Glinde. Neue Abteilung im Rathaus soll Sicherheitsgefühl der Bürger steigern. Aufgaben sind vielfältig. Jetzt ist das Konzept öffentlich.

Vor Kurzem war Bernd Mahns mit einer Kollegin in Rendsburg. Der Leiter des Glinder Amtes für Bürgerservice und seine Begleitung besuchten dort den kommunalen Ordnungsdienst, gingen eine Stunde mit auf Streife und führten Gespräche im Büro. „Das war sehr aufschlussreich, die Einheit kommt gut an bei der Bevölkerung“, sagt Mahns. Er hat viel mitgenommen. Das war hilfreich für die Erarbeitung eines Konzepts, das die Führungskraft jetzt der Politik präsentierte. Denn auch in der rund 19.200 Einwohner zählenden Stadt im Süden des Kreises Stormarn wird es bald eine solche Abteilung im Rathaus geben. Dafür wurden vier Vollzeitstellen geschaffen. Bevor die mit ausziehbaren Teleskopstöcken ausgestatteten neuen Mitarbeiter in die Öffentlichkeit treten, müssen sie einen speziellen Lehrgang samt Prüfung absolvieren.

Die Jobs werden laut Mahns im Januar ausgeschrieben. Bedingung ist, dass seine Vorlage von den Parteienvertretern im Dezember abgesegnet wird. Davon ist auszugehen. Das Dokument wird nahezu deckungsgleich sein mit dem jetzigen Informationspapier. Im Sommer 2025 soll der KOD Präsenz zeigen im Stadtgebiet, für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl bei den Bürgern sorgen und zum Beispiel Ordnungswidrigkeiten ahnden. Bewerbungen von Frauen sind ausdrücklich erwünscht. Das Team kann Personen in Gewahrsam nehmen und durchsuchen, Platzverweise aussprechen sowie Personalien feststellen. Patrouilliert wird immer zu zweit. Die uniformierten städtischen Angestellten entlasten die Polizei, eine enge Abstimmung mit den Beamten der Glinder Wache ist jedoch unabdingbar.

Glinde: Bewaffneter Ordnungsdienst geht bald auf Streife

Ihr Büro wird im vierten Obergeschoss des Rathauses eingerichtet, sie arbeiten im Schichtdienst auf der Straße bis in den späten Abend. „Bei Bedarf auch an Wochenenden, etwa bei Veranstaltungen wie dem Marktfest oder Flohmärkten“, sagt Mahns. Er ist zugleich Chef des Ordnungsamtes, dem Knöllchenschreiber und Marktmeister zugeordnet sind. Von dem vorhandenen Personal wird eine Person für den KOD als Ersatz abgestellt. Sie springt ein bei Krankheitsfällen sowie Urlauben, wird ebenfalls den mehrwöchigen Lehrgang an der Verwaltungsakademie Bordesholm absolvieren.

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Die Sicherheitskräfte erhalten Dienstkleidung für alle Wetterlagen, unter anderem Schirm- und Wollmütze, ein Basecap, Hemden, Strick- und Fleecejacke. Mahns wird eine Kleiderordnung aufstellen, somit festlegen, wann was zu tragen ist. Beim sogenannten Einsatzgürtel hat er das Modell München ausgewählt, daran befestigt sind Handfesseln und eine Taschenlampe. Weitere Bestandteile der Ausrüstung: Funkgerät, Smartphone, eine Stichschutzweste, Tierabwehrspray. Der Schlagstock gilt als Waffe, darf ausschließlich zur Notwehr eingesetzt werden bei einem Angriff auf die eigene Person. Auf Bodycams verzichtet der Amtsleiter, wird seinem Personal womöglich E-Bikes zur Verfügung stellen. Ein Auto ist vorhanden.

Ordnungsdienst darf Personen durchsuchen und festhalten

„In Rendsburg musste der ausziehbare Stock noch niemals genutzt werden“, berichtet der Amtsleiter. Die am Nord-Ostsee-Kanal gelegene Stadt war im April 2023 mit dem kommunalen Ordnungsdienst gestartet. Teamstärke: vier Personen, jeweils zwei Frauen und Männer. Dort besteht auch die Möglichkeit einer Hospitation. Die Mitarbeiter kontrollieren nach Angaben der Rendsburger Stadtverwaltung die Gehwegreinigungspflicht, den Bewuchs in den öffentlichen Verkehrsraum und die Leinenpflicht für Hunde, ahnden unerlaubte Abfallentsorgung sowie Parkverstöße.

In Glinde umfasst das angedachte Aufgabenspektrum 22 Punkte. Die Sicherheitskräfte schreiten ein, wenn Personen in der Öffentlichkeit urinieren oder bei aggressivem Betteln. Und sie unternehmen verstärkte Kontrollen mit Blick auf Graffiti, Wandschmierereien und wilde Plakatierungen. In der von Mahns angefertigten Liste ist auch dieses zu lesen: Feststellung von Personalien, um Verwarnungen zu erteilen oder Anzeigen zu erstatten sowie Sofortmaßnahmen im Rahmen der Gefahrenabwehr. Als Beispiel hierfür nennt er Jugendliche, die auf einem Spielplatz Drogen konsumieren. Seine Mitarbeiter dürften die Ertappten durchsuchen und festhalten, bis die Polizei vor Ort sei. „Wichtig ist, dass die Ansprache stets in einem angemessenen Ton erfolgt“, sagt Mahns.

Chaoten werfen Feuerwerkskörper auf Streifenwagen

Er schätzt die Einnahmen für Glinde durch eingeleitete Ordnungswidrigkeitsverfahren auf rund 3000 Euro pro Jahr. Bei der Berechnung dieser Zahl hat der Amtsleiter Erfahrungen anderer Kommunen mit ihrem KOD einfließen lassen. Der Erfolg der neuen Einheit lässt sich für ihn jedoch nicht monetär messen. Die Steigerung des Sicherheitsgefühls sowie die Einhaltung der rechtlichen Vorschriften und Regelungen in der Stadt seien zentral.

Der Kommunale Ordnungsdienst in Glinde ist die Idee von CDU und FDP. Das Parteienduo hatte die Einführung mit Stimmenmehrheit im November vergangenen Jahres im Hauptausschuss durchgeboxt. Wegen fehlender Kapazitäten im zuständigen Amt nimmt das Projekt erst jetzt Fahrt auf. Christdemokraten und Liberale berichteten seinerzeit von zahlreichen Beschwerdeschreiben aus der Bevölkerung mit dem Inhalt von Sorge um die Sicherheit. Auf dem Marktplatz gab es mehrere Vorfälle: Gäste der Suppenküche wurden von Jugendlichen mit Knallkörpern beschossen. An Halloween 2023 versammelten sich rund 100 jüngere Menschen an dem zentralen Ort, Chaoten warfen Feuerwerkskörper und Gegenstände auf ankommende Streifenwagen. Ein maskierter Randalierer schlug mit einem Hammer die Schaufensterscheibe eines Friseursalons ein.