Innenverteidiger Michael Gravgaard droht am Sonntag bei Bayer Leverkusen auszufallen. Unterdessen erhielt Neuzugang Tomas Rincón die Freigabe. So will der HSV gegen Leverkusen spielen.

Hamburg. Er sollte eigentlich nur das Aufwärmprogramm mitmachen. Doch plötzlich fühlte er sich doch gesünder, als vor dem Training angenommen. "Er hat dann im Spiel aber schnell gemerkt, dass er noch Probleme hat", sagt Trainer Martin Jol über seinen dänischen Neuzugang Michael Gravgaard, der sich im Uefa-Cup-Spiel bei Nijmegen eine leichte Zerrung zugezogen hatte und frühzeitig ausgewechselt werden musste.

Für den Dänen, der sich nach seinem fatalen Debüt beim Karlsruher SC gerade wieder gefangen zu haben scheint, könnte Alex Silva in die Innenverteidigung wechseln. "Er ist die einzige Alternative", irrt sich Jol, um sich dann selbst zu korrigieren, "bis auf Guy Demel und vielleicht Collin Benjamin." Dennoch sei die erste Alternative der Brasilianer, der sich zuletzt auf der Position im zentralen Mittelfeld sehr wohl gefühlt und in Nijmegen sogar seinen ersten Treffer für den HSV erzielt hatte.

Für Silva wäre die Umstellung kein Problem. Der 193 Zentimeter lange, schlaksige Abwehrspieler sieht sich selbst sogar eher ganz hinten. "Dort spiele ich auch in der Nationalmannschaft", so Silva, "dort habe ich in der brasilianischen Meisterschaft die meisten Tore von allen Abwehrspielern erzielt. Das ist eine Position, die ich gern spiele."

Gleiches gilt im Übrigen für seine Konkurrenten Benjamin und etwas überraschend auch Jerome Boateng. Und während Benjamin für Silva sofort ins defensive Mittelfeld rücken würde, droht Boateng weiter die Bank. "Er hat das einmal gespielt", sieht Jol keine besondere Vorbildung seines Schützlings für die Innenverteidigung. Eine Meinung, die Boateng vehement bestreitet: "Ich habe in der Jugend jahrelang Innenverteidiger gespielt, komme auf der Position sehr gut klar."

Im Mittelfeld hat Jol seit Freitag eine zusätzliche Option. Neuzugang Tomas Rincón ist ab sofort spielberechtigt. Der 21 Jahre alte Nationalspieler aus Venezuela hatte nach der Verpflichtung am 30. Januar zunächst keine Freigabe des abgebenden Vereins Deportivo Tachira erhalten. Dadurch konnte der venezolanische Fußballerverband nicht die benötigte internationale Freigabe erteilen, die für die Spielberechtigungsliste der DFL notwendig ist.

"Ich freue mich, dass ich nun endlich richtig loslegen kann und der Mannschaft auch bei Pflichtspielen helfen kann", sagte Rincón. Nach Gesprächen zwischen dem Berater und den Vereinsverantwortlichen sind nach Angaben des HSV nun alle Unklarheiten beseitigt. Rincón steht zunächst bis zum 31. Dezember 2009 unter Vertrag. Danach kann der Klub den Mittelfeldspieler per Option bis zum 30. Juni 2013 an sich binden.

Leverkusen muss wegen Ausbauarbeiten der BayArena (von 22.000 auf 30.000 Zuschauer) in die Düsseldorfer LTU-Arena (51.000 Zuschauer) ausweichen. Nach einem 2:4 gegen den VfB Stuttgart wähnen nicht wenige den Heimvorteil für die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia als verloren. "Jede Mannschaft spielt lieber im eigenen Stadion. Ich glaube zumindest nicht, dass der Stadionwechsel ein Vorteil ist", sagt auch Jol und erhält Unterstützung seiner Spieler. Marcell Jansen: "Die Leverkusener freut es sicherlich, dass das Stadion voller sein wird als bei ihnen zu Hause. Aber dadurch, dass von unseren Fans auch Tausende mitreisen, wird die Atmosphäre für beide besser. Und das Wohnzimmergefühl wird ihnen fehlen."

Und während dem HSV nur Gravgaard zu fehlen droht, geht der Blick aller Beteiligten erneut gen Tabellenspitze. Durch die Duelle Wolfsburg ­- Hertha sowie Stuttgart gegen Hoffenheim "droht" dem HSV bei optimalem Verlauf die Tabellenführung. "Dorthin ist unser Blick gerichtet", gibt Piotr Trochowski die Marschroute vor, "wir alle träumen von Titeln", ergänzt Jol, der den bisherigen Saisonverlauf als "Vorgeplänkel" abtut. "Ab jetzt ist jedes Spiel für uns ein Finale." Ein Finale um die Meisterschaft, das in Leverkusen seinen ersten Akt hat.