Ahrensburg. Großspender aus Ahrensburg hat ein Herz für Kinder. Er engagiert sich beim Kinderschutzbund und ermuntert andere, es ihm gleichzutun.
Ein erwachsener Mann, der schon Wochen vor dem Nikolaustag Vorfreude verspürt – was könnte wohl der Grund dafür sein? Tatsächlich zählt dieser Tag für einen 64-Jährigen aus Ahrensburg zu den schönsten im Jahr. Er freut sich darauf, am 6. Dezember wieder in die Rolle des Nikolaus zu schlüpfen, ganz stilecht im roten Mantel und mit einem Rauschebart, und Naschtüten an Kinder zu verteilen. Es bedeutet ihm viel, dass er ihnen damit eine kleine Freude bereiten und ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.
Wie viel, das lässt sich daran ablesen, dass der Ahrensburger eine ganze Reihe sozialer Projekte finanziert und unterstützt. Dass wir an dieser Stelle nicht seinen Namen nennen, hat seinen Grund darin, dass er in der Öffentlichkeit nicht als Großspender auftreten will. Er wirkt lieber im Hintergrund und lässt seine Taten für sich sprechen. Insbesondere für den Kinderschutzbund Stormarn hat sich das Engagement des Wohltäters als wahrer Segen erwiesen.
Hinter diesem Nikolaus verbirgt sich ein echter Wohltäter
Oliver Ruddigkeit, Geschäftsführer des Kinderschutzbunds (DKSB) Stormarn, kennt die Identität des Gönners. Er sagt: „Wir haben ihn sehr ins Herz geschlossen. Er hilft an allen Ecken und Enden aus.“ Der Ahrensburger sei immer ansprechbar, wenn Not am Mann sei. So auch als im Oldesloer Kinderhaus Blauer Elefant nicht genug gespendete Fahrräder zur Verfügung standen. Nutzer der Räder sind Kinder mit erhöhtem Unterstützungsbedarf, die die nachschulische Betreuung im Kinderhaus besuchen. Drei von ihnen wären leer ausgegangen.
Wäre der Spender nicht spontan eingesprungen. Weil er zudem überzeugt ist, dass gerade die Jüngsten vernünftige Fahrräder brauchen, kaufte er drei neue Exemplare im Fachhandel, die seinen Ansprüchen genügten. Auf die Frage, was ihn das gekostet hat, winkt er zunächst ab. Erst auf Nachfrage nennt er eine Summe: „Da ist man schnell mit 2500 Euro dabei.“
Die Motivation: Anderen etwas vom eigenen Glück abgeben
Auch wenn er es sich leisten kann, eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. Seine Einkünfte aus dem Familienunternehmen sichern dem gelernten Koch heute ein Leben, wie es sich viele nur erträumen können. Abgehoben ist er deswegen nicht. Er ist mehr der bodenständige, anpackende Typ und ein kinderliebender Familienmensch dazu. Seine Motivation speist sich aus der Dankbarkeit, dass er einen guten Start ins Leben hatte. Davon will er etwas weitergeben an andere, die nicht so viel Glück hatten.
Der 64-Jährige ist in Bergstedt aufgewachsen. Er hatte eine behütete Kindheit. Die Familie war wohlhabend, es mangelte ihm an nichts. Sein Vater hatte nicht viel Zeit für den Jungen, weil er sich um die Firma kümmern musste. Aber sein Sohn erinnert sich noch genau daran, dass er als Fünfjähriger von ihm ein Go-Kart geschenkt bekam, das sein Vater selbst gebaut hatte. „Das bleibt ewig“, sagt er. Die Mutter war Hausfrau. „Sie hat nie gejammert, obwohl sie wegen Kinderlähmung mehr im Rollstuhl saß“, sagt er. Es ist herauszuhören, wie viel Respekt ihm ihr Umgang mit der Krankheit heute noch abnötigt.
Nicht jeder wohlhabende Mensch wird auch zum Wohltäter
Natürlich ist dem Ahrensburger klar, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, solche Summen zu spenden. Aber diejenigen, die wie er alles haben, was sie brauchen, möchte er animieren, es ihm gleichzutun. Er selbst nutzt jede Gelegenheit, an die Spendenbereitschaft zu appellieren. Seine legendären Sommerfeste mit Bewirtung, Musik und Tanz, Gänseessen und Geburtstagsfeiern werden so ganz nebenbei zu Charity-Events.
