Ein gegebenes Abseitstor für Inter und ein nicht erkannter Elfer - für Barcas Xavi steht fest: „Der Schiri ist Portugiese, genau wie Mourinho.“
Mailand/Barcelona. Nach der 1:3-Pleite im Halbfinal-Hinspiel der Champions League bei Inter Mailand wittern Titelverteidiger FC Barcelona und spanische Medien die Verschwörung einer Portugal-Connection. „Der Schiedsrichter ist Portugiese, genau wie Mourinho“, sagte der sonst so besonnene Xavi und schimpfte wie ein Rohrspatz. Der kleine Spielmacher war kaum zu beruhigen, ließ nach dem Spiel im Kabinengang seinen Unmut an Referee Olegario Benquerenca aus und legte sich auch mit Inter-Coach Jose Mourinho an.
Das Tor zum 3:1 (1:1)-Endstand für Inter durch Diego Milito (61.) fiel aus klaren Abseitsposition, kurz vor Spielende übersah der Unparteiische ein Foul an Barca-Verteidiger Dani Alves im Strafraum der Mailänder; der Gästespieler wurde sogar wegen einer angeblichen „Schwalbe“ verwarnt.
„Überfall von Mourinho!“, titelte AS und Sport schrieb: „Raub auf italienische Art. Inter und der Schiedsrichter schlagen Barcelona. Ein unsäglicher Olegario Benquerenca.“ Das ohnehin eher Real Madrid zugewandte Marca kommentierte: „Mou erteilt Pep (Guardiola, d. Red.) eine Lektion.“
Der auch unter normalen Umständen vor Selbstvertrauen strotzende Mourinho stellte sich voller Stolz den Medien, zeigte aber auch Verständnis für Xavis Wutanfall. „Es ist schwierig zu verlieren, wenn man es nicht gewohnt ist. Ich bin auch ein bisschen so. Ich kann Xavi nicht böse sein, ich vergöttere ihn seit 15 Jahren.“
Mourinho hatte leicht reden. Sein perfekt eingestelltes Team nahm Xavi und Weltfußballer Lionel Messi nahezu komplett aus dem Spiel. Das 0:1 durch Pedro Rodriguez (19.) glich Wesley Sneijder (30.) noch vor der Pause aus. Kurz nach Wiederanpfiff nutzte Maicon die Vorarbeit des starken Milito zum 2:1 (48.), 13 Minuten später folgte das Abseitstor.
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Wie der Treffer fiel, war der schreibenden Zunft Italiens naturgemäß egal. Die Gazzetta dello Sport beschrieb Mourinhos Truppe als Marsmenschen und der Corriere dello Sport schwärmte von einem Inter, wie man es noch nicht gesehen habe.
Während Barcelonas Trainer Josep Guardiola gebetsmühlenartig davon sprach, dass noch nichts verloren sei, übte sich sein Amtskollege Jose Mourinho in seiner Lieblingsdisziplin: Eigenlob. „Als ich hier ankam, war Inter ein kleines Team der Champions League. Sie hatten Angst vor dem Spielen. Jetzt haben wir die Chance, das beste Team der Welt zu schlagen. Inter ist jetzt ein großes Team der Champions League.“
Die große Party verdarb den Inter-Fans einzig der 19 Jahre alte Stürmer Mario Balotelli. Seit der Jungstar sich mit einem Trikot des AC Mailand fotografieren ließ, ist die Stimmung angespannt. Balotellis lustlose Leistung nach seiner Einwechslung brachte dann sogar Mourinho auf die Palme: „Es war das zweitwichtigste Match des Vereinsfußballs und jeder kam völlig fertig vom Platz. Nur einer hätte mehr tun müssen, um dem Team zu helfen.“
Der italienische U21-Nationalspieler reagierte am Dienstagabend gestenreich auf die Pfiffe der Inter-Tifosi, nach Ende des Spiels zog er empört sein Trikot aus und warf es zu Boden. Die Quittung bekam Balotelli weit nach dem Schlusspfiff, als er von Inter-Anhängern in der Tiefgarage des Giuseppe-Meazza-Stadions angegriffen wurde. Erst als Präsident Massimo Moratti zur Hilfe eilte, ergriffen die Ultras die Flucht.