Nach der Pleite gegen den FC Ingolstadt 04 und dem erstmaligen Abstieg in die Drittklassigkeit steht Hansa Rostock vor einem Scherbenhaufen.

Rostock. Der letzte DDR-Meister geht von Bord, die Hansa- Kogge mit dem Slogan „Unsinkbar seit 1965“ ist nun doch untergangen. Nach der 0:2-Pleite gegen den FC Ingolstadt 04 und dem erstmaligen Abstieg in die Drittklassigkeit steht Hansa Rostock vor einem Scherbenhaufen. Der Etat muss von aktuell 15 auf 7 Millionen Euro abgespeckt werden, zudem schiebt der Verein einen neun Millionen schweren Schuldenberg vor sich her.

Der Vorstand wartet auf eine Neubesetzung, wobei der bereits entmachtete Ex-Clubchef Dirk Grabow und Manager René Rydlewicz ihre Stühle werden räumen müssen. Die Mannschaft fällt auseinander, da nur acht Fußballer (Enrico Kern, Dexter Langen, Stephan Gusche, Florian Grossert, Rene Lange, Marcel Schied, Enrico Neitzel, Felix Kroos) einen Vertrag für die 3. Liga haben. Die Zukunft des unerfahrenen Trainerduos Marco Kostmann/Thomas Finck ist ebenfalls ungewiss.

In der schwersten Stunde der 56-jährigen Vereinsgeschichte wagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Ulrich Gienke am Montagabend einen Blick voraus. „Wir werden wahrscheinlich nach Pfingsten einen neuen Vorstandschef und dessen Team präsentieren“, kündigte der 60-Jährige einen Neuanfang an. Der Chef sei bereits gefunden, so Gienke, ohne einen Namen zu nennen. Der im Umfeld immer wieder favorisierte Stefan Beinlich werde es nicht sein. Nach den Worten des Aufsichtsratschefs soll der neue Vorstand aus vier Mitgliedern bestehen, wobei künftig nur noch der Vorsitzende und der neue Manager hauptamtlich arbeiten werden.

ROSTOCK STEIGT AB, INGOLSTADT AUF

Das neue Führungsgremium soll in den nächsten Tagen zunächst einmal die Voraussetzungen für die Lizenzerteilung schaffen – bislang gibt es Auflagen und Bedingungen. „Um die geforderten finanziellen Sicherheiten zu erbringen, sind wir seit geraumer Zeit mit Sponsoren und Banken im Gespräch“, sagte Gienke.

Er kündigte „einen heftigen finanziellen Einschnitt, ein rigoroses Sanierungskonzept“ an. Dem werden auch zahlreiche der derzeit etwa 60 Arbeitsplätze bei Hansa und in der Stadiongesellschaft zum Opfer fallen. Denn fest steht, dass Hansa mit seiner erstklassigen und damit teuren Infrastruktur in der 3. Liga auf Dauer nicht überlebensfähig sein wird. Zudem weiß derzeit niemand, wie lange die schmucke DKB-Arena zur bundesligafreien Zone wird.

Auch Konsequenzen für den Aufsichtsrat schloss Gienke nicht aus: „Darüber werden wir ernsthaft reden.“ Für eine außerordentliche Mitgliederversammlung sieht er momentan keinen Bedarf, für eine „Rechenschaftspflicht gegenüber den Mitgliedern“ aber sehr wohl. Einen positiven Aspekt des Abstiegs präsentierte Gienke auch: Mit Ex- Manager Herbert Maronn und dem früheren Marketingchef Ralf Gawlack, deren Verträge bis 2011 nur für die 1. und 2. Liga galten, wird der Club laut Gienke „einige finanzielle Altlasten los“.

Leiden unter dem Abstieg wird auch die deutschlandweit anerkannte Nachwuchsarbeit des FC Hansa. Bisher wurden jährlich eine Million Euro in die Jugend investiert – auch diese Summe muss stark reduziert werden. Für einen Verein, der künftig mehr denn je auf „Eigengewächse“ angewiesen sein wird, ein weiteres Problem.