Tremsbüttel. Insolvente Privatklinik im Schloss Tremsbüttel musste nach weniger als einem Jahr schließen. Wie viel die exklusive Immobilie kosten soll.

  • 2023 eröffnete die Privatklinik für psychisch Erkrankte
  • Nach der Insolvenz steht das Schloss Tremsbüttel zum Verkauf
  • Luxusimmobilie soll 46 Millionen Euro kosten

Die Pläne, welche die Libermenta-Gruppe für das Schloss Tremsbüttel hatte, waren ehrgeizig. Eine exklusive Privatklinik für psychisch Erkrankte hatte im April 2023 in dem 1894 errichteten Herrenhaus an der Schlossstraße eröffnet. Doch nicht einmal ein Jahr später musste die Klinik wieder schließen. Am 30. Januar stellte die Privatklinik Schloss Tremsbüttel GmbH beim Amtsgericht Reinbek einen Insolvenzantrag.

Seitdem steht der Betrieb in dem denkmalgeschützten Gebäude still, Zukunft ungewiss. Nun wird das Schloss im Internet auf einem internationalen Portal für Geschäftsimmobilien zum Verkauf angeboten. Kaufpreis: 46 Millionen Euro.

Immobilien Stormarn: Insolvente Privatklinik Schloss Tremsbüttel zu verkaufen

„Willkommen im Schloss Tremsbüttel, einem historischen Zufluchtsort, der als angesehene Libermenta-Klinik wiedergeboren wurde und inmitten der ruhigen Landschaft Hamburgs liegt“, heißt es in der englischsprachigen Announce des Maklerbüros World Luxury Realty mit Sitz in Seattle (USA). Das Unternehmen hat sich auf den Verkauf von Luxusimmobilien weltweit spezialisiert. Angeboten werden unter anderem zwei Luxusresorts in Singapur, eine exklusive Ferienanlage in Phuket (Thailand) und ein Boutique-Hotel am Strand von Honduras.

Beworben wird das Schloss Tremsbüttel als „harmonische Mischung aus modernem Komfort und Grandhotel-Charme“ mit 82 Einzel- und Mehrbettzimmern mit Vier-Sterne-Standard. Hinzu kommen 20 Plätze für eine tagesklinische Behandlung. Insgesamt verfügt die Immobilie inklusive des weitläufigen Parkgrundstückes, welches das Schloss umgibt, über rund 84.000 Quadratmeter.

Im 18. Jahrhundert war das Herrenhaus in Tremsbüttel herzoglicher Amtssitz

Das Schloss Tremsbüttel hat im Laufe der Zeit unterschiedliche Nutzungen erfahren. Die Geschichte des Gebäudes beginnt im 18. Jahrhundert, als Tremsbüttel noch herzoglicher Amtssitz ist. Von 1777 bis 1800 wird er von Christian Graf zu Stolberg-Stolberg verwaltet.

Bei ihrer Deutschlandtournee 1966 übernachteten die Beatles in einem Hotelzimmer auf Schloss Tremsbüttel.
Bei ihrer Deutschlandtournee 1966 übernachteten die Beatles in einem Hotelzimmer auf Schloss Tremsbüttel. © HA

Um 1780 lässt der ein klassizistisches Herrenhaus errichten, Vorgänger des heutigen Schlosses, und einen Landschaftsgarten anlegen. Prominente Gäste wie die Dichter Matthias Claudius und Friedrich Gottlieb Klopstock und der Gelehrte Wilhelm von Humboldt gehen dort ein und aus.

Zwischenzeitlich ziehen ein Hilfslazarett und ein Erholungsheim ein

Im 19. Jahrhundert wechseln die Besitzer mehrfach. 1883 geht der Bau in den Besitz der großbürgerlichen Familie Hasenclever aus Remscheid über. Sie lässt das heutige Herrenhaus errichten, das 1885 fertiggestellt wird. Der Entwurf kommt vom Berliner Architekten Hans Grisebach und dessen Partner August Georg Dinklage. Im Ersten Weltkrieg wird das Schloss zum Hilfslazarett.

1939 erwirbt der Kaufmann Jonny Oellerich die Immobilie, die im Zweiten Weltkrieg zunächst als Unterkunft für ausgebombte Hamburger und ab 1945 Hauptquartier des britischen Oberkommandos wird. Nach Kriegsende zieht ab Sommer 1945 für drei Jahre ein Erholungsheim des Evangelischen Hilfswerks ein.

