Trainer Martin Jol wirkte hin- und hergerissen, und das war nachvollziehbar.

Da hatte sein Team beim VfL Bochum fußballerisch reifer gewirkt, war schlicht besser als der leidenschaftlich ackernde VfL gewesen, und doch sprang am Ende "nur" ein Punkt dank eines 1:1 heraus.

Was aber schlimmer wirkte - und zwar nachhaltig -, als der eine magere Punkt, das waren die drei hochkarätigen Tormöglichkeiten, die dieser spielerisch überlegene HSV seinem in den fußballerischen Mitteln beschränkten Kontrahenten gewährte. Es war bedenklich, wie einfach die einst so hoch gelobte Defensive es dem Abstiegskandidaten machte. Dass der VfL keinen zweiten Treffer markierte, war aus HSV-Sicht allenfalls mit Glück zu begründen. Wo ist sie nur geblieben, diese HSV-Souveränität in der Rückwärtsbewegung? Jols Begründung für die offensichtlichen Defizite, sein Team sei "in der Entwicklung", ist ebenso richtig wie nachvollziehbar. Dass mit Ausnahme des Glücksgriffs Alex Silva alle Neuzugänge noch weitere Eingewöhnungszeit brauchen, ist ebenso logisch wie die Tatsache, dass die jüngsten Verletzungsfälle (de Jong, Atouba) ihren Beitrag zum defensiven Stabilitätsverlust geleistet haben.

Doch Lamentieren hilft nichts. Bis zur Winterpause wird sich die Mannschaft, in welcher Besetzung auch immer, zusammenraufen und durchhangeln müssen. Abstimmungsprobleme müssen durch ein höheres Laufpensum wettgemacht werden, die interne Kommunikation muss kontinuierlich verbessert werden. Und eines ist klar: Nach der Winterpause und einer dann gemeinsamen Vorbereitung aller Profis gibt es keine Ausreden mehr.