Mailands Trainer Mourinho arbeitete einst als Assistent von Bayern-Coach van Gaal. Jetzt kommt es zum Wiedersehen im Finale von Madrid.
München. Das Finale der Champions-League steigt erstmals seit 2004 (Porto besiegte den AS Monaco) wieder ohne spanische oder englische Beteiligung. Die Teams der stärksten Ligen in Europa schauen in diesem Jahr nur zu, wenn am 22. Mai das Endspiel in Madrid ausgespielt wird.
Der FC Bayern München hat mit Inter Mailand seinen Wunschgegner erhalten und rechnet sich gute Chancen aus. „Inter liegt uns etwas mehr“, erklärte Nationalspieler Philipp Lahm am Donnerstag nach dem Einzug der Italiener ins Endspiel der europäischen Königsklasse. Das Team um den früheren Bayern-Abwehrchef Lucio hatte sich am Mittwochabend trotz einer 0:1-Auswärtsniederlage beim FC Barcelona gegen den Titelverteidiger durchgesetzt. „Jetzt kommt die schönste Zeit der Saison. Champions-League-Finale, Pokalfinale, in der Bundesliga ganz oben – wem würde das keinen Spaß machen?“, sagte Lahm.
Mourinho: „Bayern ist ein Vorbild“
Das Finale zwischen Inter und den Bayern ist auch das Aufeinandertreffen der Trainerfüchse Jose Mourinho und Louis van Gaal. Unmittelbar nach dem Sprung ins Endspiel hat Inter-Coach Mourinho den deutschen Rekordmeister als beispielhaften Fußball-Klub gerühmt. „Bayern ist ein Vorbild für viele Vereine“, sagte Mourinho nach der Niederlage beim Vorjahres-Sieger Barcelona, die den Italienern nach dem 3:1 im Hinspiel zum Final-Einzug reichte.
Der Portugiese lobte vor allem das Festhalten an seinem ehemaligen Lehrmeister Louis van Gaal, unter dem er einst in Barcelona als Assistent arbeitete. „Er ist ein ganz hervorragender Trainer, das weiß ich genau“, sagte Mourinho: „Die Bayern haben in dieser Saison nicht gut begonnen und haben sich in einer schweren Situation befunden, aber sie haben die Ruhe bewahrt. Und nun stehen sie im Finale der Champions-League, im Pokalendspiel und sind Erster in der Liga. Dank Louis van Gaal.“
Wer der Favorit im Endspiel am 22. Mai in Madrid ist, wollte Mourinho am Mittwoch nicht beurteilen. „Die Bayern hatten sicher einen leichteren Weg ins Finale als wir. Wir haben gegen Chelsea gespielt und insgesamt vier Mal gegen Barcelona“, sagte er: „Aber sie stehen im Finale, und nur das zählt. Bayern ist eine große Mannschaft mit einem großartigen Trainer, großer Tradition und einer Menge Champions-League-Erfahrung. Ich denke, die Chancen stehen 50:50.“ Dass Franck Ribery bei den Münchnern gesperrt fehlen wird, empfindet der Portugiese als „schade“.
Lucio: „Keine Rache“ gegen Bayern
Der brasilianische Nationalverteidiger Lucio hegt vor dem Duell gegen seinen Ex-Klub Bayern München keine Rachegelüste.
„Ich denke nicht an Rache“, sagte der Innenverteidiger, der im vergangenen Sommer nach fünf Jahren in München zu Inter gewechselt war und anschließend von einem „respektlosen Abschied“ gesprochen hatte.
„Das Spiel in Madrid ist für mich ein ganz Besonderes“, sagte Lucio: „Aber nicht, weil es gegen Bayern geht, sondern weil es ein Endspiel ist. Es ist ja ohnehin nicht mehr genau die Mannschaft, in der ich gespielt habe, weil es seit Sommer doch viele Veränderungen gegeben hat“. Wer im Finale die Favoritenrolle trägt, wollte Lucio nicht beurteilen, „aber dass Franck Ribery bei den Bayern fehlt, ist sicher ein Vorteil für uns“.
Deutschland winkt vierter Champions-League-Startplatz
Durch den Erfolg der Münchner winkt Deutschland indes ein vierter Champions-League-Startplatz. Die Bundesliga hat erstmals seit vielen Jahren in der Fünfjahreswertung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) Italien von Rang drei verdrängt.
Sollte Deutschland diesen Platz bis zum Ende der Saison behaupten, könnte die Bundesliga ab der Saison 2011/12 wieder vier Starter in der Champions-League stellen. Davon wären die ersten Drei direkt in der Königsklasse vertreten, der Tabellenvierte würde in die Qualifikationsrunde gehen.
Allerdings hat die italienische Serie A noch die Möglichkeit vorbeizuziehen, sollte Inter Mailand das Champions-League-Finale gegen die Bayern gewinnen und der Hamburger SV heute im Halbfinal-Rückspiel beim FC Fulham (Hinspiel 0:0) ausscheiden.
Für einen Sieg fließen zwei Punkte, für ein Unentschieden ein Zähler in die Wertung ein. Zusätzlich gibt es für das Erreichen der nächsten Runde einen Bonuspunkt. Die Gesamtzahl der Punkte wird anschließend durch die Zahl der teilnehmenden Mannschaften des jeweiligen Landes dividiert. An der Spitze der Wertung liegt weiterhin England vor Spanien.