suppe“, so Pesic: „Das Wichtigste ist: Vertrauen, Vertrauen, Vetrauen.“ Die Bundesliga will Pesic in den kommenden Monaten intensiv im Fernsehen verfolgen und natürlich viel zwischen Belgrad und Deutschland pendeln. „Alle Spieler stehen unter Beobachtung.“
Das Ziel für die Anfangsphase seines zweiten Engagements beim DBB ist klar. „Sportlich gesehen müssen wir uns qualifizieren. Der deutsche Basketball muss bei großen Turnieren immer dabei sein. Das klingt einfach, ist es aber nicht“, sagte Pesic. Doch der Neue denkt schon einen Schritt weiter. „Qualifizieren allein reicht mir nicht. Ich möchte sehen, wer in Zukunft Verantwortung für die Entwicklung der Nationalmannschaft tragen kann.“
Mit Nowitzki hat Pesic bislang noch nicht gesprochen. Der Erfolgscoach will aber auf jeden Fall Kontakt zum Würzburger aufnehmen. Wichtig für ein Comeback des deutschen Basketballstars sei eine Perspektive. „Wenn Nowitzki sieht, dass die neue Mannschaft Qualität hat, Teamgeist, und sich entwickelt, dass er etwas Positives erleben kann mit der Nationalmannschaft, dann wird er selber anrufen“, sagte Pesic.
Lange überlegen musste Pesic nach der Anfrage des DBB nicht, auch wenn er in den vergangenen Jahren einige Anfragen verschiedener Verbände abgelehnt hatte. „Ich hatte keine Motivation, andere Nationalmannschaften als die aus Serbien und Deutschland zu trainieren.“ Einen speziellen Antrieb habe er nicht. „Es gibt nicht nur einen Grund, es gibt viele Gründe. Was soll ich denn anderes machen als Basketball?“ (sid)