Schleswig-Holstein. Bundesverkehrsministerium versichert, Gleis-Ausbau zwischen Festland und Insel geht weiter, entgegen der Befürchtung. Wer sich dennoch sorgt.
- Aussagen des Bundesverkehrsministers legten den Schluss nahe, der Ausbau der Marschbahnstrecke nach Sylt werde gestoppt.
- Diese Gerüchte hat das Ministerium jetzt ausgeräumt.
- Gespart werden muss trotzdem.
Für Pendler ist sie jeden Tag aufs neue ein Tortur – die Fahrt mit der Marschbahn. Verstopfte Züge und regelmäßige Ausfälle sind hier an der Tagesordnung. Verbessern sollte die Lage der zweigleisige Ausbau der Strecke Niebüll–Westerland auf Sylt. Aussagen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing, die er auf der letzten Verkehrsministerkonferenz getätigt hatte, ließen aufhorchen. Sprach er doch von enormen Sparzwängen. Lediglich „Hochleistungskorridore“ würden in Zukunft weiter ausgebaut werden. Zusätzlich zu den Etatkürzungen liegt der neue Schwerpunkt der Bahn verstärkt auf den Generalsanierungen im Bestandsnetz. Die Frage stand im Raum: Liegt damit der Marschbahnausbau auf Eis?
Das Bundesverkehrsministerium stellte Anfang der Woche klar: Es werde kein Ausbauplan gestoppt. „Alle im Bau befindlichen Projekte werden fortgeführt“, sagte ein Ministeriumssprecher. Die in Planung befindlichen Projekte, zu denen auch das Vorhaben des Streckenausbaus Niebüll–Klanxbüll–Westerland zähle, „sollen weitergeplant und die jeweils aktuelle Leistungsphase abgeschlossen werden“.
Sylt: Kommt Pausieren des Marschbahnausbaus einem Stopp gleich?
Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen fürchtet dennoch eine Streichung der Ausbaupläne mit Blick auf den bisherigen Stand. „Das könnte keine Verzögerung, sondern eine Streichung bedeuten“, sagte Lorenzen dem „Flensburger Tageblatt“. Der Kreis fordere seit rund 30 Jahren den Ausbau der eingleisigen Strecke.
Der zweigleisige Ausbau der Abschnitte zwischen Niebüll und Klanxbüll auf dem Festland sowie zwischen Morsum und Tinnum auf Sylt befindet sich nach früheren Angaben des schleswig-holsteinischen Verkehrsministeriums in Vorplanung. Das Land hat demnach bereits drei Millionen Euro für den acht Kilometer langen Streckenabschnitt gezahlt. Zudem soll die Marschbahnstrecke vollständig elektrifiziert und der Verkehr an der Westküste dadurch stabiler werden.
Sylt: Marschbahnausbau auf Eis? Verkehrsminister Madsen übt Kritik
Sorge aber auch bei Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen, der in einem Statement am Montagvormittag seinem Unmut über die Aussagen des Bundesministers kundtat. Es überrasche ihn, dass Wissing eine derartige Ankündigung mache. Dies widerspreche seiner eigenen Aussage, dass neben dem Ausbau von „Hochleistungskorridoren“ auch für die Strecke der Marschbahn Mittel zur Verfügung gestellt würden.
„Diese Strecke hier oben im Norden mag kein Hochleistungskorridor sein, aber es ist ein besonderer Korridor“, betonte Madsen. Jeder einzelne Sylt-Pendler sei auf die Bahnstrecke angewiesen. „Alle sieben Minuten kreuzen sich auf dieser Strecke Züge“, so der schleswig-holsteinische Minister. „Dass sich eine Verspätung da enorm auf den weiteren Fahrplan auswirkt, ist klar.“ Umso wichtiger sei daher der Ausbau der Strecke, sagte Madsen und versuchte seinen Worten noch einmal Nachdruck zu verleihen: „Es gibt schlicht keine Alternative für Pendler.“
Seinen Appell richte Madsen daher an den Bundestag, denn dieser entscheidet abschließend über die Finanzierung. Und auch die Bahn sei in der Pflicht, den Ausbau weiter voranzutreiben. „Ich werde mich in Berlin noch einmal dafür starkmachen“, versprach Madsen.
Pläne für Ausbau der Marschbahnstrecke: SSW kritisiert Madsen
Kritik an den Plänen des Bundesverkehrsministers, aber auch an Madsen direkt kommt vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW). Der SSW ist die Minderheiten- und Regionalpartei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass entweder das Engagement des Ministers für den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung der Marschbahn nicht ausreichend war oder dass er in Berlin schlichtweg nicht die nötige Durchsetzungskraft hat“, sagt die verkehrspolitische Sprecherin der SSW-Landtagsfraktion, Sybilla Nitsch. Ihre Partei schaue mit Interesse und Sorge auf den morgigen Bahngipfel in Niebüll: „Wir erwarten Antworten.“
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Werde der Ausbau nicht vorangetrieben, seien die Aussichten für 2027 schlecht: „Ab dann droht der Bahnverkehr von Niebüll nach Dagebüll massiv verschlechtert zu werden, weil die neuen Züge nicht geteilt werden können und der Umstieg in Niebüll noch immer unsicher ist“, so Nitsch. Für Pendler und Urlauber wäre das fatal.