Großhansdorf. Neues Quartier in Großhansdorf soll Ende 2026 fertig sein. Bauherr nennt Preise für die Eigentums- und Mietwohnungen in exklusiver Lage.
Fast neun Jahre lag das Gelände der ehemaligen Lungenheilstätte am Eilbergweg in Großhansdorf brach. Das wird sich nun ändern: Bis Ende 2026 sollen auf dem rund 45.600 Quadratmeter großen Waldgrundstück in direkter Nähe zum U-Bahnhof Großhansdorf unter dem Projektnamen „Gut Leeven“ 85 exklusive Wohnungen entstehen. Die Vorarbeiten laufen seit Jahresbeginn, im zweiten Quartal 2025 soll der offizielle Baustart sein. Die Vermarktung der Einheiten hat bereits begonnen.
„Wir sind mit der Vorvermarktung bisher sehr zufrieden“, sagt Edward Martens, Geschäftsführer von Brawo Re Development Hamburg. Die Tochtergesellschaft des Immobilienentwicklers AVW Immobilien realisiert das Projekt zusammen mit der Raiffeisenbank Südstormarn Mölln (Raiba). Gemeinsam haben die Partner dafür das Unternehmen Erste Projekt Großhansdorf GmbH gegründet, das als Bauherrin auftritt. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei mehr als 60 Millionen Euro.
Immobilien Stormarn: Neue Wohnungen in Großhansdorf am Waldrand – das sind die Preise
Die Finanzierung des Vorhabens sei unabhängig von einer Vorverkaufsquote gesichert, sagt Martens. „Wir werden noch in diesem Jahr die Erschließungsstraße beauftragen.“ Ebenfalls noch im Dezember werde es die zweite Gebotsrunde für die Auswahl eines Generalunternehmers geben. Fünf Firmen seien aktuell noch in der Auswahl.
Geplant sind sechs exklusive Stadtvillen mit 74 Eigentumswohnungen. Es handelt sich um Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen sowie Penthouses mit Größen zwischen 59 und 245 Quadratmetern und „hochwertiger Architektur und Ausstattung“. Konzipiert wurden die Gebäude von dem Hamburger Büro Czerner Göttsch Architekten. Weitere elf Einheiten, die vermietet werden sollen, entstehen in dem denkmalgeschützten, ehemaligen Schulkinderhaus der Heilstätte, das dafür aufwendig umgebaut und energetisch saniert wird.
Bauherr bewirbt das Projekt als „Refugium zwischen Parkidylle und Wohnkultur
Die Häuser mit den Eigentumswohnungen werden auf etwa 1,40 Meter hohen Warften errichtet und erhalten einen winkelförmigen Grundriss. Sie verfügen über zwei Voll- und ein Staffelgeschoss mit Gründach. Jedes Gebäude soll eine eigene Tiefgarage erhalten. Alle Wohnungen werden barrierefrei gestaltet.
Die Häuser werden sich laut Projektbeschreibung frei stehend und aufgelockert in die Parklandschaft einbetten. „Die Außenanlagen sind das Herzstück des Projektes“, sagt Martens. Die Bauherrin bewirbt das geplante Quartier auf der Internetseite des Vorhabens als „ein Refugium zwischen Parkidylle und Wohnkultur“.
Durchschnittlicher Quadratmeterpreis liegt zwischen 8000 und 8500 Euro
Wer hier wohnen möchte, muss das entsprechende Kleingeld mitbringen: Der Quadratmeterpreis für die Eigentumswohnungen wird laut Martens im Schnitt zwischen 8000 und 8500 Euro liegen. Die Preise für die einzelnen Wohnungen können variieren.
Eine Erdgeschosswohnung mit drei Zimmern und 125,5 Quadratmetern ist beispielsweise für etwas mehr als eine Million Euro (etwa 8350 Euro pro Quadratmeter) zu haben. Für ein Penthouse in der obersten Etage mit fünf Zimmern und 225,5 Quadratmetern werden knapp 2,2 Millionen Euro fällig (etwa 9750 Euro je Quadratmeter). Die Mietwohnungen werden laut Martens preislich bei etwa 18 Euro pro Quadratmeter angesiedelt sein.
