Trochowski, Alex Silva und Olic trafen zum ersten Sieg seit 1981 in den Niederlanden. Fans bewarfen Schiedsrichter. Bilder vom Spiel.

Nijmegen. Man kann ja durchaus die Auffassung vertreten, dass Martin Jol bei Personalentscheidungen bevorzugt den Weg des geringsten Widerstands geht und stets auf seine Erfolgsformation setzt. Schon am letzten Wochenende musste Collin Benjamin in der Bundesliga beim Spiel gegen Bielefeld dem genesenen Alex Silva weichen, gestern Abend beim Uefa-Cup-Hinspiel in der ersten K.o.-Runde entschied sich der HSV-Trainer für das Sturmduo Mladen Petric/Ivica Olic, das zuvor alle neun Treffer in dieser Europapokal-Saison erzielt hatte.

Aber genauso muss man feststellen: Meistens hat Jol recht.

Zwar blieb Torjäger Petric im Gofferstadion ohne Erfolg, doch er war an allen drei Toren beteiligt. Erst nahm der Kroate beim Freistoß von Piotr Trochowski zur Führung Torwart Babos - knapp im Abseits stehend - die Orientierung. Glück für den HSV. Beim 2:0 vor der Pause legte der Stürmer dann für Alex Silva auf, der seinen ersten Treffer im HSV-Trikot feiern konnte. Nach 75 Minuten bediente Petric dann noch Olic zum 3:0.

Der Weg ins Achtelfinale war schon nach 45 Minuten geebnet, und die Jahrmarkt-Stimmung, die im Stadion herrschte, schlug auf den Rängen erst in stille Enttäuschung, dann in Wut, Hass und Gewalt um. In der zweiten Halbzeit hätte es nach 62 Minuten einen Spielabbruch geben können, als die "Fans" mehrere Gegenstände auf den Rasen warfen und der slowenische Schiedsrichter nach einer Verwarnung gegen Koenders am Kopf getroffen wurde. Die stark blutende Platzwunde Ceferins konnte aber gestillt werden, und der Schiedsrichter pfiff wieder eine Partie an, die der HSV mit seiner reiferen, körperlich und technisch überlegenen Spielanlage fast zu jeder Phase kontrollierte.

Nur in der ersten Halbzeit geriet die Defensive der Gäste bei Standards einige Male in Gefahr. Nach dem Wiederanpfiff verwaltete der HSV die Führung und sparte Kräfte für das Bundesliga-Spitzenspiel am Sonntag bei Bayer Leverkusen, das 3:0 durch Olic war nur noch das Sahnehäubchen.

Mit der souveränen, konzentrierten Vorstellung gegen die insgesamt äußerst harmlose Elf aus Nijmegen gelang dem HSV der erste Sieg in den Niederlanden seit 1981, als der Klub 6:3 beim FC Utrecht siegte. Danach folgten drei Niederlagen gegen Ajax Amsterdam, die letzte im vorigen Jahr. Der Erfolg war zudem ein gelungenes Geschenk für Ilka und Uwe Seeler, die im Kreise der Familie in St. Peter Ording ihre Goldene Hochzeit feierten.

Keine Frage: Nur durch ein niederländisches Wunder könnte beim Rückspiel am kommenden Donnerstag (18.15 Uhr, ZDF live) der Einzug ins Achtelfinale (12. und 18./19. 3.) noch in Gefahr raten. Dort wird entweder Girondins Bordeaux oder Galatasaray Istanbul der Gegner sein. Im Hinspiel trennten sich beide Klubs in Frankreich 0:0.

"Wir müssen den Gegner nicht stark reden", das war sicher nicht das, was man aus der Bundesliga gewohnt ist", sprach Frank Rost offen von einem Klassenunterschied, während der dreifache Torvorbereiter Petric tiefstapelte: "Entschieden ist noch nichts, das war heute auch kein einfaches Spiel, das sah nur so aus, weil am Ende die Moral bei Nijmegen gebrochen war."

Nijmegen: Babos - Koenders, Pothuizen (78. Kivuvu), Zomer, El-Akchaoui - Sibum, Schöne (46. El Kabir), Davids, Radomski - van Beukering (70. Tshibamba), Ntibazonkiza.

HSV: Rost - Demel, Gravgaard (62. Benjamin), Mathijsen, Aogo - Jarolim, Silva, Trochowski, Jansen (86. Torun) - Petric, Olic (80. Pitroipa).

Tore: 0:1 Trochowski (41.), 0:2 Alex Silva (45.), 0:3 Olic (75. ). - Schiedsrichter: Darko Ceferin (Slowenien). - Zuschauer: 12 500. - Gelb: Koenders, Radomski (2).