Es war ein bewegender Auftritt. Teresa Enke, Witwe des Nationaltorhüters, berichtet ungewohnt offen über das Seelenleben von Robert Enke.

Hannover. Am Ende greift Jörg Neblung der Witwe von Robert Enke an den Oberarm. Entschlossen, aber nur einen kurzen Augenblick, bis das Blitzlicht der Fotografen wie ein Gewitter über die Bühne hereinbricht. "Teresa, wir wünschen dir alles Gute. Bleib bei uns", sagt der Berater von Enke. Das ist ein Satz mit einer einsamen Wucht - einen Tag, nachdem sich ein Mensch umgebracht hat. Die Pressekonferenz an diesem regnerischen Mittwoch in Hannover dauerte gut 15 Minuten, gerade so lange wie eine Halbzeitpause im Fußball. Und doch hat sie uns mehr über den deutschen Nationaltorhüter Robert Enke verraten als seine 196 Einsätze in der Bundesliga. Mehr als seine Interviews in Fernsehen und Zeitungen.

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TRAUER in der virutellen Welt

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Über Jahre habe Enke unter Depressionen gelitten, berichten seine Frau und sein Arzt. "Er hat das aber immer nach außen verborgen gehalten", sagt sein Arzt Valentin Markser. Losgeworden ist Enke die Gedanken an einen Selbstmord nie. Bis kurz vor seinem Tod habe der Bundesliga-Profi unter medizinischer Betreuung gestanden. Seine Fans, die Verantwortlichen von Hannover 96, die Journalisten - sie alle haben gewusst, dass Robert Enke viel durchmachen musste. Sie alle haben vom Tod seiner Tochter Lara erfahren - Enkes Freitod trifft sie dennoch wie ein Schlag.

Vor den Türen der Geschäftsstelle gedenken zur gleichen Zeit Hunderte Fans des Torwarts. Kerzen, Schals, Fotos säumen den Zaun am Eingang. Im Internet gibt es ein Kondolenzbuch, in das sie ihre Trauer einschreiben. Auf der Bühne in der Geschäftsstelle sitzt die Witwe von Robert Enke neben Neblung und Markser. Vor ihr Mikrofone und Kameras, hinter ihr ein schwarzer Vorhang. Teresa Enkes Blick geht nach unten, auf den Tisch oder auf das Glas mit Wasser vor ihr. Sobald sie aufschaut, klicken die Kameras der Fotografen.

Sie weint nicht, aber man merkt ihren Kampf mit den Tränen, als sie mit zittriger Stimme über die Depressionen ihres Mannes spricht. Er habe immer versucht, seine psychische Krankheit vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Auch aus Angst davor, dass der Familie die Adoptivtochter von den Behörden weggenommen wird. Teresa Enke sagt, sie habe ihm immer Hoffnungen geben wollen. Sie habe ihrem Mann gesagt: "Wir dachten, wir schaffen das. Wir dachten, mit Liebe geht das." Wenn man zusammenhalte, gebe es immer eine Lösung, habe sie ihm gesagt.

Teresa Enke stand an der Seite ihres Mannes. Und wenn man ihren Worten zuhört, dann war es auch der Fußball, der an Robert Enkes Seite stand. Der Sport gab ihm Halt, als er litt. "Der Fußball war sein Lebenselixier", sagt Teresa Enke. Es sei schön bei der Mannschaft zu sein und mit den Jungs Spaß zu haben. Und es war die Regelmäßigkeit des Trainings, die ihm Halt gegeben habe, sagt seine Frau. Das habe sie gemerkt, auch in den Momenten, als sie ihren Mann vom Fußballplatz abgeholt hat.

Der Sport war auch ein Weg des Robert Enke, um Schmerzen zu verarbeiten. Nur zwei Tage nach dem tragischen Tod seiner Tochter am 17. September 2006 begann der Tormann wieder mit dem Training. Sechs Tage nach dem Schicksalsschlag stand Enke im Kasten von Hannover 96. Äußerlich war dem Keeper nichts anzumerken. Enke wirkte gefasst. Innerlich muss er tief erschüttert gewesen sein. Sein psychisches Leid kam auch in den drei Jahren danach nicht zur Ruhe. Die Ahnungslosigkeit der Öffentlichkeit wurde ihr jetzt auf eine tragische Weise vorgeführt.