Inter Mailand verliert zwar mit 0:1 in Barcelona, zieht aber trotzdem ins Finale ein. Am 22. Mai kommt es zum Duell mit Bayern München.
Barcelona. Mit zehn Spielern hat Inter Mailand den Sturmlauf von Cup-Verteidiger FC Barcelona gestoppt und fordert nun im Endspiel der Champions League den FC Bayern München. Acht Tage nach dem 3:1-Sieg im heimischen Giuseppe Meazza-Stadion verlor Italiens Fußball-Meister am Mittwochabend im Halbfinal-Rückspiel vor 90.000 Zuschauern im Camp-Nou-Stadion zwar mit 0:1 (0:0), zog aber erstmals seit 1972 wieder in ein europäisches Landesmeister-Finale ein. Der Treffer von Gerard Pique in der 84. Minute war zu wenig für Barcelona.
Im Finale trifft das Team von Trainer Jose Mourinho, das in einer wahren Abwehrschlacht Thiago Motta (28.) durch eine umstrittene Rote Karte verlor, am 22. Mai in Madrid auf die Münchner, die sich am Dienstag mit 3:0 bei Olympique Lyon das Final-Ticket gesichert hatten. Damit kommt es für die Bayern zu einem Wiedersehen mit ihrem früheren Abwehrchef Lucio, der vor Beginn dieser Saison in die Serie A gewechselt war.
In den bisherigen Europacup-Duellen gegen Inter Mailand behielten die Bayern die Oberhand. So feierten die Münchner in der Gruppenphase der Champions League 2006/2007 einen 2:0-Sieg in San Siro. Legendär war eine Partie im Achtelfinale des UEFA-Pokals 1988/89: Damals folgte einer 0:2-Niederlage im Olympiastadion ein 3:1-Auswärtssieg, der als „Wunder von Mailand“ in die Geschichte einging.
Einen bitteren Abend erlebte Barcelonas Weltfußballer Lionel Messi, der auch in seinem siebten Spiel gegen ein von Mourinho betreutes Team leer ausging. Mit vier Toren gegen den FC Arsenal hatte der argentinische Wirbelwind seine Mannschaft ganz alleine in die Vorschlussrunde geschossen. Nach dem Halbfinal-K.o. für Barcelona bleibt das Gesetz der Serie bestehen: Noch nie hat ein Titelträger in der Champions League seine Trophäe verteidigen können.
Die Rollen in dem als vorgezogenes Finale bezeichneten Duell waren von Beginn an klar verteilt: Mit dem Zwei-Tore-Polster aus dem Hinspiel im Rücken zogen sich die Italiener weit zurück und machten damit die Räume für Barcelonas Kurzpass-Künstler eng. Darunter litt vor allem Messi, der sich immer wieder in Zweikämpfen gegen Maicon und Co. aufrieb und zunächst nur bei Standardsituationen auf sich aufmerksam machte. Allerdings fehlten im Spiel der Katalanen ohne den verletzten Andres Iniesta häufig auch Tempo und Spielwitz.
Auch als Inter durch den Platzverweis für Thiago Motta wegen eines Ellbogenschlags gegen Sergio dezimiert war, kam der großspurig angekündigte „Sturmlauf des Jahrhunderts“ der Blau-Roten nicht richtig ins Rollen. Mit einer Klasseparade gegen Messi verhinderte Mailands Schlussmann Julio Cesar (32.) zwar den drohenden Rückstand, sonst musste der Brasilianer aber nur selten eingreifen. Wegen Spielverzögerungen bei Abstößen handelte sich Cesar die Gelbe Karte vom belgischen Schiedsrichter Frank de Bleeckere ein.
Im zweiten Durchgang bot sich meist das gleiche Bild: Der Tabellenführer der Serie A baute ein engmaschiges Abwehrnetz auf, in dem sich Barcelonas Millionenstars bis zur 84. Minute immer wieder verfingen. Außer gelegentlichen Entlastungsaktionen hatten die Mailänder im Spiel nach vorne gar nichts zu bieten. So blieb auch der frühere Barca-Stürmer Samuel Eto'o ohne Torchance.