Das Halbfinale ist das erklärte Ziel für die Holländer, die Wiedergutmachung für die vergangenen Enttäuschungen betreiben wollen.

Köln/Den Haag. Als offizielles Ziel für Südafrika gilt das WM-Halbfinale, insgeheim aber träumt Oranje weiter vom ersten großen Titel seit dem Gewinn der Europameisterschaft 1988. «Unser Anspruch muss es sein, das Höchste zu erreichen. Wir haben den Ehrgeiz, das zu schaffen», sagte Bondscoach Bert van Marwijk nach der überzeugenden WM-Qualifikation. Erstmals in der Verbandsgeschichte sicherte sich Oranje das WM-Ticket mit weißer Weste.

Doch eine Favoritenrolle wollen die Niederlande trotzdem nicht übernehmen. Zu nah sind noch die Erinnerungen an den schmerzhaften EM-K.o. im Viertelfinale 2008, als die Elftal mit attraktivem Fußball die Herzen der Zuschauer eroberte und trotzdem an Russland scheiterte. Englands Fußball-Idol Gary Lineker hatte als BBC-Experte recht behalten: «Vor Oranje muss sich niemand fürchten. Die schalten sich, so wie immer, selbst aus.»

Doch van Marwijk hat aus den Fehlern seines unerfahrenen Vorgängers Marco van Basten gelernt. So wird es unter dem ehemaligen Dortmunder Coach anders als bei der WM 2006 und der EM vor zwei Jahren keine Gratisreisen für die Freundinnen und Ehefrauen der Spieler nach Südafrika geben.

Van Marwijk hat für Ruhe im mit Stars gespickten Kader gesorgt. Vor allem Asse wie Arjen Robben (Bayern München), Wesley Sneijder (Inter Mailand), Robin van Persie (FC Arsenal), Klaas Jan Huntelaar (AC Mailand) und Rafael van der Vaart (Real Madrid) versetzen viele Abwehrreihe in Angst und Schrecken.

Da konnte es sich van Marwijk sogar leisten, einen klangvollen Namen wie Ruud van Nistelrooy (Hamburger SV) zu Hause zu lassen. Die Bundesliga ist stattdessen durch Robben, van Marwijks Schwiegersohn Mark van Bommel (Bayern München), Khalid Boulahrouz (VfB Stuttgart), Joris Mathijsen (Hamburger SV) und Eljero Elia (Hamburger SV) gut vertreten.

Der Konkurrenzkampf um die Plätze in der Anfangsformation der Elftal ist eröffnet. So kämpfen zum Beispiel in der Verteidigung Andre Ooijer, Khalid Boulahrouz und Edson Braafheid um die Stammplätze.

Ex-Nationalspieler Patrick Kluivert hat Vertrauen in die Auswahl, die laut Bondscoach van Marwijk eine gesunde Mischung aus «Talent, Erfahrung und Form» enthält: «Oranje in Bestform kann durch die Qualität der Auswahl und dem Hunger nach Erfolg das Finale erreichen. Ein Problem kann durch die jungen Spieler mangelnde Erfahrung sein. Doch Unbefangenheit kann auch der Schlüssel zum Erfolg sein.» Und der ist bekanntlich das einzige Mittel, um Kritikern wie Lineker den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Der WM-Kader

Tor

1 Maarten Stekelenburg, Ajax Amsterdam, 22.09.1982

16 Michel Vorm, FC Utrecht, 20.10.1983

22 Sander Boschker, Twente Enschede, 20.10.1970

Abwehr:

2 Gregory van der Wiel, Ajax Amsterdam, 03.02.1988

3 John Heitinga, FC Everton, ENG, 15.11.1983

4 Joris Mathijsen, Hamburger SV, GER, 05.04.1980

5 Giovanni van Bronckhorst, Feyenoord Rotterdam, 05.02.1975

12 Khalid Boulahrouz, VfB Stuttgart, GER, 28.12.1981

13 André Ooijer, PSV Eindhoven, 11.07.1974

15 Edson Braafheid, Celtic Glasgow, SCO, 08.04.1983

Mittelfeld:

6 Mark van Bommel, Bayern München, GER, 22.04.1977

8 Nigel de Jong, Manchester City, ENG, 30.11.1984

10 Wesley Sneijder, Inter Mailand, ITA, 09.06.1984

14 Demy de Zeeuw, Ajax Amsterdam ,26.05.1983

18 Stijn Schaars ,AZ Alkmaar, 11.01.1984

20 Ibrahim Afellay, PSV Eindhoven, 02.04.1986

23 Rafael van der Vaart, Real Madrid, ESP, 11.02.1983

Angriff:

7 Dirk Kuyt, FC Liverpool, ENG, 22.07.1980

9 Robin van Persie, FC Arsenal, ENG, 06.08.1983

11 Arjen Robben, Bayern München, GER, 23.01.1984

17 Eljero Elia, Hamburger SV, GER, 13.02.1987

19 Ryan Babel, FC Liverpool, ENG, 19.12.1986

21 Klaas-Jan Huntelaar, AC Mailand, ITA, 12.08.1983

Trainer:

Bert van Marwijk, 19.05.1952