Durch die Neuzugänge ist die Konkurrenz im Kader enorm. Das beflügelt die Profis zu Top-Leistungen - auch Marcell Jansen. Mit Bildern zur HSV-Historie.

Hamburg. Aus jedem seiner Worte sprach fast grenzenloses Selbstbewusstsein. "Man darf nie aufhören, sich zu verbessern, es gibt immer Raum nach oben. Jetzt bin ich absolut fit", erklärte Marcell Jansen (23) am Tag danach. Wieder einmal war es sein Spiel gewesen. Beim 1:0 gegen Nijmegen, das den HSV ins Uefa-Cup-Achtelfinale gegen Galatasary Istanbul brachte, hatte der Nationalspieler erneut eine erstklassige Leistung abgeliefert. Was für ein Kontrast zur Hinrunde, in der der ehemalige Bayern-Star nur selten einmal in Bestform spielte.

"Ich hatte Glück, dass mich die HSV-Fans und die Medien in dieser Phase nicht so kritisch bewertet haben. Ich habe immer viel Vertrauen gespürt, das hat mir die Identifikation mit dem Verein wesentlich erleichtert." Und bezogen auf seine heutige Form ergänzt er: "Ich fand das alles liebenswert und fair, umso mehr freut es mich, dass ich nun allen etwas zurückgeben kann." Nämlich mit erstklassigen Leistungen.

Jansens Aufstieg ist gewissermaßen das Symbol für das erfolgreiche "Projekt 18" des HSV. Trainer Martin Jol hatte zu Beginn der Saison schon "18 gleichwertige Spieler" gefordert, die hat er spätestens zur Rückrunde wunschgemäß erhalten. Da wurden Marcel Ndjeng, Albert Streit, Mickael Tavares, Khalid Sinouh, Tomas Rincon und Michael Gravgaard verpflichtet (oder ausgeliehen). Nun kann der 53-jährige Trainer aus dem Vollen schöpfen, und die starke Konkurrenz stachelt das Leistungsvermögen an. Das gilt auch für Marcell Jansen, der zunächst nach der Verletzung von Atouba auf der linken Abwehrseite konkurrenzlos schien. Dennis Aogo hatte auf dieser Position kaum einer auf der Rechnung. Doch der ehemalige Freiburger überzeugte - und sorgte dafür, dass sich Jansen nun im linken offensiven Mittelfeld behaupten muss. Das tut er mit großem Erfolg.

Dank des Projekts 18 kann sich abgesehen von Torwart Frank Rost niemand im HSV-Kader seines Stammplatzes sicher sein, weil auf jeder Position ein anderer Spieler auf seine Chance wartet. Der Kampf um die Plätze macht den Profis Beine. Und gegen Nijmegen rückte plötzlich ein "Neuer" in den Blickpunkt: Tomas Rincon. Kapitän David Jarolim über den Venezulaner: "Er hat gekämpft, gebissen, sich richtig reingehauen. Solche Leute brauchen wir. Spieler wie er sind wichtiger als solche, die nicht in jedem Spiel an ihre Grenzen gehen." Das ist ganz im Sinne von Sportchef Dietmar Beiersdorfer, der befindet: "Wir sind jetzt in der Breite bestens aufgestellt, aber genau das war auch Ziel des Winters. Wir wollten die Abgänge kompensieren und die Qualität sichern." Zur Zufriedenheit von Martin Jol.

Der HSV-Coach denkt mit Schrecken an die erste Saisonniederlage zurück - im Hinspiel gab es gegen den VfL Wolfsburg eine empfindliche 0:3-Schlappe. Der HSV-Coach aber sagt heute: "Wir haben in den vergangenen drei, vier Monaten eine Entwicklung genommen, wir sind nicht mehr die gleiche Mannschaft wie noch im Hinspiel."

An jenem 21. September 2008 hatte der Brasilianer Alex Silva seinen Einstand im HSV-Team gegeben, was gründlich daneben ging. Silva aber steht exemplarisch für die Entwicklung des HSV: Der 23-jährige, als Innenverteidiger verpflichtet, hat sich als "Sechser" im Mittelfeld etabliert.

So stürmt der "neue und erstarkte HSV" in diesem Jahr gleich drei Titeln entgegen: Meisterschaft, Pokal und Uefa-Cup. Martin Jol: "Wir wollen alles gewinnen, im Moment setzen wir keine Prioritäten. Klar ist aber auch, dass es schwer wird, das zu realisieren." Das Projekt 18 wird ihm und dem HSV dabei helfen.