Der HSV besiegte Anderlecht im Volkspark mit 3:1. Werder Bremen trennte sich von Valencia 1:1, Wolfsburg spielte auch 1:1 bei Rubin Kasan.
Hamburg/Valencia. Das Nordtrio aus der Fußball-Bundesliga hat in der Europa League Kurs auf das Viertelfinale genommen. Der Hamburger SV besiegte im Achtelfinal-Hinspiel den RSC Anderlecht mit 3:1 (2:1), Pokalsieger Werder Bremen wahrte durch ein 1:1 (1:0) beim spanischen Spitzenklub FC Valencia seine Chancen aufs Weiterkommen. Der deutsche Meister Wolfsburg kam beim russischen Champion Rubin Kasan ebenfalls zu einem 1:1 (0:1). Damit erarbeiteten sich die drei Nordklubs eine gute Ausgangsposition für die Rückspiele am kommenden Donnerstag (18. März).
Beim Startelf-Debüt von Superstar Ruud van Nistelrooy hat sich der Hamburger SV zeigte der HSV eine der besten Leistungen seit langem. Der Niederländer war für die Hanseaten beim 3:1 (2:1)-Sieg gegen den RSC Anderlecht zum 2:0 erfolgreich (40.). Joris Mathijsen (23.) und David Jarolim (76.) waren die weiteren Torschützen für die Hamburger. Für van Nistelrooy war es das 61. Europapokaltor, er liegt in der ewigen Torschützenliste bei europäischen Wettbewerben nur noch ein Tor hinter Gerd Müller. Die Freude wurde lediglich durch den Freistoßtreffer von Jonathan Legear (45.) getrübt, der Anderlecht im Rückspiel am kommenden Donnerstag noch eine Chance auf das Weiterkommen lässt.
«Der Sieg war mehr als verdient. Wir hätten sogar noch das vierte Tor machen müssen. Das sind gute Voraussetzungen, aber das wird in Anderlecht noch ein heißer Tanz», sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia: «Um Ruuds Qualitäten im Strafraum wissen wir. Wir müssen jetzt gucken wie bei ihm der Kräfteverschleiß ist. Er hat zum ersten Mal seit langem 90 Minuten gespielt.»
Der Niederländer selbst war mit seiner körperlichen Fitness zufrieden: «Ich war die letzten zehn Minuten etwas müde. Aber ich bin glücklich, dass es geklappt hat.»
Die Hamburger Fans unter den 34.921 Zuschauern hatten schon vor dem Anpfiff Grund zur Freude. Labbadia brachte erstmals den in der Winterpause verplichteten Superstar Ruud van Nistelrooy in der Startformation. Jede seiner Ballberührungen in der Anfangsphase wurde von lauten «Ruud»-Rufen der Anhänger begleitet.
Van Nistelrooy war es auch, der bei Dauerregen und empfindlicher Kälte für die ersten vielversprechenden Angriffsaktionen der Hausherren sorgte. In der zweiten Minute wurde er nach einem Solo am Strafraumrand gecheckt, ein möglicher Freistoßpfiff blieb jedoch aus. Nur 60 Sekunden später parierte Torwart Silvio Proto seinen Schuss aus spitzem Winkel.
Die Partie entwickelte sich in der Folge zu einem unterhaltsamen Spiel, bei dem beide Teams den Weg nach vorne suchten. Neben einigen HSV-Spielern die Anderlecht 1977 im Finale um den Europapokal der Pokalsieger schlagen konnten, verfolgte auch Paolo Guerrero das Spiel auf der Tribüne. Der noch verletzte und unter Flugangst leidende Peruaner war erst am Nachmittag aus seinem Heimatland mit zwei Monaten Verspätung in Hamburg eingetroffen.
Die Spiel entwickelte sich nach verhaltenem Start zu einer Klassepartie. Gäste aus Brüssel wirkten bei ihren schnell vorgetragenen Angriffen immer gefährlich und brachten die HSV-Abwehr insbesondere nach Ballverlusten im Mittelfeld einige Male in Verlegenheit. Der erst 16 Jahre alte «Wunderknabe» Romelu Lukatu prüfte HSV-Torhüter Frank Rost bereits nach fünf Minuten.
