Großhansdorf. Neue Begegnungsstätte in Schmalenbeck nach jahrelanger Planung eingeweiht. Nicht nur die Kirche soll das Gebäude künftig nutzen.
Es soll eine Begegnungsstätte für den ganzen Ort sein: In Großhansdorf hat die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde ihr neues Gemeindehaus eingeweiht. Direkt neben der Auferstehungskirche an der Alten Landstraße im Ortsteil Schmalenbeck ist ein moderner, lichtdurchfluteter Neubau mit Veranstaltungs- und Gemeinschaftsräumen entstanden, den künftig nicht nur die Kirchengemeinde nutzen soll.
„Wir haben vor vielen Jahren mit der Vision für einen Ort begonnen, an dem wir als Gemeinde, aber auch alle anderen, Angebote gestalten können“, sagt die Vorsitzende des Großhansdorfer Kirchengemeinderates (KGR), Bettina Wache-Möhle. Diese Vision sei nun dank des jahrelangen Engagements vieler Ehrenamtlicher und großzügiger Spender Wirklichkeit geworden.
Kirche Großhansdorf: Ein erster Blick ins neue Gemeindehaus
Das neue Gemeindehaus ist gewissermaßen um den Altbau aus dem Jahr 1977 herum entstanden. Schon seit Jahren sei klar gewesen, dass er saniert werden musste, sagt Wache-Möhle. Die Renovierung sei fast beschlossen gewesen, als der übergeordnete Kirchenkreis Hamburg-Ost den KGR ermutigt habe, doch noch einmal größer zu planen. Denn das alte Gemeindehaus war nicht nur marode, sondern auch eng, dunkel und verwinkelt.
Die Gemeinde verfügt über eine große Kantorei mit etwa 90 Mitgliedern. Selbst der große Saal bot nicht mehr ausreichend Platz für die Proben. Dem Nachwuchs – rund 40 Kinder und Jugendliche sind in der Evangelischen Jugend Großhansdorf aktiv – fehlt es an Gruppen- und Rückzugsräumen. Von Barrierefreiheit konnte keine Rede sein – ein Problem, in einer Gesellschaft, die immer älter wird.
Großer Veranstaltungsaal in dem Neubau bietet Platz für 130 Gäste
So entschied sich der Gemeinderat schließlich für einen Teilabriss und Erweiterungsbau. 2019 begannen die Planungen. Der Entwurf stammt vom Hamburger Büro Wacker Zeiger Architekten. Der Altbau wurde komplett entkernt, Wände herausgebrochen, aber die tragenden Elemente blieben erhalten. Dass man auf einen Komplettabriss verzichtet habe, sei auch im Sinne der Nachhaltigkeit, da graue Energie gespart werde, sagt Wache-Möhle.
Heute erinnert kaum mehr etwas an das alte Gebäude. Entstanden sind große, helle Räume mit vielen, bodentiefen Fenstern und breite Türen und Flure, die gemeinsam mit einem Aufzug alle Zimmer barrierefrei erreichbar machen. Im neuen, 220 Quadratmeter großen und teilweise zweigeschossigen Erweiterungsbau findet im Erdgeschoss ein großer Veranstaltungssaal mit Platz für 120 bis 130 Gäste Raum, der künftig zum Beispiel für Konzerte und Lesungen genutzt werden soll und mit Beamer und Lautsprechertechnik ausgestattet ist.
Evangelische Jugend bekommt einen eigenen Bereich im Obergeschoss
Darüber liegt der Bereich für die Evangelische Jugend. Die Jugendlichen haben hier einen großen Aufenthaltsraum mit Sofa sowie eine eigene, kleine Küche. Von dem großen Raum gelangt man auf die Dachterrasse, die auch über eine Außentreppe vom Kirchenplatz aus zugänglich ist.
Neben dem Veranstaltungssaal gibt es im Erdgeschoss des Anbaus ein geräumiges Foyer und im hinteren Bereich einen kleineren Gruppenraum, der auch über einen separaten Eingang betreten und für private Veranstaltungen wie Trauerfeiern genutzt werden kann. Direkt neben dem Eingang soll das Gemeindebüro einziehen. Im komplett entkernten, einstöckigen Mittelflügel zwischen Neubau und Kirche sind eine große Küche, Sanitäranlagen sowie Seminar- und Büroräume angesiedelt.
