“Deutscher Tag“ in Whistler: Nach Gold im Biathlon gewinnt Verena Bentele auch im Langlauf. Zwei weitere Medaillen gab es im Slalom der Männer.

Whistler. Deutschlands Paralympics-Team geht beim X. Winter-Weltfestival der Behindertensportler zur Attacke über: Zweites Gold für Verena Bentele, zweimal Silber für die Slalom-Asse Gerd Schönfelder und Andrea Rothfuss – es war ein „deutscher Tag“ in Whistler. Die 28-jährige Bentele, blind seit ihrer Geburt, stürmte über die Loipe und triumphierte über 15 Kilometer im freien Stil. Und auf Maria Rieschs olympischem Gold-Hang „Franz's Run“ fuhren Schönfelder und Rothfuss zu Silber. Außerdem sorgte Biathlet Thomas Oelsner mit einem Sabotage-Vorwurf für Unruhe im deutschen Team.

Die Tettnangerin Bentele stieß nach ihrem neunten Triumph bei Paralympics erst einmal einen lauten Freudenschrei aus. „Das werden schon ein bisschen Bentele-Spiele hier“ – sie wusste, dass sie zwei Tage nach Biathlon-Gold im Jagdrennen wieder Großartiges geleistet hatte. Mehr als drei Minuten lagen zwischen ihr und der Russin Ljubow Wasiljewa. Bentele: „Ich wollte unbedingt gewinnen.“ Und es glückte, das dritte deutsche Gold der Spiele in Kanada war perfekt. Deutschland ist im Medaillenspiegel nun schon Zweiter hinter dem mit sechs Goldmedaillen dekorierten Team aus Russland.

Bei Schönfelder und Rothfuss wurde es auf dem Riesch-Hang zweimal Rang zwei. Der armamputierte Kulmainer musste sich lediglich dem Neuseeländer Adam Hall geschlagen geben. Die 21 Jahre alte Lossburgerin Rothfuss, die an der Hand beeinträchtigt ist, ließ im Tanz durch die Stangen von Whistler Creek allein der Kanadierin Lauren Woolstencroft den Vortritt.

Rothfuß war „sehr glücklich. Mir ist der erste Stein vom Herzen gefallen. Was ich mir vorgenommen hatte, ist jetzt schon erreicht.“ Und Schönfelder war einen Tag nach Slalom-Gold des „sitzenden“ Kollegen Martin Braxenthaler restlos obenauf: „Das ist ein Juhu- Silber. Ich habe Silber gewonnen, wenn man vom vierten Platz kommt.“

Fast wäre der 39-Jährige noch nach ganz oben auf das Podest gefahren: Hall wackelte in Durchgang zwei mächtig und stand vor einem Sturz. Schönfelder: „Ich dachte schon, das könnte mir jetzt reichen.“ Tat es nicht, es blieb bei Silber, Chef de Mission Karl Quade war happy. „Ich freue mich sehr über die beiden Silbermedaillen. Beide haben die Nerven behalten.“

Die deutschen Langläufer gingen dagegen leer aus. Im 20-Kilometer- Wettbewerb der Sehbehinderten belegten Willi Brem aus Germaringen und Frank Höfle aus Isny die Plätze vier und fünf. Kanadas Top- Behindertensportler Brian McKeever war in 51:14,7 Minuten nicht zu schlagen. In der Kategorie der Stehend-Läufer wurde der Oberhofer Oelsner Zehnter. Paralympics-Neuling Tino Uhlig aus Baiersbronn im Schwarzwald lag zwei Ränge dahinter.

Höfle, Deutschlands Rekordsieger bei Paralympischen Spielen, war „nicht ganz zufrieden. Ich wollte schließlich eine Medaille gewinnen“, sagte der 42-Jährige. Brem wurde durch einen Sturz um eine bessere Platzierung gebracht: „Das hat mich die Medaille gekostet.“ Der 32-Jährige hatte schon zum Auftakt am Samstag im Biathlon- Jagdrennen Rang vier belegt. Trotzdem sprach er von einem „perfekten Rennen“.

Oelsner sorgte unterdessen für interne Turbulenzen. Zwei Tage nach seinem 14. Platz im Biathlon-Jagdrennen sprach er im ARD-Hörfunk von „Sabotage“. Angeblich soll sein Gewehr von Unbekannten so manipuliert worden sein, dass der fünffache Paralympics-Gewinner beim Schießen entscheidend Zeit verlor. Man glaube ihm, beweisen jedoch könne man nichts, hieß es vonseiten der Mannschaftsleitung.