Reguläres Tor von Guerrero nicht anerkannt - Defensive wackelte mehr als einmal. Hier geht’s zur Bildergalerie.

Bochum. Wer alle seine vier Saison-Niederlagen in der Fremde hinnehmen musste, zuletzt sogar dreimal in Folge ohne Punkt die Heimreise antreten musste, und dann beim nächsten Versuch mit 0:1 in Rückstand gerät, sollte eigentlich zufrieden sein, wenn am Ende noch der 1:1-Ausgleich gelingt. Doch so richtig freuen konnten sich die HSV-Profis nicht, als sie gestern Abend aus Bochum abreisten. Zu sehr hatten die Hamburger die Partie dominiert, sich als spielerisch stärkere und insgesamt reifere Mannschaft präsentiert. Ganz klar: Die Elf von Martin Jol verpasste es, den Anschluss an die Tabellenspitze zu halten. Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf Hoffenheim nun schon - zwei davon ließ der HSV in Bochum liegen.

Vom Glück beschenkt wurden die Hamburger aber auch kaum - ein klares Tor von Paolo Guerrero in der 23. Minute, das Schiedsrichter Felix Brych wegen angeblichen Handspiels nicht gab , hätte Anerkennung finden müssen. Reine Spekulation, wie die Partie dann verlaufen wäre, aber ein Nachteil für die auswärts angeschlagene Psyche wäre eine Führung wohl kaum gewesen.

Allerdings: Auch gegen den VfL wurde deutlich, dass sich die Hamburger trotz der noch immer guten Ausgangslage in der Tabelle im Umbruch befinden. Wie sonst ließe sich erklären, dass die seit zehn Spielen sieglosen Bochumer trotz der Überlegenheit des HSV zu so vielen Torchancen kommen konnten. Mehr als einmal verhinderte nur die Unfähigkeit der VfL-Profis weitere Gegentore. "Es passieren immer noch Unachtsamkeiten in unserem Spiel", monierte Sportchef Dietmar Beiersdorfer, "die Abstimmung stimmt noch nicht." Torwart Frank Rost pflichtete bei: "Es ist erst einmal ein Erfolg, dass wir nicht verloren haben. Aber wir haben wieder einmal zu viele Chancen zugelassen."

Wie wahr. Die HSV-Defensive, das ist eine Erkenntnis dieser Hinserie, ist immer für einen Fehler gut.

Positiv hingegen, dass sich Jols Team nach dem 0:1 gegen Amsterdam auf die spielerische Qualität besann, gegen die mit Herz und Leidenschaft kämpfenden Bochumer auch in den Zweikämpfen gut dagegen hielt und nach dem Rückstand weiter drängte.

Dabei hatte Jol angesichts der "englischen Wochen" erneut seine Mannschaft konsequent umgebaut und Ivica Olic und Piotr Trochowski auf die Bank "rotiert". War die Zwangsversetzung beim zuletzt müde wirkenden deutschen Nationalspieler nachvollziehbar, so überraschte die Maßnahme Jols bei Olic etwas, schließlich hätte gerade der formstarke Kroate seine Stärken in diesem Kampfspiel gewinnbringend einsetzen können. Marcell Jansen, der dafür auf der linken Mittelfeldseite zum Zug kam, konnte seine Chance erneut nicht nutzen. Er braucht wohl die Winter-Vorbereitung, um wieder seinen Rhythmus und seine Form zu finden.

"Wir müssen einfach konstanter werden und sind noch nicht am Limit", analysierte Trochowski nach dem 1:1. Verbesserungsbedarf besteht auch vor dem gegnerischen Tor. Gegen die nach dem 0:1 tief stehende Abwehr des VfL fanden die Hamburger nur selten den Weg zum Abschluss.

So haderten die HSV-Profis mit ihrem Schicksal - aber nicht nur sie. "Manche Mannschaften nutzen so viele Chancen, wie wir sie hatten, zu gleich mehreren Siegen", ärgerte sich VfL-Trainer Marcel Koller. Bei einem Remis gibt es eben keine Gewinner.