Von den drei Millionen Euro Baukosten wurden 115.000 Euro über Spenden gesammelt
Das neue Gemeindehaus ist etwa 200 Quadratmeter größer als das alte Gebäude. Etwa drei Millionen Euro hat die Gemeinde investiert. 115.000 Euro kamen über Spenden und Fundraising zusammen. Außerdem gab es eine Förderung aus EU-Mitteln, von der Aktivregion Alsterland und von der Fernsehlotterie „Aktion Mensch“. Den Rest finanziert die Kirchengemeinde über Darlehen.
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Für den Kirchenkreis Hamburg-Ost ist der Neubau ein Leuchtturm-Projekt. „Dieses Gebäude ist ein Zeichen der Vitalität in Zeiten, in denen die Kirche eher selten neue Räume baut“, sagte Tobias Woydack, Propst von Rahlstedt-Ahrensburg, bevor er den Segen für das neue Gemeindehaus sprach.
Veranstaltungen der Akademie Großhansdorf sollen in die neuen Räume ziehen
Eine Millioneninvestition trotz Mitgliederrückgang und sinkender Einnahmen – für die Beteiligten ist das kein Widerspruch. Das Gemeindehaus-Projekt sei Ausdruck des Anspruchs, als Kirche vor Ort die Funktion einer demokratiebildenden, gesellschaftspolitischen Kraft einzunehmen, sagt die KGR-Chefin Wache-Möhle. Die Gemeinde wolle auch Menschen zu sich einladen, die sonst nicht unbedingt einen kirchlichen Raum aufsuchen würden. „Wir stellen uns auf veränderte Bedürfnisse ein, mit dem Ziel, Vielfalt zu bieten.“
Das soll insbesondere für die Veranstaltungsformate gelten, die es künftig im neuen Gemeindehaus geben wird. So soll etwa die im Frühjahr 2022 gestartete Akademie Großhansdorf die Räume nutzen. Unter ihrem Dach bietet die Kirchengemeinde regelmäßig Lesungen und Diskussionsabende zu verschiedenen, gesellschaftlich relevanten Themen an. Dabei kommen kirchliche und theologische Experten mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ins Gespräch.
Die Volkshochschule soll die Räume ab dem kommenden Semester nutzen
„Auch die Volkshochschule wird ab dem kommenden Semester Kurse in den Räumen anbieten“, sagt Wache-Möhle. Daneben könne aber auch jeder andere das Gebäude mieten. „Wir wünschen uns, dass das Gemeindehaus ein Ort der Begegnung und Kultur ist“, sagt die KGR-Vorsitzende.
Für Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß schließt das Gebäude eine Lücke in der Waldgemeinde. „Es wurde in den vergangenen Jahren immer wieder der Wunsch nach einem Gemeinschaftshaus geäußert“, sagt der Verwaltungschef. Es gibt zwar für größere Veranstaltungen den Waldreitersaal neben dem Rathaus, aber für kleinere Runden fehlte es bislang in Großhansdorf an geeigneten Räumen.
Die Gemeinde benötigte weitere Spenden für Mobiliar und Außenanlagen
„In den ortspolitischen Debatten wurde deutlich, dass es keinen finanziellen Spielraum für ein solches Projekt gibt“, sagt Voß. Hier sei die Kirchengemeinde eingesprungen und habe ein unmöglich erscheinendes Projekt möglich gemacht. „Dafür haben Sie meinen Respekt“, so der Bürgermeister.
In den kommenden Monaten soll Stück für Stück die noch fehlende Inneneinrichtung beschafft werden. Ab dem Frühjahr soll dann der Kirchplatz vor dem Gemeindehaus neu angelegt werden. Für beides bittet die Kirchengemeinde weiter um Spenden. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann zum Beispiel eine Patenschaft für ein Möbelstück übernehmen. Informationen dazu gibt es im Internet unter raumfuergrosshansdorf.de.
Bankverbindung für Spenden: Ev.-Luth. Kirchengemeinde Großhansdorf-Schmalenbeck, Sparkasse Holstein, IBAN DE61 2135 2240 0179 2795 00, Verwendungszweck: Raum für Großhansdorf