Sylt. 50-Jähriger nach monatelangem Streit als Bürgermeister von Sylt abgewählt. Häckel hat schon neue Visitenkarten – und einen klaren Plan.
Angespannt waren zahlreiche Sylterinnen und Sylter am Sonntag - mildern konnte diese Stimmung auch das spätsommerliche Postkarten-Wetter auf der Nordseeinsel nur bedingt. Der Sylter Bürgermeister, Nikolas Häckel (parteilos), ist abgewählt worden – nach monatelangen Querelen rund um das Amt im Rathaus in Westerland.
Am Sonntag sprachen sich laut vorläufigem Ergebnis 4.342 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Sylt, mit ihren Ortsteilen Westerland, Tinnum, Rantum, Archsum, Keitum, Morsum und Munkmarsch, dafür aus, dass er den Chefsessel im Rathaus vorzeitig räumen muss. 860 stimmten dagegen.
Sylt: Bürgermeister Nikolas Häckel sieht Abwahl entspannt
Seine Abwahl nahm Häckel gelassen hin. In der kommenden Woche wolle er in ein Kloster nach Bayern fahren und dort mindestens drei Monate verbringen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Ich bin entspannt: Hätte ich heute tatsächlich gewonnen – gegen all die Leute, die hier gegen mich waren – das hätte keinen Spaß gemacht.“
Mit einer roten Stoffrose im Knopfloch seines dunkelblauen Cord-Anzugs war er am Abend persönlich ins Rathaus gekommen. Überrascht habe ihn die Abwahl nicht, er sei darauf gut vorbereitet gewesen. Mit den Wahlergebnissen habe er sich frühzeitig auseinandergesetzt – auch wenn er natürlich gerne weitergemacht hätte, sagte Häckel. Der Weg ins Rathaus am Abend sei für ihn daher nicht schwer gewesen.
Seine neuen Visitenkarten mit dem Zusatz „Bürgermeister a. D.“ habe er bereits drucken lassen, sagt der 50-Jährige. Und seine Bezüge reichen für ein gutes Leben aus. „Jetzt gehe ich in Pension, werde mein Leben genießen, Urlaube machen, Hobbys ausleben – und das mit 50 zu starten, finde ich ein riesiges Geschenk“, sagte er. Davon, dass er weiterhin auf der Insel wohnen bleibt, gehe er derzeit nicht aus.
Kritik an Nikolas Häckel ebbte über Monate nicht ab
Kommunalpolitiker hatten am 18. Juli mit 26 Ja – und 4 Nein-Stimmen beschlossen, ein Abwahlverfahren gegen den hauptamtlichen Sylter Bürgermeister Häckel einzuleiten – und dass er bis zu dieser Abstimmung sein Amt nicht weiter ausüben darf. Mindestens 20 Prozent aller Wahlberechtigten mussten für die Abwahl votieren, das entsprach 2.487 Stimmen.
Das Abstimmungsergebnis durch die Sylterinnen und Sylter bestätige den Vorstoß der Kommunalpolitik, sagte Gritje Stöver (CDU), Hauptausschuss-Vorsitzende der Gemeinde Sylt, der dpa. „Das zeigt, dass wir als Vertreter in der Politik den richtigen Weg eingeschlagen, die Notbremse gezogen und gesagt haben, dass es so nicht weitergehen kann.“
Was die Politiker Häckel vorwerfen
Die große Wahlbeteiligung zeige, dass die Menschen daran interessiert sind, wie es mit der Insel weitergehen soll. „Nikolas Häckel konnte in seiner Person diese große Aufgabe des Bürgermeisteramtes nicht ausführen und das geht dann auf Kosten der Bevölkerung.“
Die Politiker werfen ihm unter anderem die jahrelange Haushaltsmisere, fehlende Kommunikation, mangelhaftes Vertrauen sowie Unzulänglichkeiten bei seiner Verwaltungsarbeit vor. Auch das Vertrauensverhältnis zwischen Bürgermeister und Gemeindevertretung sei demnach nachhaltig beschädigt.
Häckel ist seit Februar krankgeschrieben
„Für die Insel bedeutet das Abstimmungsergebnis, dass wir jetzt die Chance auf einen Neuanfang haben – sowohl in der Gemeinde Sylt, als auch im Verhältnis zu den anderen Inselgemeinden“, sagte Andreas Dobrzinski, Bürgervorsteher der Gemeinde Sylt.
Häckel ist seit Februar krankgeschrieben. Bereits im Sommer 2023 hatte er seine Amtsgeschäfte mehrere Wochen nicht wahrnehmen können. Vertreten wird er derzeit durch seinen Stellvertreter, Carsten Kerkamm (CDU). Der gebürtige Sylter Häckel führt die Verwaltung auf der Nordseeinsel seit 2015 und wollte nach überstandenem Burnout wieder zurück auf den Chefsessel im Rathaus in Westerland.
Sylt: Neuwahlen voraussichtlich Anfang 2025
Stellt der Gemeindeabstimmungsausschuss das Ergebnis bei seiner Sitzung - voraussichtlich am 2. Oktober - fest, dann wird Häckel in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
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Laut Gemeindeordnung muss die Neuwahl einer Bürgermeisterin oder eines Bürgermeisters spätestens sechs Monate nach dem Abstimmungsergebnis erfolgen, teilte Hans-Martin Slopianka, Sprecher des Kreises Nordfriesland, mit. Realistisch sei eine solche Neuwahl demnach im ersten Quartal 2025.