Großhansdorf. Konzept für Umgestaltung der Ortsmitte vorgestellt. Bedenken bei Gebäudehöhe und Parkplätzen. Kommen auch Drogerie und Bio-Laden?
Ein moderner Supermarkt, Gewerbeflächen für die Raiffeisenbank und weitere Geschäfte, eine Tiefgarage und 41 Wohnungen: So soll das Zentrum des Großhansdorfer Ortsteils Schmalenbeck künftig aussehen. Entsprechende Planungen wurden jetzt während der jüngsten Einwohnerversammlung erstmals öffentlich vorgestellt. Das Interesse der Großhansdorfer war groß.
„Alle Beteiligten in Großhansdorf sind sich einig, dass sich das Schmalenbecker Zentrum verändern muss, um die Einkaufsmöglichkeiten zu verbessern“, sagte Bürgermeister Janhinnerk Voß im fast bis auf den letzten Platz besetzten Waldreitersaal. Als zeitliche Perspektive nannte der Verwaltungschef eine Umsetzung binnen der kommenden fünf Jahre.
Großhansdorf: Wohnungen und Discounter – die Pläne fürs neue Schmalenbeck
In Schmalenbeck leben rund 60 Prozent der 9500 Großhansdorfer. Überlegungen für eine Neugestaltung des Areals an der Ecke Sieker Landstraße/Ahrensfelder Weg gibt es in der Waldgemeinde seit mehr als 20 Jahren. Unterschiedliche Interessen der drei Flächeneigentümer verhinderten bislang jedoch eine Realisierung. Der Gemeinde gehört der Parkplatz in der Mitte. Der südöstliche Teil mit der Filiale der Südstormarn Mölln (Raiba) und weiteren Geschäften befindet sich im Besitz der Bank. Der Eigentümergemeinschaft Holst gehört das Gebäude mit dem Penny-Markt.
Anfang 2015 hatte es zuletzt einen Neubau-Vorstoß gegeben. Ein Projektentwickler präsentierte Entwürfe für einen großen Vollsortiment-Supermarkt und eine zweistöckige Parkpalette – mit dem oberen Deck auf neun Meter Höhe. Die Pläne wurden aber nie umgesetzt.
Schmalenbeck: Statt eines Vollsortimentsupermarktes soll es wieder einen Discounter geben
Ein Vollsortiment-Supermarkt ist inzwischen vom Tisch. Laut Voß hat ein Gutachten ergeben, dass daran kein Bedarf besteht, weil es mit den zwischenzeitlich eröffneten Edeka-Märkten am Eilbergweg und in Siek sowie dem neuen Famila-Markt in Ahrensburg entsprechende Geschäfte in unmittelbarer Nähe bereits gibt. „Es hat sich aus diesem Grund auch kein Betreiber finden lassen, der nach Schmalenbeck kommen möchte“, sagt der Bürgermeister.
Im Unterschied zum Vorstoß von 2015 sind diesmal die Familie Holst und die Raiba von Anfang an direkt in die Planungen involviert. Das hat den Vorteil, dass die Pläne für das gesamte Areal aus einer Hand stammen. Das Konzept des Hamburger Büros LH Architekten sieht zwei Baukörper vor. Der erste soll den in die Jahre gekommenen, im Vergleich mit heutigen Supermärkten deutlich unterdimensionierten Penny-Markt ersetzen.
Ortsmitte Schmalenbeck: Penny-Markt bekommt um 200 Quadratmeter größere Ladenfläche und Tiefgarage
Dieser soll künftig rund 1150 Quadratmeter Verkaufsfläche bekommen, etwa 200 Quadratmeter mehr als heute. Zusätzlich sind in dem Gebäude vier kleinere Gewerbeflächen vorgesehen. In einer Tiefgarage, die von der Ostseite des Gebäudes erreicht werden kann, soll es 54 Parkplätze für Autos sowie Stellplätze für Fahrräder geben.
Über den Geschäften sind auf einem, teilweise zwei weiteren Stockwerken plus Dachgeschoss 16 Wohnungen vorgesehen. Das Besondere ist ihre architektonische Gestaltung: Angesiedelt sind sie in mehreren nebeneinanderliegenden, langgestreckten Atriumhäusern mit Satteldächern. Diese verfügen jeweils über eine kleinere (80 Quadratmeter) und eine größere (140 Quadratmeter) Wohneinheit. Dazwischen liegen, schachbrettartig versetzt, kleine Innenhöfe.
Schmalenbeck: Atriumhäuser über dem Supermarkt sollen neue Wohnformen ermöglichen
Erschlossen werden die Wohnungen über zwei Laubengänge auf der nördlichen und südlichen Gebäudeseite. „Wir schaffen an dieser Stelle eine sehr besondere Wohntypologie, die spannende neue Wohnformen ermöglicht“, sagte Architekt Jo Landwehr.
Der zweite Baukörper ersetzt das Raiba-Gebäude am Ahrensfelder Weg, das aus den 1970er-Jahren stammt. Der Neubau gliedert sich in drei Gebäudeteile, die optisch unter anderem durch eigene Satteldächer voneinander abgesetzt werden. Zur Sieker Landstraße sind zwei vollwertige Geschosse vorgesehen. Der Mittelteil zum Ahrensfelder Weg hin erhält drei Stockwerke und der nördliche Teil neben dem U-Bahnhof Schmalenbeck eine Etage. Dazu kommt jeweils ein Dachgeschoss.
