Mit dem Erfolg im Riesenslalom polierte der Monoski-Fahrer die deutsche Medaillenbilanz auf viermal Gold und zweimal Silber auf.
Vancouver/Whistler. Einmal in Fahrt, war Martin Braxenthaler nicht mehr zu bremsen: Nicht vom Sauwetter, nicht vom Kampfgericht und schon gar nicht von der Konkurrenz. Bei Starkregen, peitschenden Windböen, offiziell 3,7 Grad Celsius und extrem dichtem Nebel raste der Kulmainer am Dienstag auf dem Alpinhang von Whistler Creekside zu seinem zweiten Paralympics-Gold hintereinander. „Das war ein unglaublicher Tag. Ich habe zwei Starts gehabt, zwei Goldene geholt – das kann man nicht toppen“, sagte der Gesamt-Weltcupsieger. Mit dem Erfolg im Riesenslalom polierte der Monoski-Fahrer die deutsche Medaillenbilanz auf viermal Gold und zweimal Silber auf.
Die deutschen Rollstuhl-Curler um Skip Jens Jäger (Schwenningen) haben ihre Halbfinalchancen trotz einer Niederlage gewahrt. Nach dem 7:6 vor gut 5000 Zuschauern gegen Italien verlor das Team gegen Großbritannien unerwartet hoch mit 2:9 und kassierte die dritte Niederlage im sechsten Spiel. Die erst 17 Jahre alte Debütantin Anna Schaffelhuber fuhr nach Rang vier im Slalom als Siebte klar an Edelmetall im Riesenslalom vorbei.
Den gemischten Gefühlen der Curler setzte Braxenthaler ein emotionales Hoch entgegen. Ihn hatte es nicht einmal irritiert, dass er im zweiten Durchgang 20 Minuten auf seinen Start warten musste, weil der Wind im Zielraum eine Sturzbande umgeworfen und ein Paralympics-Banner abgerissen hatte. „Jacke aus, Brille geputzt – und dann war ich da“, beschrieb er die Situation bevor er sich ritterlich-mutig den Hang hinunterstürzte.
Denn Braxenthaler, der sich zwei Tage zuvor schon mit Slalom-Gold geschmückt hatte, befürchtete gar einen Rennabbruch. „Dann wurde es da oben immer wilder, die Tore wurde auf den Boden gedrückt vom Wind. Dann war es 16.00 Uhr und da fährt man eigentlich keine Alpin-Rennen mehr. Und da habe ich gedacht, jetzt brecht mir den Wettbewerb bloß nicht ab, wo ich so motiviert bin“, erzählte er genauso schnell, wie er gefahren war. Schon am Morgen hatte er mit einer Absage gerechnet, denn „es hat nicht geregnet, es hat geschüttet den ganzen Tag“.
Während er jedoch vorsorglich mit zwei kompletten Garnituren, vier Brillen und vier Paar Handschuhen bestens ausgerüstet war, froren sein Bruder und sein Schwager auf der Tribüne und weichten durch. „Ich hätte es ihnen nicht übelgenommen, wenn sie runter zum Wirt gegangen wäre und ein Bier getrunken hätten und es sich im Fernsehen ausgeschaut hätten“, meinte Braxenthaler.
Derweil flauten die internen Turbulenzen in der Mannschaft des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) nach öffentlicher Schelte und Sabotage-Vorwürfen ab. Frank Höfle, mit 20 Medaillen Deutschlands erfolgreichster Starter bei Winter-Paralympics, distanzierte sich von seiner Kritik an der Förderung des Behindertensports durch Sponsoren. „Ich habe es in dieser Form nicht gesagt und werde größtenteils falsch wiedergegeben, diese negativ wirkende Aussage ist zusammenhangslos“, wehrte sich der 42-Jährige. „Ganz im Gegenteil“ sei er den DBS-Partnern sehr dankbar: „Denn ohne ihre Förderung hätte ich mich nie so intensiv auf die Paralympics vorbereiten können.“
Athletensprecher Höfle war in Medienberichten zitiert worden, er fühle sich „gekauft“, weil er als Mitglied des Top-Teams, das maßgeblich von zwei Groß-Sponsoren finanziert wird, monatlich 1500 Euro bekomme. Das „gekauft“ wies er energisch von sich und betonte vielmehr, „wie elementar wichtig“ diese Förderung sei.