Ahrensburg. Ahrensburg erstellt kommunalen Wärmeplan für die Stadt. Einwohner können beim Heizungstausch mit vielfältigen Modellen Geld sparen.

Für den Großteil der Immobilieneigentümer in Ahrensburg kommen auf dem Weg zur Klimaneutralität Fernwärmenetze nicht infrage. „Aus wirtschaftlichen Gründen sind die nicht so dicht besiedelten Gebiete für eine individuelle Versorgung geeignet“, sagt Lena Knoop, Mitarbeiterin des Hamburger Büros Our Common Future (OCF) Consulting. Gemeinsam mit OCF-Geschäftsführer Manuel Gottschick präsentierte sie den Entwurf des kommunalen Wärme- und Kälteplans (KWP) erstmals öffentlich im jüngsten Umweltausschuss.

Dabei muss nicht unbedingt jeder Hauseigentümer für mehrere Zehntausend Euro eine Wärmepumpe kaufen, um sein Gebäude zu beheizen und Wasser zu erwärmen. „Eine Alternative sind zum Beispiel Nachbarnetze für zwei oder auch mehr Gebäude“, so Knoop. Diese Lösung sei für Doppel- und Reihenhäuser gut denkbar. Damit spare man nicht nur Geld, sondern auch Platz.

Heizungsgesetz: Ahrensburger sollen sich Wärmepumpe mit den Nachbarn teilen

Eine andere Idee der Experten, die in Stormarn auch für die Gemeinde Barsbüttel am KWP arbeiten, fußt ebenfalls auf nachbarschaftlicher Zusammenarbeit. So könnten sich Anwohner in einer Straße zu Einkaufsgemeinschaften zusammentun und bei Heizungsfirmen Angebote für größere Auftrag einholen. So könne man für alle Rabatte aushandeln. Ein Prinzip, das unter anderem bei Sammelbestellungen von Heizöl bekannt ist.

Ahrensburg
Mehrere Gebiete in Ahrensburg sind für zentrale Wärmenetze geeignet. © OCF Consulting | OCF Consulting

Derzeit werden 79 Prozent der Heizungsanlagen in Ahrensburg mit Erdgas und 17 Prozent mit Heizöl betrieben. Rund ein Drittel der Kessel ist älter als 20 Jahre. Um bis zum Jahr 2040 treibhausgasneutral zu werden, sollen spätestens dann fossile Energieträger gar nicht mehr genutzt werden. Auch durch energetische Sanierungen, Photovoltaikanlagen und effizientere Neubauten soll sich der Energiebedarf im Vergleich zum Jahr 2022 auf rund 40 Prozent reduzieren.

Kommunaler Wärmeplan Ahrensburg: Neues Fernwärmenetz versorgt das Hallenbad und drei Schulen

Städte und Gemeinden sind gesetzlich verpflichtet, einen strategischen Wärmeplan zu erstellen und umzusetzen. „Verdichtungspotenziale“ sehen die Fachleute von OCF Consulting für die bestehenden Wärmenetze. So könnten die Standorte Otto-Siege-Straße (aktuell rund 80 Hausanschlüsse) und Bogenstraße (40) erweitert werden. Gleiches wäre im Nahwärmenetz der Neuen Lübecker im Reeshoop-Viertel (600 Wohnungen) denkbar mit dem Anschluss der achtgeschossigen Punkt-Hochhäuser an der Hermann-Löns-Straße. Weitere Wärmenetze bestehen am Ahrensburger Kamp (200), am Ohlendamm (45) und am Gut Wulfsdorf sowie den benachbarten Wohnprojekten Allmende und Wilde Rosen.

Hinzu kommt das Fernwärmenetz Reeshoop, das die Stadtwerke Ahrensburg derzeit für rund 18 Millionen Euro ausbauen. Ende 2026 soll es in Betrieb gehen. Unter anderem werden das Hallenbad Badlantic, die Kreisberufsschule, die Woldenhornschule und die Grundschule am Schloss klimafreundlich beheizt. Die Energiezentrale liegt im Klärwerk, das die Abwasserwärme und eine Luft-Wärmepumpe nutzt.

Heizungsgesetz in Ahrensburg umsetzen: Neutrale Anlaufstelle soll die Hausbesitzer beraten

Für ein neues Wärmenetz eignet sich laut OCF Consulting die Innenstadt. Dort sei die Bebauung so dicht, dass es ohnehin schwierig werde, ausreichend Platz für individuelle Wärmepumpen zu finden. Das Prüfgebiet reicht von der Großen Straße über das Rondeel, die Hagener und Manhagener Allee, die Hamburger Straße bis zur Klaus-Groth-Straße, dem Rathausplatz und der Manfred-Samusch-Straße. Eine mögliche Energiequelle wären Erdsonden unter dem Stormarnplatz.

Auch interessant

Wichtig ist für die Experten auch der Bereich „Beratung und Förderung“. So sollte eine neutrale Anlaufstelle eingerichtet werden, bei der sich die Bürger über staatliche Zuschüsse informieren können. Außerdem sollten sie dort Angebote von Handwerkern prüfen lassen können, um Tipps bei der oftmals schwierigen Entscheidung für die beste Lösung zu bekommen. Schließlich sollte die Stadt bei ihren eigenen Gebäuden mit einem guten Beispiel vorangehen. Für Anfang nächsten Jahres ist bereits eine öffentliche Info-Veranstaltung geplant. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

Nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, müssen seit Januar 2024 in Neubaugebieten Heizungen mit einem Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien versorgt werden. Für bestehende Gebäude und Neubauten in Baulücken gibt es längere Übergangsfristen. Nach dem 30. Juni 2028 müssen überall in Ahrensburg, wo neue Heizungen eingebaut werden, Anlagen mit einem Anteil von 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Wenn bestehende fossile Heizungen nicht mehr repariert werden können, gibt es mehrjährige Übergangsfristen.