Im Achtelfinale trifft der HSV heute (19.00 im Live-Ticker) auf den RSC Anderlecht. Erinnerungen werden wach an den ersten Triumph im Europapokal.

Hamburg. Rudi Kargus, Manfred Kaltz, Peter Nogly, Caspar Memering, Felix Magath, Georg Volkert - diese Namen gehen den HSV-Fans noch heute auf der Zunge herunter. 33 Jahre ist es mittlerweile her, als der Hamburger SV erstmals einen internationalen Titel im europäischen Fußball gewann. Im Finale gegen den RSC Anderlecht gewannen die "Rosahemden" durch Tore von Georg Volkert und Felix Magath mit 2:0 - die Stadt Hamburg befand sich im Ausnahmezustand.

Im Achtelfinale der Europa League treffen die "Rothosen" heute (19.00 Uhr, Sat 1 und im Live-Ticker bei abendblatt.de) erneut auf den belgischen Rekordmeister. Die Bedeutung dieser Partie scheint bei den Hamburgern jedoch nicht sonderlich hoch angesiedelt zu sein. Gerade mal 31 000 Tickets wurden für die Begegnung bisher abgesetzt. Für HSV-Verhältnisse ein eher enttäuschender Zuspruch.

Mannschaftskapitän David Jarolim, der gegen Eindhoven zuletzt gelbgesperrt zusehen musste, verspricht sich von den wenigen Anhängern trotzdem, eine angemessene Atmosphäre. "Die 30 000 oder 40 000, diejenigen, die kommen, werden Stimmung machen, da bin ich mir ganz sicher."

Ob die Bedeutung des Spiels bei den zuletzt ob ihre unattraktiven Spielstils kritisierten Spielern angekommen ist? "Wir haben alle das Finale in Hamburg am 12. Mai im Hinterkopf - das ist weiter unser Ziel", sagt Jarolim, und Angreifer Mladen Petric führt aus: "Man merkt halt, dass man sich dem Ende des Wettbewerbs nähert. Da wird das Kribbeln immer stärker."

Dennoch drängt sich momentan der Eindruck auf, es herrsche nach dem schwachen, aber letztlich erfolgreichen 1:0 gegen Hertha BSC latente Katerstimmung. Trainer Bruno Labbadia sah sich nach der internen wie externen Kritik an seiner Arbeit sogar genötigt, Erklärungen anzuführen. Die Kritik sei "der Fluch der guten Taten" vom Saisonbeginn. Dort habe sich ein (zu) hoher Anspruch in der Öffentlichkeit aber auch innerhalb der eigenen Mannschaft entwickelt.

"Wir müssen uns unabhängig machen von der Öffentlichkeit", so Labbadia. "Wir müssen uns nicht entschuldigen, es gehören zu allem immer auch Ergebnisse. Wir brauchen gegen Anderlecht wieder Geduld, auch von unseren Zuschauern. Wenn da nicht der Rückhalt da ist, wird es schwer", macht sich der Trainer angesichts der vermehrt aufkommenden Pfiffe zuletzt gegen Hertha sogar Sorgen über das vermeintlich größte Pfund des HSV in den letzten Jahren: den großartigen Zusammenhalt mit seinen Fans.

Während beim HSV neben den Langzeitverletzten noch Jerome Boateng (Zerrung) und Marcus Berg (brach das Training mit Kniebeschwerden ab) wohl beide sicher fehlen, plagen auch Anderlechts Trainer personelle Sorgen. So reiste Ariel Jacobs mit 23 Spielern an, da mit Lucas Biglia, Top-Vorbereiter Mbark Boussoufa sowie den Angreifern Tom de Sutter und Supertalent Romelu Lukaku gleich vier Führungsspieler fraglich sind. Der 16-Jährige litt schon im letzten Ligaspiel gegen Charleroi unter Kniebeschwerden. Jacobs erklärte gestern, dass er trotzdem auf den Einsatz seines Top-Stürmers baut. Genau so, wie Labbadia auf die eigenen Fans.