Bei einem Runden Tisch zum Thema Fussball und Gewalt einigten sich DFL, DFB und Politiker auf neue Maßnahmen für mehr Sicherheit.
Berlin. Der deutsche Fußball macht gegen die neuerliche Gewalt in den Bundesliga-Stadien mit einem Zehn-Punkte-Programm mobil. Darauf einigten sich die Verantwortlichen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gemeinsam mit der Politik am Freitag in Berlin bei einem Runden Tisch zum Thema Fußball und Gewalt. DFL-Präsident Reinhard Rauball stellte den Zehn-Punkte-Plan vor: Unter anderem soll es Intensivere, präventive Maßnahmen, eine verbesserte Kommunikation über wissenschaftliche Begleitung, einen Ehrenkodex für Fans und Bewährungsmöglichkeiten für bestrafte Anhänger geben. Nicht auf der Agenda stehen dagegen personengebundene Eintrittskarten oder die Abschaffung von Stehplätzen.
Schon am kommenden 1. Mai solle aus den Fußball-Stadien bei weniger Polizeipräsenz „ein Signal gegen Gewaltbereitschaft“ ausgehen, forderte Bundesinnenminister de Maizière. An diesem Tag sind die Polizeikräfte deutschlandweit wegen befürchteter Krawalle am Rande der Mai-Demonstrationen besonders gefordert. DFL und DFB konnten dabei nur wenig für Entzerrung sorgen. „Das ist der vorletzte Spieltag der Bundesliga“, sagte Rauball. Die Austragung aller Partien an diesem Tag sei wettbewerbsmäßig vorgeschrieben.
In den kommenden Jahren soll es am Maifeiertag aber keine Spiele in der ersten und zweiten Bundesliga mehr geben. Trotz der gültigen Fernsehverträge solle das Spielverbot durchgesetzt und damit die Polizei entlastet werden, versprachen Rauball und DFB-Präsident Theo Zwanziger.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière wertete diese neuen Maßnahmen als klares Zeichen, dass nach den jüngsten Fan-Ausschreitungen in der Bundesliga „auch im Fußball neue Anstrengungen unternommen werden“. Angesichts der jüngsten Ereignisse, als beispielsweise in Berlin rund 150 Hertha-Chaoten nach dem Spiel gegen Nürnberg den Rasen gestürmt hatten, und alarmierender Zahlen zeigte sich de Maizière „froh“ über die neuen Initiativen des Fußballs. Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Länder-Innenminister (IMK), sieht einen „Quantensprung“ in der Zusammenarbeit des Fußballs mit der Polizei.
In der vergangenen Saison hatte es bei den 612 Spielen der 1. und 2. Bundesliga 830 verletzte Personen, davon 229 Polizisten, gegeben. Rund eine Million Einsatzstunden habe die Polizei geleistet, zählte der Innenminister auf. Es gebe 12.000 Problemfans in Deutschland, 3.500 Stadionverbote seien ausgesprochen worden. Insgesamt hätten die Polizei-Einsätze bei Fußball-Spielen 100 Millionen Euro gekostet, ergänzte Ahlhaus.
Die Forderung, beispielsweise der Deutschen Polizeigewerkschaft, dass sich die Bundesliga an diesen Kosten beteiligen soll, lehnte DFL-Chef Rauball erneut ab. „Zur Freude habe ich festgestellt, dass niemand da war in der Runde, der so eine Forderung gestellt hat“, sagte Rauball. De Maizière verwies darauf, dass eine solche Kostenbeteiligung der Vereine nach geltendem Recht nicht möglich sei. „Und eine Gesetzesänderung hat heute niemand ins Spiel gebracht.“