Barsbüttel. Raumnot in Barsbüttel. Eine Klasse zieht demnächst ins Bürgerhaus. Architekturbüro legt Kostenberechnung und Zeitplan vor.
1030 Jungen und Mädchen lernen derzeit an der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule in Barsbüttel. 840 davon leben in der Gemeinde, der Rest kommt aus umliegenden Kommunen und auch aus Hamburg. Und die Zahl steigt weiter, für das Jahr 2030 sind 1162 prognostiziert. Schon jetzt ist die Bildungseinrichtung am Soltausredder zu klein, Musik- und Kunstunterricht gibt es deshalb in Containern. Um eine Erweiterung kommt man nicht herum.
Eine erste Kostenschätzung, die im November 2023 präsentiert wurde, lag bei 15,4 Millionen Euro. Das Architekturbüro Neuwerk hat auf Grundlage des damals gezeigten Entwurfs eine genaue Berechnung vorgenommen. Es wird wesentlich teurer als gedacht.
Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule Barsbüttel: Ausbau wird deutlich teurer
Die Experten fertigten ein Dokument mit 20 DIN-A4-Seiten an, auf denen allen Posten ein Betrag zugeordnet ist: zum Beispiel für Baumfällung, Flachgründungen und Bodenplatte, Außenwandbekleidungen, Schallschutz im Flur, Möblierung der Klassenräume, WC-Bereiche sowie kommunikations-, sicherheits- und verfahrenstechnische Anlagen. In Summe sind es 17,9 Millionen Euro.
Für wegfallende Stellplätze wurde vor einem Jahr als Ersatz eine Tiefgarage genannt. Der Preis: 1,5 Millionen. Sie war nicht Bestandteil der Schätzung und fehlt auch jetzt in der Liste. Auf diesen Luxus kann die Kommune verzichten. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf dem Parkplatz neben der Schwimmhalle und der Sportanlage des Barsbütteler SV ihre Fahrzeuge abzustellen.
Die neue Mensa der Gemeinschaftsschule hat 282 Sitzplätze
Die Vergrößerung der Schule erfordert Arbeiten an mehreren Punkten. Auf der Vorderseite des Komplexes wird ein zweigeschossiges Gebäude angedockt – mit Gründach und Photovoltaikanlage. Es umfasst 3370 Quadratmeter. Darin enthalten sind sechs Klassenzimmer, Gruppen- und Fachräume. Auch wird zusätzlicher Platz geschaffen für den offenen Ganztag, also die Nachmittagsbetreuung, und eine Mensa eingerichtet.
282 Schüler können darin mit einer warmen Mahlzeit verköstigt werden. Derzeit speisen sie in der Aula. Dieser Abschnitt ist künftig eine klassische Pausenzone. In dem Neubau werden fünfte und sechste Klassen untergebracht. „Wenn der Platz irgendwann nicht mehr ausreichen sollte, kann man noch eine Ebene draufsetzen“, sagt Jan Greve, Fachdienstleiter Bildung und Kultur in der Gemeindeverwaltung.
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Auch für die Oberstufe wird jetzt das Volumen erhöht, ein Teil des Bestandsgebäudes zweigeschossig ausgebaut. 285 Quadratmeter kommen dadurch hinzu. Inzwischen ist die Not bei den angehenden Abiturienten so groß, dass man ein Ausweichquartier bezieht. Greve: „Im kommenden Schuljahr wird eine Klasse im Bürgerhaus untergebracht.“ Die Lehranstalt habe mit Dreizügigkeit begonnen, demnächst werde man in den Klassen fünf bis zehn sechszügig. Was für die Qualität der Schule spricht: 70 Prozent der Zehntklässler gehen über in die Oberstufe.
2014 ging die erste Tablet-Klasse an den Start
Die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule existiert seit 1995. Unterrichtet wurde damals in den Räumen der heutigen Grundschule am Soltausredder. 1998 erfolgte der Umzug in den Neubau. „Mit dem jetzigen Projekt ist es die sechste Erweiterung“, sagt Greve. 2019 lernten hier 888 Kinder. Die Lehranstalt ist fortschrittlich und auch deshalb so beliebt. Seit mehr als zehn Jahren arbeiten Jungen und Mädchen im Unterricht digital.
In den Jahrgangsstufen fünf und sechs werden Kinder in Workshops an Tablets fit gemacht. Ab der siebten Klasse erhält jeder Schüler ein solches Gerät auf Leihbasis bis zum Ende der Sekundarstufe. 2014 ging die erste Tablet-Klasse an den Start. Jeden Dienstag gibt es zudem eine Berufsberatung. Eine Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit beantwortet Fragen zu den Themen Praktikum, Ausbildung und Studium.
Das Programm der Nachmittagsbetreuung ist vielfältig. Es gibt unter anderem eine Ton- und Lichttechnik-AG, die Kurse Russisch sowie Schlagzeug für Anfänger und Fortgeschrittene, Basketball, Kunstturnen, Videoclipdance, Yoga, Basteln und Aquarellmalerei. Die Gebühr beträgt 45 Euro pro Schulhalbjahr. Wegen der defizitären Haushaltslage erhöhte die Gemeinde die Pauschale jüngst um zehn Euro.
Laut Terminplan ist der Einzug nach den Sommerferien 2028
Die Schuldenlast bereitet den Politiker Sorgen, zu viele teure Projekte stehen an wie der Bau von zwei Feuerwehrwachen oder die Sanierung der Schwimmhalle. Die Schulerweiterung hat für sie aber Priorität, Einsparpotenziale sind hierbei gering. In der Kostenberechnung sind Pkw-Stellplätze auf dem Areal für 240.000 Euro berücksichtigt sowie ein Sportfeld und Spielgeräte für 194.000 Euro, jedoch als Optionen deklariert. Bei diesen Posten könnten Parteienvertreter den Rotstift ansetzen.
Das Architekturbüro hat auch einen Terminplan skizziert. Demnach wird der Bauantrag im März 2025 eingereicht, mit der Genehmigung Mitte kommenden Jahres gerechnet. Danach werden Angebote eingeholt. Die Arbeiten starten im Februar oder März 2026, Einzug ist nach den Sommerferien 2028.