Beatles, Rolling Stones und Sophia Loren übernachten im Schlosshotel

Nach mehreren Umbaumaßnahmen eröffnet die Familie Oellerich am 23. September 1949 ein Luxushotel. Weltbekannte Stars übernachteten im Tremsbütteler Schloss, darunter die Beatles und die Rolling Stones, Schauspielerin Sophia Loren und Dirigent Leonard Bernstein. Schauspieler Klaus Kinski hinterlässt im Gästebuch die Notiz: „Das einzige Hotel, in dem man in Deutschland wohnen kann.“

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Im Sommer 2020 dann das Aus für die renommierte Unterkunft: Die massiven Umsatzeinbußen während der Corona-Pandemie zwingen die Betreiberfamilie Strathmann aus Hamburg zur Aufgabe des Traditionshotels, das zuletzt über 50 Hotelzimmer, darunter eine Präsidenten- und eine Fürstensuite sowie acht Doppelzimmer verfügt.

Für den Betrieb als psychiatrische Klinik wurde das Schloss aufwendig umgebaut

Die Wohninvest Holding GmbH aus Fellbach (Baden-Württemberg) kauft das Schloss der Familie Strathmann für einen zweistelligen Millionenbetrag ab. Sie verpachtet das Gebäude an die Bühler Health Care AG, deren Hauptinvestor die Holding ist und die dort unter der Marke Libermenta eine psychiatrische Klinik betreibt. Dafür wird das Schloss aufwendig umgebaut. Zur Libermenta-Gruppe gehören zwei weitere Luxuskliniken in den Schlössern Gracht in Erftstadt (Nordrhein-Westfalen) und Freudental bei Stuttgart (Baden-Württemberg).

Die herrschaftliche architektonische Umgebung sei ein elementarer Bestandteil des Konzepts, erklärte die stellvertretende Klinikdirektorin Dr. Aglaja Stirn zur Eröffnung in Tremsbüttel: „Eine gute Umgebung ist ein Heilfaktor.“ Der Blick ins Grüne, helle Räume und gutes Licht begünstigten die Genesungschancen. Behandelt wurden Patienten ab 18 Jahre im gesamten Spektrum psychischer Erkrankungen: Depression, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Essstörungen und mehr.

Betreiberin nennt hohe Kosten und Inflation als Gründe für die Insolvenz

Doch das Konzept funktionierte nur kurze Zeit. Als Gründe für die Insolvenz nannte eine Sprecherin der Bühler Health Care AG auf Anfrage unserer Redaktion „hohe laufende Kosten und inflationsbedingte Preissteigerungen“. Die Patienten wurden entlassen oder in andere Kliniken vermittelt, rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter Psychiater, Psychologen, Therapeuten sowie Pflege- und Servicepersonal, gekündigt.

Inzwischen haben neben der Privatklinik Schloss Tremsbüttel GmbH Medienberichten zufolge auch mehrere Gesellschaften der Wohninvest-Gruppe Insolvenz angemeldet. Neben dem Tremsbütteler Schloss sind auch jene Immobilien der Libermenta-Kliniken in Gracht und Freudental, die ebenfalls der Holding gehören, auf dem Luxus-Immobilienportal inseriert.

Andere Kliniken der Libermenta-Gruppe habe auch weiterhin geöffnet

Im Gegensatz zu Tremsbüttel läuft der Betrieb in diesen beiden Kliniken offenbar aber weiter. Eine Aufnahme dort ist laut der Internetseite der Libermenta-Kliniken kurzfristig möglich. Die Klinik in Tremsbüttel ist hingegen nicht mehr unter den Standorten der Gruppe gelistet.

Ob Schloss Tremsbüttel für den Fall, dass sich ein Käufer findet, als Klinik wiedereröffnen wird, ist unklar. Bühler Health Care war auf Anfrage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Jens Zimmermann, Sprecher der Wohninvest-Gruppe, erklärte, man gebe zu aktuellen Geschäftstätigkeiten keine Auskunft.

Eine Wiedereröffnung des Tremsbütteler Schlosses als Klinik wäre denkbar

In der Gemeinde Tremsbüttel ist nichts über die Zukunft von Schloss und Klinik bekannt. „Das Gebäude ist in Privatbesitz, deshalb ist es die alleinige Angelegenheit des Eigentümers, was er mit dem Schloss macht“, sagt Bürgermeister Jörg Müller (Wählergemeinschaft KWG). „Die Informationen fließen nur sehr spärlich.“ Von den Entwicklungen seit der Schließung der Klinik habe die Gemeinde aus der Presse erfahren. Dass eine Wiedereröffnung möglich ist, legt allerdings ein Hinweis in der Verkaufsanzeige nahe: Demnach hat der Mietvertrag mit der Bühler Health Care AG eine Restlaufzeit von 19,2 Jahren.