Auf Mitbringsel und Geschenke legt er keinen Wert. Ihm ist es lieber, wenn die Gäste etwas in die Spendenbox in Form des Blauen Elefanten einwerfen, die bei solchen Anlässen gut sichtbar aufgestellt ist. Oft rundet er die Spendensumme dann selbst noch einmal auf. An einem Abend sind so schon 2000 Euro für den DSBK zusammengekommen. „Wenn in den Kindergärten etwas außerhalb der Reihe gebraucht wird, kann Herr Ruddigkeit auf das Geld zurückgreifen“, sagt der Ahrensburger, der stolzer Opa von zwei Enkelkindern ist.
Spender will genau wissen, wofür das Geld verwendet wird
Oliver Ruddigkeit sagt: „Seine Kernidee ist es, Menschen aus seiner Umgebung für Feierlichkeiten zusammenbringen, die er aus seinem Portemonnaie bezahlt. Der Nebeneffekt für die Kinderhäuser sind die Spenden, die er statt Geschenken einnimmt. Diejenigen, die er einlädt, wissen das natürlich.“ In jüngster Zeit habe er allerdings festgestellt, dass die Spendenbereitschaft seiner Gäste abgenommen habe, fügt der Gastgeber hinzu.
Auch wenn ihn das ärgert, bestärkt es ihn eher noch in seinem Engagement, das sich unter anderem auch auf ein Altenheim, ein Tierheim und die örtliche Feuerwehr erstreckt. Er möchte, dass das Geld im Land bleibt und nicht in irgendwelchen dubiosen Kanälen versickert. Ruddigkeit hat Verständnis für diese Einstellung. „Menschen wissen zu schätzen, wenn ihre Hilfe ankommt. Wer so viel Geld und Zeit investiert, sollte auch eine Rückmeldung bekommen“, meint er.
Kinderschutzbund fehlt das Geld für solche Aktivitäten
Die gibt es auf vielen Ebenen. Vor allem die kleinen Basteleien und selbst gemalten Bilder von Kindern, mit denen sie ihre Dankbarkeit ausdrücken, haben es dem 64-Jährigen angetan. „Er bewahrt das alles auf“, sagt Ruddigkeit. Die Kinder schwärmen vor allem von den Tagesausflügen, beispielsweise zum Serengeti-Park in Hodenhagen, die der Ahrensburger finanziert.
Inklusive Bustransfer, Eintritt und Verpflegung bringt er zwischen 2000 und 3000 Euro pro Fahrt auf. Dem DKSB fehlen die Mittel für solche Freizeitaktivitäten. Für die etwa 70 Kinder sind sie etwas ganz Besonderes. Viele von ihnen haben noch nie etwas Vergleichbares erlebt.
Für die Kinder fühlen sich die Ausflüge an wie ein Urlaub
Ruddigkeit berichtet, dass der Großspender bei diesen Ausflügen auch schon mal am Zielort auftaucht. Zu sehen, wie die Kinder Spaß haben, macht ihn glücklich. „Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich etwas bewirken kann“, sagt er und zeigt auf ein Bild, das eines der Kinder gemalt hat. „Die Kinder erzählen nachher immer davon, dass sie in Urlaub waren“, setzt der Geschäftsführer hinzu. Es sei eine gute Sache, materiell armen Kindern einen schönen Moment zu bereiten, der noch lang nachhalle.
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„Er spendiert auch Adventskalender und Nikolaustüten für unsere Aktion am 6. Dezember.“ Die beiden Männer haben sich verabredet, um die Gaben in Ruddigkeits Transporter zu laden. Organisation ist alles, wenn man so wie der 64-Jährige in der Adventszeit besonders gefragt ist. Denn die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander.
Im Jahr 2023 hat der Familienhilfe-Notfonds des DKSB Stormarn so viele Anträge wie noch nie verzeichnet. „Über 120.000 Euro haben wir an Familien in Notsituationen ausgezahlt“, heißt es in Armutsbericht. Diese Summe sei fast doppelt so hoch wie in der Vor-Corona-Zeit. „Für uns ist dies ein Warnsignal, gerade beim Thema Kinderarmut können wir uns nicht zurücklehnen.“ Ruddigkeit weiß davon, dass einige Familien sich nicht einmal ein Weihnachtsessen leisten können. Kinderarmut ist bitter. Für den Großspender gibt es noch viel zu tun. Seine Hoffnung ist, dass sein Beispiel Menschen dazu inspiriert, nach ihren Möglichkeiten auch einen Beitrag zu leisten, dass die Not ein bisschen gelindert wird.