Deutschlands Sportler haben mit dreimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze den Aufstieg zur Nummer eins bei Winter-Paralympics gefeiert.
Whistler. Deutsche Party-Zone Medals Plaza: Vor einem schwarz-rot-goldenen Fahnen-Wald haben Deutschlands Asse in Whistler mit dreimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze den Aufstieg zur Nummer 1 bei Winter-Paralympics gefeiert. Die nordische Skikönigin Verena Bentele aus Tettnang bejubelte am Mittwoch (Ortszeit) ihren dritten Sieg beim dritten Start, Alpin-Veteran Gerd Schönfelder aus Kulmain freute sich über sein 13. Gold wie über sein erstes, und Biathlet Willi Brem aus Germaringen strahlte über seinen insgesamt dritten Erfolg wie ein Schneekönig.
Am bislang erfolgreichsten Tag für die Mannschaft des Deutschen Behindertensportverbandes (DSB) komplettierten Andrea Rothfuß (Mitteltal) als Zweite im Riesenslalom sowie Andrea Eskau (Bergheim) und Josef Giesen (Herzlake) mit ihren dritten Rängen im Biathlon die glänzende Ausbeute. „Das ist in der Geschichte der Winter-Paralympics der goldigste Tag, an den ich mich erinnern kann. Das ist Weltklasse“, befand DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. Und Chef de Mission Karl Quade stimmte in die Jubel-Arien ein: „Unser 'Glory Wednesday'! Es hat wirklich alles gepasst, es ist optimal gelaufen.“
Die 12 Medaillen (7 Gold, 3 Silber, 2 Bronze) nach fünf Wettkampf- Tagen haben den zweiten Platz in der Nationenwertung hinter Russland gefestigt und Deutschland zum erfolgreichsten Land bei Winter- Paralympics gemacht. Seit der Premiere der Spiele 1976 sammelten deutsche Athleten 316 Medaillen und damit vier mehr als die zuvor führenden Norweger. Getrübt wurde die blendende Mittwochs-Bilanz durch die Curler, die gegen Kanada 6:8 verloren und nach der vierten Niederlage im siebten Spiel um das angestrebte Halbfinale bangen.
Die blinde Ausnahmeathletin Verena Bentele hat sich mit ihrem Gold im Biathlon über 12,5 Kilometer schon vor Abschluss der nordischen Wettbewerbe am Sonntag zur Skikönigin gekrönt. „Ich habe noch nie die lange Distanz gewonnen. Jetzt hat's endlich mal geklappt“, sagte sie und trocknete ihre Freudentränen nur mühsam. Ihr Begleitläufer Thomas Friedrich hob sie im Paralympic Park im Callaghan Valley verbal auf ein Podest. „Sie ist einfach ein Goldstück“, sagte der Bonner und streckte bei der Siegerehrung den Kameras drei Finger als Zeichen für die drei Medaillen entgegen.
Nach zwei vierten Plätzen brach auch Willi Brem mit Begleitläufer Florian Grimm endlich den Bann seiner medaillenlosen Zeit. „Wenn man zweimal so knapp vorbeigeschrammt ist wie ich, dann ist das einfach nur ein wunderschönes Gefühl“, sagte der Bayer.
Wenige Kilometer entfernt wurde Gerd Schönfelder am Alpinhang von Whistler Creekside vom Stadionsprecher zur Legende ausgerufen. Der 39-Jährige dominierte die Konkurrenz im Riesenslalom und bejubelte im Zielraum mit einem lauten Juchzer seine 19. Medaille bei Paralympics. „Ein Traum ist wahr geworden“, sagte er erleichtert. Nach der Zieldurchfahrt ließ er sich in den Schnee fallen, reckte seine Ski in die Höhe und küsste sie: „Die gebe ich jetzt nicht mehr her.“ Schönfelder hat damit bei jeder seiner sechs Paralympics-Teilnahmen mindestens einmal Gold gewonnen.
Nicht minder glücklich war die „silberne“ Andrea Rothfuß, die wie im Slalom Zweite geworden war. „Das mit dem Gold haut noch nicht so ganz hin, aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte die 20-Jährige, die bereits 2006 in Turin Riesenslalom-Silber gewonnen hatte. Ein besonderes Kunststück war Andrea Eskau gelungen. Eineinhalb Jahre nach Gold mit dem Handbike bei den Paralympics in Peking gewann die querschnittgelähmte Athletin bei ihrem Winter-Debüt Bronze im Biathlon über 10 Kilometer. „Ein Wahnsinn. Ich hab' eine Medaille. Ich könnte die ganze Zeit heulen vor Freude“, bekannte sie.