NEC-Trainer hofft auf einen Sieg gegen die “Moffen“ - Dennis Rommedahl fällt verletzt aus.

Nijmegen. So richtig wohl scheint sich Mario Been in dem grauen Maßanzug nicht zu fühlen. Nijmegens Trainer sitzt nach dem Ende der offiziellen Pressekonferenz an der Bar, genehmigt sich ein Bier aus der Dose und spricht mit den anwesenden Medienvertretern über das vorangegangene Spiel. 1:1 hat Nijmegen gegen Heerenveen gespielt, was für Beens Mannschaft ein akzeptables Ergebnis ist, den Coach aber trotzdem nicht zufrieden stimmt. "Wir kamen einfach immer einen Tick zu spät", klagt der 45-Jährige, dessen Ärger erst ein paar Schlücke später verraucht ist, als man auf das bevorstehende Uefa-Cup-Spiel zu sprechen kommt. "Wir haben bereits Geschichte geschrieben. Diese soll gegen den HSV nun fortgesetzt werden", kündigt er mit leuchtenden Augen an.

Wie Been scheint ganz Nijmegen der morgigen Partie entgegen zu fiebern. Wer durch die 162 000-Einwohner-Stadt unweit der deutschen Grenze spazieren geht, bekommt schnell ein Gefühl dafür, was das Spiel gegen die vermeintlich übermächtigen "Moffen", wie Deutsche in den Niederlanden genannt werden, den Einwohnern bedeutet. Das Goffertstadion, das versteckt in einem Waldstück am Stadtrand steht, ist ausverkauft, die Lokalzeitung "De Gelderlander" widmet dem Uefa-Cup-Duell eine 30-seitige Sonderausgabe, und auch die extra angefertigten Fanschals mit dem NEC-Wappen auf der einen und dem HSV-Logo auf der anderen Seite sind seit Tagen überall in Nijmegen zu sehen. "Für uns ist der Uefa-Cup etwas Besonderes. Natürlich freut sich die ganze Stadt auf dieses Spiel", sagt Been, der nach der Saison zu Feyenoord Rotterdam wechselt und sich nur allzu gerne mit einem geschichtsträchtigen Triumph von den NEC-Anhängern, die ihn "Super-Mario" tauften, verabschieden möchte.

Ob Been, der als Assistenztrainer unter Bert van Marwijk mit Feyenoord 2002 den Uefa-Cup gewann, wirklich mit seiner Mannschaft gegen den HSV Historisches erreichen kann, scheint fraglich. Der fließend deutsch sprechende Trainer kann sich mit Gabor Babos zwar auf einen erstklassigen Torhüter verlassen, muss aber gleichzeitig auf eine anfällig wirkende Viererkette um den 36-jährigen Abwehroldie Patrick Pothuizen bauen. Im defensiven Mittelfeld könnte sich der unerfahrene Lorenzo Davids, der lediglich Nachnamen und Aussehen mit seinem berühmten Namensvetter Edgar gemein hat, als Schwachpunkt erweisen. Und in der Offensive muss Been, der auf die typische 4-3-3-Hollandtaktik setzt, auf Neuzugang Dennis Rommedahl verzichten. Der Däne, der im Winter von Ajax Amsterdam verpflichtet wurde, fällt wegen Adduktorenproblemen für zwei Wochen aus.

Doch Been wäre nicht Super-Mario, wenn er dem Spiel gegen den HSV nicht trotzdem erwartungsvoll entgegen blicken würde. "Wenn wir zwei überragende Tage erwischen, ist selbst gegen Hamburg ein Weiterkommen möglich", sagt der gebürtige Rotterdamer, der seinen Hamburger Kollegen Martin Jol persönlich kennt und schätzt. Einen ähnlichen Karriereweg wie der HSV-Coach, der seit fünf Jahren erfolgreich im Ausland arbeitet, kann sich Been aber bei allem Respekt für Jol nur schwer vorstellen. Der frühere Mittelfeldspieler, der als Profi Erfahrungen in Italien und Österreich sammelte, fühlt sich als Trainer in der Heimat wohl. "Man sollte nie nie sagen, aber momentan bin ich in Holland viel zu glücklich, um an einen Wechsel ins Ausland zu denken."

Dabei ist auch Been bewusst, dass das Niveau der niederländischen Ehrendivision längst nicht mit den nationalen Ligen in Deutschland, Spanien, England, Italien oder auch Frankreich vergleichbar ist. Die Phalanx der großen Drei (Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven und Feyenoord Rotterdam) ist zwar dank Klubs wie AZ Almaar, Twente Enschede und auch dem derzeit neuntplazierten NEC Nijmegen längst gebrochen, doch noch immer zieht es die talentierten Spieler schnell ins Ausland sobald das erste Angebot auf dem Tisch ist.

Been weiß das natürlich alles, aber es scheint ihn nicht sonderlich zu stören. Er trinkt sein Bier aus, verabschiedet sich höflich und sagt "bis Mittwoch". Für einen kurzen Moment funkeln erneut seine Augen. Denn Mittwoch will Super-Mario nur eins: Geschichte schreiben - egal ob mit oder ohne Designeranzug.