Theo Zwanziger mahnt zur Vorsicht, will aber auch keine Panikmache forcieren. Ein hohes Maß an Transparenz sei nötig, sagt der DFB-Boss.
Neuss. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), schlägt fünf Monate vor dem Start der WM-Endrunde in Südafrika in Fragen der Sicherheit Alarm, warnte aber vor einer unverhältnismäßigen Panikmache. "Wir müssen nicht gleich an einen Worst Case denken, aber wir dürfen auch nicht denken, es geht schon immer gut", sagte Zwanziger.
Als Konsequenz aus dem tödlichen Anschlag auf die Nationalmannschaft von Togo beim Afrika-Cup in Angola fordert der 64-Jährige, sich noch intensiver mit den Sicherheitskonzepten bei der ersten WM auf afrikanischem Boden (11. Juni bis 11. Juli) zu beschäftigen. "Die Tragödie gibt Anlass zu intensivem Nachdenken darüber, was schon für die Sicherheit der Weltmeisterschaft getan wurde, und vor allem, was noch zu tun ist. Aus der Emotionalität können sich immer Gefahrenmomente ergeben, die man nur schwer kontrollieren kann", sagte Zwanziger der Welt.
Der Verbandschef betonte aber, dass er und der gesamte DFB nach wie vor großes Vertrauen in den WM-Gastgeber haben und man sich zudem bewusst sei, dass man Angola nicht mit Südafrika vergleichen dürfe. Dies bedeute aber nicht, dass nach den Vorfällen in Angola, wo zwei Mitglieder der togoischen Nationalmannschaft von Rebellen erschossen worden waren, nicht noch einmal alles hinterfragt werden müsse. "Möglicherweise sind Dinge übersehen worden, müssen einige Strategien noch geändert werden. Da ist eine tägliche Überprüfung nötig. So haben wir es auch bei der WM in Deutschland gehandhabt", ergänzte der DFB-Boss.
Für Zwanziger steht die Sicherheit am Kap der guten Hoffnung an erster Stelle, und das nicht nur für die deutsche Nationalmannschaft und deren Umfeld, sondern auch besonders für die deutschen Fans vor Ort. "Wir müssen unseren Anhängern mit Rat und Tat zur Seite stehen, sie müssen wissen, dass wir auch um ihren Schutz bemüht sind und sie sich auf uns verlassen können. Deshalb müssen wir auch mit all unseren Aktivitäten transparent sein, damit keiner meint, wir machen uns nur Gedanken im stillen Kämmerlein. Deshalb müssen wir vertrauensbildende Maßnahmen ergreifen", sagte der frühere DFB-Schatzmeister.
Hinsichtlich der DFB-Auswahl macht sich der Delegationsleiter nicht allzu viele Sorgen. "Das Mannschaftsquartier wird von außen sehr gut geschützt sein. Aber wir müssen uns überlegen, wie wir unsere Spieler schützen, wenn sie mal das Hotel verlassen", sagte Zwanziger. In den kommenden Tagen wird er dieses Thema noch einmal mit DFB-Teammanager Oliver Bierhoff und dem Sicherheitsexperten Helmut Spahn, der eng mit dem Bundeskriminalamt zusammenarbeitet, erörtern.
Dabei geht es auch um den Schutz der Angehörigen. Mit Rat und Tat steht dem DFB dabei Horst R. Schmidt, Mitglied im WM-OK 2006 und derzeit Berater des südafrikanischen WM-Organisationskomitees, zur Seite. "Mit ihm telefoniere ich regelmäßig, er weiß, worauf es ankommt", so Zwanziger, der den blutigen Anschlag beim Afrika-Cup aber als schwere Hypothek für das Weltturnier im Sommer bewertet.
"Dass ein solch furchtbarer Vorfall ohne Auswirkungen auf das Turnier bleibt, das auf demselben Kontinent stattfindet, ist leider kaum vorstellbar", sagte der DFB-Präsident, hofft aber dennoch auf einen regen Besuch von Fans aus aller Welt, auch wenn es eine endgültige Sicherheit "bei Massenveranstaltungen nie geben kann". Zwanziger betont aber auch: "Eine konkrete Gefährdung in dem Sinne, wie wir es bei der togolesischen Nationalmannschaft jetzt erlebt haben, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Angesichts der Kriminalitätsrate in Südafrika und besonders in den Metropolen muss man aber wachsam sein."
Trotz der offensichtlichen Probleme rät Zwanziger den Fans aber, zur WM zu reisen: "Ja, uneingeschränkt. Wir haben in Sachen Sicherheit vollstes Vertrauen in die Regierung in Südafrika, die FIFA und das nationale Organisationskomitee." Wichtig sei aber, dass sich die Besucher "exakt an die Vorgaben der Sicherheitsbehörden halten. Wenn man diese befolgt und sich an diesen Rahmen hält, dann bewegt man sich auf relativ sicherem Terrain."