Ahrensburg. Scharfe Messer sind tödliche Bedrohung für nachtaktive Kleintiere. Partei fordert, dass die Rasenmäher nur tagsüber fahren.

Mähroboter halten den heimischen Rasen ohne großen Aufwand für die Grundstücksbesitzer kurz. Doch die kleinen Maschinen mit ihren scharfen Messern sind eine tödliche Bedrohung für den Igel. Der ist seit diesem Herbst erstmals auf der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN als „potenziell gefährdet“ eingestuft. Um Igel und andere Kleintiere besser vor Verletzungen zu schützen, fordern die Ahrensburger Grünen jetzt ein Nachtfahrverbot für Mähroboter in der Stadt.

Der Betrieb soll in der Zeit von einer halben Stunde vor Sonnenuntergang bis eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang untersagt werden. „Das Verbot der nächtlichen Inbetriebnahme von Mährobotern liefert einen wichtigen und effektiven Beitrag zum Artenschutz, da es eine weitere Gefahrenquelle sowohl für Igel als auch für andere betroffene Wirbeltiere wie beispielsweise Erdkröten und andere Amphibien minimiert“, schreibt die Grünen-Stadtverordnete Elke Dullweber im Antrag ihrer Partei. Da die automatischen Rasenmäher weiterhin tagsüber unterwegs sein dürfen, sei die Einschränkung zumutbar sowie als Schutzmaßnahme für Igel angemessen und verhältnismäßig. 

Igel in Gefahr: Nachtfahrverbot für Mähroboter in Ahrensburg im Gespräch

In verschiedenen europäischen Ländern sei die Zahl der Igel in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Das sei auch in Deutschland zu beobachten. So zeigten Langzeitzählungen überfahrener Igel in Bayern, die über fast 40 Jahre stattgefunden haben, dass die Zahl der Totfunde um circa 80 Prozent zurückgegangen sei. „Dies ist jedoch nicht auf die Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen, sondern auf den generellen Rückgang der Bestände zurückzuführen“, so Dullweber.

Ein Igel, der eine schwere Kopfverletzung durch einen Mähroboter erlitten hat.
Ein Igel, der eine schwere Kopfverletzung durch einen Mähroboter erlitten hat. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Ursachen für den Bestandsrückgang seien vielfältig. Einer der gravierendsten Gründe seien fehlende Insekten, die die Hauptnahrungsgrundlage des Igels sind. „Pestizideinsatz, Lichtverschmutzung und Lebensraumverlust sind in diesem Zusammenhang als Hauptursachen für das Insektensterben zu benennen“, so die Ahrensburgerin. Hinzu komme der Rückgang geeigneter Lebensräume in der freien Landschaft: „Dort fehlen beispielsweise natürliche Hecken und Gebüsche, in denen die Tiere tagsüber schlafen, ihre Nester für den Winterschlaf bauen und ihre Jungtiere aufziehen können.“

Mähroboter: Igel flüchten nicht vor ihnen, sondern rollen sich zusammen

Eine Folge sei, dass die Bestände teilweise in städtischen Bereichen größer seien. Dort finden Igel in Grün- und Parkanlagen sowie auf Friedhöfen Ersatzlebensräume. „Insbesondere naturnahe Gärten bieten hier viel Potenzial“, so Dullweber. Doch gerade dort sind immer mehr Mähroboter im Einsatz. Wenn Igel bei der nächtlichen Nahrungssuche auf die Geräte treffen, flüchten sie nicht, sondern rollen sich zum Schutz zusammen. „Hierbei kann es passieren, dass sie von dem Mähroboter überrollt und verletzt oder getötet werden.“ Technische Lösungen zum Schutz der Tiere seien noch nicht ausgereift.

Die Grünen weisen darauf hin, dass Besitzer von Mährobotern schon jetzt dafür sorgen müssen, dass beim Betrieb keine Gefahr für Igel und andere Tiere entsteht. Das gehe aus dem Verletzungs- und Tötungsverbot im Bundesnaturschutzgesetz (Paragraf 44, Absatz 1) hervor.

Nachtfahrverbot für Mähroboter gilt in Köln seit Oktober

Ein Vorreiter beim Nachtfahrverbot ist die Millionenstadt Köln. Dort müssen Mähroboter bereits seit Anfang Oktober in dem Zeitraum mit den Hauptdämmerungszeiten, den auch die Ahrensburger Grünen vorschlagen, still stehen. Die Gemeindevertretung in Nuthetal (Brandenburg) hatte sogar schon im Frühjahr 2024 einstimmig ein Betriebsverbot zwischen 20 Uhr abends und 7 Uhr morgens erlassen. Bei Verstößen drohen dort bis zu 1000 Euro Bußgeld.

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Der Ahrensburger Umweltausschuss berät am Mittwoch, 11. Dezember, bei seiner um 19.30 Uhr im Peter-Rantzau-Haus (Manfred-Samusch-Straße 9) beginnenden Sitzung über den Grünen-Vorschlag. Mähroboter-Besitzer sollen sich auf Antrag von dem Verbot befreien lassen können, wenn sie nachweisen, dass im konkreten Einzelfall keine Gefahr für Igel und andere kleine Wirbeltiere entsteht – beispielsweise bei Rasenflächen auf Dächern.

CDU hält Nachtfahrverbot für Mähroboter für nicht kontrollierbar und setzt auf Gespräche

Die CDU hat bereits auf den Vorstoß reagiert. „Ein gesetzliches Verbot für das nächtliche Fahren der Rasenmähroboter können wir nicht unterstützen! Wer soll das auch kontrollieren?“, schreiben die Christdemokraten auf ihrer Homepage. Statt eines Verbots, das Zeit und Kosten binde, sei es besser, die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren.

„Sprechen Sie gern Nachbarn, Freunde und Bekannte darauf an, die Mähroboter nachts auszuschalten – insbesondere zum Wohle aller nachtaktiven Insekten, Amphibien, Reptilien und selbstverständlich Igel“, so die CDU. Die besonders guten Bedingungen beispielsweise für Bienen in den Ahrensburger Gärten zeigten, dass die allermeisten Gartenbesitzer sich für die Natur sehr interessierten.