Planer wollen Drogerie und Geschäft für Biolebensmittel nach Schmalenbeck locken
Im Erdgeschoss soll die Raiba einziehen. Für die weiteren Geschäftsflächen haben die Planer unter anderem eine Drogerie und einen Händler für Biolebensmittel im Visier. Darüber sind rund um ein Atrium Räume für Arztpraxen sowie 25 weitere Wohnungen mit Größen zwischen 45 und 75 Quadratmetern geplant. Südwestlich des Baukörpers, der über einen winkelförmigen Grundriss verfügen soll, ist ein Vorplatz mit Sitzgelegenheiten vorgesehen, der auch für den Wochenmarkt genutzt werden könnte.
„Beide Gebäude werden entsprechend einem gemeinsamen Farbkonzept gestaltet, sodass ein Ensemble mit hoher Homogenität entsteht“, sagte Landwehr. Nicht angetastet wird die aus dem Jahr 1948 stammende Laden- und Wohnungszeile Sieker Landstraße 116 mit dem Eiscafé Rosela und dem Atelier Zauberhafte Künste.
Die Höhe der geplanten Gebäude sorgt bei Anwohnern für Bedenken
Landwehr betont, dass es sich zunächst um eine erste Planungsstudie handele. An verschiedenen Stellen würden noch Änderungen notwendig, bei der nun vorgestellten Grundkonzeption werde es aber bleiben.
Für Bedenken im Publikum sorgte die Höhe der geplanten Gebäude. Der Penny-Markt ist derzeit eingeschossig, das Raiba-Gebäude ein- und teilweise zweigeschossig. Die Neubauten werden höher sein. Insbesondere dass auch Wohnungen entstehen sollen, sahen mehrere Anwohner kritisch.
Bürgermeister betont die Notwendigkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen
Der Bürgermeister betonte die Notwendigkeit einer „maßvollen Verdichtung“. Voß sagte: „Der Supermarkt hat eine große Fläche. Es macht Sinn, diese Fläche als Wohnraum zu nutzen.“ Der Wohnungsdruck sei groß, viele Menschen wollten nach Großhansdorf ziehen. „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum, insbesondere in zentraler Lage mit guter Verkehrsanbindung.“ Laut Architekt Landwehr orientiert sich die Höhe der neuen Gebäude an den Baukörpern in der Umgebung.
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Ein weiterer Aspekt, der für Kritik aus dem Publikum sorgte, ist die Parkplatzsituation. An diesem Punkt sehen auch Verwaltung und Politik noch Diskussionsbedarf. Zwar wird die Zahl der Stellplätze von derzeit 90 auf künftig etwa 130 steigen. Doch Anwohner befürchten, dass durch ein attraktiveres Einzelhandelsangebot auch das Verkehrsaufkommen zunehmen wird.
Ortsmitte Schmalenbeck: Räumlich begrenztes Areal lässt keinen Platz für weitere Parkplätze
Es gebe bereits ein Gutachten, das zu dem Ergebnisse komme, dass die Verkehre an dem Standort grundsätzlich abwickelbar seien, sagte Voß. „Es wird dennoch Zeiten geben, zu denen mehr Verkehr da ist“, räumte der Bürgermeister ein. Das lasse sich nicht verhindern. Das Areal sei räumlich stark begrenzt, weshalb es nur bedingt möglich sei, weitere Parkplätze zu schaffen.
In der Großhansdorfer Ortspolitik genießen die Pläne fraktionsübergreifend Unterstützung. Die Gemeindevertreter haben bereits die notwendige Änderung des Bebauungsplans für das Areal auf den Weg gebracht.
FDP-Fraktionschef hätte gern einen Vollsortiment-Supermarkt gehabt
„Weiter waren wir noch nie“, sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende Andrea Schmolling mit Blick auf die jahrelangen Planungen. Beim Thema Parkplätze und Verkehrsabwicklung gelte es aber noch, die eine oder andere Frage zu klären. Ihr FDP-Pendant Carsten Pieck sieht in dem vorgestellten Entwurf „eine städtebaulich sehr gute Lösung“. Einziger Wermutstropfen sei, dass es weiterhin lediglich einen Discounter und keinen Vollsortiment-Supermarkt geben werde.
Für Grünen-Fraktionschefin Sabine Rautenberg ist das Konzept stimmig, auch wenn ihr persönlich die geplanten Baukörper „etwas zu massig“ seien. Rautenberg lobt, dass auch neue Wohnungen entstehen. „Der Standort ist dafür prädestiniert“, sagt sie.
Ortsmitte Schmalenbeck: Frühestens in zwei Jahren könnte gebaut werden
Für Sabine Estorff (SPD) war es wichtig, dass ein gelungenes Gesamtkonzept für das Areal gefunden wird. „Wenn man bezahlbaren Wohnraum schaffen und gleichzeitig eine Flächenversiegelung vermeiden will, muss man auch in die Höhe bauen“, sagt sie zu den Bedenken bezüglich der Dimension der Gebäude.
Wann in Schmalenbeck die Bagger anrollen, steht noch nicht fest. Der Bürgermeister rechnet mit zwei Jahren für die Bauleitplanung. „Wir gehen anschließend von einer Bauzeit von etwa drei Jahren aus“, so Voß. Frühestens 2029 könnten die Geschäfte in den neuen Räumen öffnen.