Kevin Kuranyi ist derzeit Deutschlands bester Stürmer. Er will zur WM, doch der Bundestrainer will ihn nicht. Wann gibt Löw nach?
Hamburg. Er trifft, trifft und trifft: Kevin Kuranyi ist für Schalke 04 derzeit Gold wert. Mit seinen zwei Treffern beim 2:0-Sieg in Leverkusen schoss er die Königsblauen an die Tabellenspitze.Der Druck auf Bundestrainer Joachim Löw, den verbannten Star endlich zu begnadigen, wächst mit jedem Tor. 17 sind es diese Saison immerhin schon. Kuranyi ist Top-Goalgetter der Bundesliga.
Löw nahm Kevin Kuranyis perfekte WM-Bewerbung regungslos und ohne Kommentar hin - die Gesänge von 10.000 Schalke-Fans klangen dem Bundestrainer aber noch lange nach dem Schlusspfiff in den Ohren. „Jogi, mach die Augen auf!“, rief der euphorische Anhang in Richtung VIP-Tribüne der BayArena und ließ ein deftiges Schimpfwort folgen.
„Ich habe noch Hoffnung. Ich bin in der besten Form meiner Karriere, aber ich kann nicht entscheiden. Es kann nur ein Mensch ändern - und ich werde so lange kämpfen, bis der es auch tut“, sagte Kuranyi. Der beste Torjäger der Liga hat in den vergangenen vier Spielen häufiger getroffen als die Nationalstürmer Lukas Podolski und Miroslav Klose in der gesamten Saison gemeinsam (5:4).
Außerdem erreichte er ein persönliches Ziel. „Ich wollte unbedingt zum ersten Mal mehr als 15 Tore schießen, um zu zeigen, dass ich mich weiterentwickelt habe“, sagte Kuranyi, dem plötzlich Dinge gelingen, die man vor gar nicht allzu langer Zeit noch für unmöglich gehalten hatte.
Die Liste der Fürsprecher wird immer länger, und selbst der Trainer des Gegners legte ein gutes Wort ein. Jupp Heynckes bat den Bundestrainer, die Verbannung Kuranyis nach dessen Stadionflucht im Okober 2008 zu revidieren. „Er ist ein sehr guter Spieler, der in dieser Saison sehr stabil spielt, normalerweise ein Nationalspieler“, sagte Heynckes. „Ich denke, dass es Jogi Löw vielleicht nochmal überdenkt, denn so reichlich bestückt sind wir vorne auch nicht, wenn man sieht, wie andere Nationalspieler momentan spielen.“
Felix Magath rät Löw indirekt, Kuranyi wieder in das deutsche Nationalteam zu berufen. „Als Trainer muss man Entscheidungen, die man getroffen hat, auch mal verändern oder zurücknehmen“, sagte er in der Sendung „Doppelpass“ des TV-Senders DSF. Es gehe darum, dass die Mannschaft so stark wie möglich sei. „Dem hat sich auch der Trainer unterzuordnen“, ergänzte Magath. Kuranyi mache das, „was er machen kann“, sagte Schalkes Coach.