Bürgermeister verteidigt Verzicht der Gemeinde auf Sozialwohnungen
Sozialwohnungen sind auf dem Gelände nicht vorgesehen. Während der jüngsten Einwohnerversammlung, bei der die Planer das Projekt präsentierten, sorgte das für Kritik. Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß verteidigte die Entscheidung und verwies auf die lange Vorgeschichte des Vorhabens. „Es gab zahlreiche Investoren, die auf dem Grundstück gern 300, 400 oder 500 Wohnungen gebaut hätten, aber das ist nicht das, was wir als Gemeinde uns an dieser Stelle vorstellen“, sagte Voß.
Kommunalpolitik und Verwaltung sei von Beginn an wichtig gewesen, dass möglichst viel des historisch gewachsenen Waldbestandes erhalten bleibe. Deshalb habe sich die Gemeindevertretung entschieden, nur eine sehr zurückhaltende Bebauung zuzulassen. „Das lässt sich mit sozialem Wohnungsbau nicht realisieren.“
Um die Nachnutzung des Areals wurde in Großhansdorf jahrelang gerungen
Großhansdorfs Kommunalpolitiker hatten jahrelang nach einem Nachnutzer für das Gelände gesucht. Von 1976 bis 2015 betrieb die Behindertenhilfe Hamburg auf dem Areal eine Wohn- und Rehastätte. 2014 hatte die damalige Eigentümerin, die Deutsche Rentenversicherung Nord (DRV), erklärt, das Grundstück mit den Gebäuden der Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Lungenheilanstalt verkaufen zu wollen.
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Drei Jahre lang wurde in Großhansdorf diskutiert, ehe Mitte 2017 der Neubau eines Wohnquartiers beschlossen wurde. Die Kommunalpolitiker in der Waldgemeinde wollen insbesondere altersgerechte Wohnmöglichkeiten für Senioren schaffen. Doch auch danach ging es nur langsam voran.
Denkmalschutz der ehemaligen Turnhalle stellt die Planer vor Herausforderungen
Für das Vorhaben mussten der Bebauungsplan und der Flächennutzungsplan geändert werden. Das Verfahren gestaltete sich sehr aufwendig und zog sich über mehrere Jahre hin. Wiederholt mussten nachträglich Änderungen eingearbeitet werden. Knackpunkte waren der Abstand der neuen Gebäude zu dem das Areal umgebenden Waldes, der Erhalt der Bäume, die Verkehrsanbindung und der Denkmalschutz.
Letzterer stellte die Planer vor immense Herausforderungen, insbesondere, was die in den 1920er-Jahren errichtete, ehemalige Backstein-Turnhalle im Zentrum des Grundstücks betrifft. Laut Bürgermeister Voß handelt es sich um das letzte derartige Gebäude in Schleswig-Holstein. Raiba und AVW haben sich im Zuge der Bauleitplanung gegenüber der Gemeinde vertraglich verpflichtet, das Bauwerk zu sanieren, das seit langer Zeit leer steht und verfällt. Die Sanierungskosten schätzen die beiden Partner auf rund zwei Millionen Euro.
Großhansdorf kann sich eine Sanierung auf eigene Kosten nicht leisten
Mehrere Nutzungsideen, darunter ein Umbau zu einem Gemeinschafts- oder Veranstaltungshaus, die Ansiedlung einer Gastronomie oder eine Unterteilung des Innenraums in mehrere Wohnungen waren an den strikten Vorgaben des Denkmalschutzes gescheitert. Für eine Sanierung auf eigene Kosten und anschließende öffentliche Nutzung fehlt Großhansdorf laut Bürgermeister Voß das Geld. Die Zukunft der Halle war deshalb bis zuletzt offen.
Auf der Einwohnerversammlung präsentierte Martens nun eine Lösung. Demnach sollen in dem Gebäude rund 450 Quadratmeter Bürofläche entstehen. Dazu werde im Inneren ein neuer Baukörper errichtet. „Wir konstruieren quasi ein Haus im Haus“, so der Geschäftsführer.
Erste Abstimmungen mit dem Denkmalamt sind positiv verlaufen
Das ohnehin einsturzgefährdete Dach der Halle werde geöffnet, sodass eine zweigeschossige, interne Aufstockung möglich werde. So könne das Gebäude teilweise über das bisherige Mauerwerk hinaus nach oben erweitert werden. „Die Abstimmungen mit dem Denkmalamt in dieser Hinsicht sind bislang positiv verlaufen“, sagt Martens. Er sei optimistisch, dass mit dem Konzept nun endlich eine Lösung gefunden sei, wie das Gebäude langfristig erhalten werden könne.