Bei der Führung der Norddeutschen half dann aber die belgische Hintermannschaft tatkräftig mit. Ein Befreiungsschlag landete abgefälscht vor den Füßen von Abwehrchef Joris Mathijsen, der sich das Geschenk nicht entgehen ließ und in der 23. Minute sicher verwandelte. Es war der 400. Treffer in der Hamburger Europacup-Historie, bevor van Nistelrooy nach Vorbeit von Eljero Elia aus spitzem Winkel nachlegte.
Den Schock des Gegentores unmittelbar vor der Pause steckten die Hausherren gut weg. Sie versuchten mit aller Macht das dritte Tor zu erzielen, während der belgische Rekordmeister auf den Ausgleich drängte. So entwickelte sich in den zweiten 45 Minuten ein offener Schlagabtausch und das beste Spiel, das die Hamburger Zuschauer in diesem Jahr sehen konnten.
Van Nistelrooy erzielte in der 56. Minute einen weiteren Treffer, der aber zurecht wegen Abseits nicht anerkannt wurde. Petric prüfte Torwart Silvio Prato nach 66 Minuten und verpasste freistehend eine glänzende Gelegenheit in der 72. Minute.
Innenverteidiger David Rozehnal und van Nistelrooy waren die besten Spieler auf Hamburger Seite. Bei Anderlecht gefielen Kanu und Cheikhou Kouyate am besten.
In einer teils hochklassigen, aber auch hektischen Begegnung sorgte Werder-Kapitän Torsten Frings mit einem verwandelten Foulelfmeter, der allerdings umstritten war, in der 24. Minute für die Führung der Gäste. Danach gab es Chancen auf beiden Seiten, doch die Torhüter Tim Wiese und Cesar Sanchez zeigten einige Glanzparaden.
Nach dem Wechsel sah Ever Banega nach einer Tätlichkeit an Marko Marin in der 55. Minute Rot, zwei Minuten später traf Juan Mata in Unterzahl zum Ausgleich. Wiese verhinderte in der Schlussphase eine Niederlage.
In Kasan wahrten die «Wölfe» unterdessen durch ein Traumtor von Zvjezdan Misimovic ihre Chancen. Der sehenswerte Schlenzer des Mittelfeldspielers in der 66. Minute besiegelte das verdiente Unentschieden. Vor nur 9000 Zuschauern bei minus zwölf Grad im Zentralstadion von Kasan hatte Christian Noboa den Führungstreffer für die Gastgeber erzielt (29.).
«Meine Mannschaft hat sich hervorragend aus der Affäre gezogen und ein gute Leistung abgeliefert. Wir dürfen jetzt aber auf keinen Fall nachlässig in das Rückspiel gehen. Kasan hat auch auswärts schon sehr gute Spiele gemacht», sagte VfL-Trainer Lorenz-Günther Köstner.
Kasan erarbeitete sich insbesondere in den ersten 45 Minuten ein leichtes Übergewicht. Zwar überzeugte die ersatzgeschwächte Hintermannschaft der Niedersachsen größtenteils, doch in der Vorwärtsbewegung offenbarte der VfL zunächst große Mängel.
Torjäger Grafite war wegen Adduktorenbeschwerden gar nicht erst nach Russland gereist, sein Sturmpartner Edin Dzeko blieb wegen Problemen mit der Bauchmuskulatur insbesondere vor dem Seitenwechsel unter seinen Möglichkeiten.
Nach Kasans Führungstor gerieten die Wolfsburger gehörig ins Wanken. Nur 120 Sekunden nach dem 1:0 hätte Alexander Bucharow auf 2:0 erhöhen können, fand jedoch im Wolfsburger Ersatztorhüter Marwin Hitz seinen Meister.
In den zweiten 45 Minuten allerdings löste sich die Mannschaft von Trainer Köstner mehr und mehr aus der Umklammerung. Bei einem der zahlreicher werdenden Konter kam Misimovic in der 54. Minute zum Schuss, Ryschikow parierte jedoch zur Ecke. Zwölf Minuten später machte es der Bosnier besser.