Bargteheide. Bargteheides Bürgermeisterin stellt „ausschließliche Nutzung als Notunterkunft“ klar. Abriss eines Nachbargebäudes ist auch geplant.

Die Stadt Bargteheide hat am 22. Mai das Hotel Papendoor gekauft. Grund war vor allem der anhaltende Druck, Flüchtlinge unterbringen zu müssen. Nach der Übernahme des einstigen Zweisternehauses Anfang Juli hat die Stadtverwaltung jetzt ein Nutzungskonzept erstellt. „Es sieht eine ausschließliche Nutzung als Notunterkunft für Geflüchtete vor“, sagt Bürgermeisterin Gabriele Hettwer.

Eine anderweitige Nutzung, etwa als preiswerte Bleibe für auswärtige Handwerker, ist nicht mehr vorgesehen. „Das wäre unter Berücksichtigung der vorhandenen Räumlichkeiten nicht vereinbar“, so Fabian Langbehn vom zuständigen Fachdienst Bürgerservice.

Ehemaliges Hotel: „Politischer Sprengstoff“ und „Steilvorlage für die AfD“

Vor allem in den sozialen Netzwerken war das Vorhaben nach dem Bekanntwerden kritisch kommentiert worden. „Die bitter benötigten Handwerker schmeißt ihr raus, damit dort irgendwann mal Flüchtlinge einziehen können?“, hatte ein User gefragt. Andere Nutzer witterten derweil neuen „politischen Sprengstoff“ und „Steilvorlagen für die AfD“.

Die Bürgermeisterin hat den Schritt jedoch verteidigt. „Das Gebäude in der Lindenstraße 1 ist uns zum Kauf angeboten worden, diese Gelegenheit haben wir genutzt“, erklärte Gabriele Hettwer. Angesichts der unvermindert andauernden kriegerischen Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine sei schließlich mit weiteren Zuweisungen seitens des Kreises zu rechnen.

Hotel in Bargteheide: Belegung erst, wenn kein anderer Wohnraum verfügbar ist

Dabei bedeute der Anfang der 1970er-Jahre entstandene, erste reine Zweckbau der Stadt „eine wichtige Reserve“ bei der Schaffung weiterer Unterbringungskapazitäten. „Eine Belegung erfolgt aber erst, wenn kein anderer Wohnraum zur Verfügung steht“, hatte Hettwer stets betont.

Wurde anfangs davon ausgegangen, in der Bestandsimmobilie könnten bis zu 40 Schutzsuchende untergebracht werden, so erhöht sich die Zahl laut vorliegendem Nutzungskonzept, das in der nächsten Sitzung des Bauausschusses am 14. November vorgestellt werden soll, nunmehr auf bis zu 53. Abhängig sei das von der Belegung durch Einzelpersonen, Ehepaare, Mütter mit Kindern oder ganzen Familien.

Unterkunft für Flüchtlinge: 25 Zimmer auf drei Etagen können belegt werden

Konkret stehen im Papendoor auf drei Etagen insgesamt 25 Zimmer zur Verfügung, in denen jeweils bis zu drei Personen Platz finden könnten. Wobei es die Option gebe, die Zimmer 21 bis 27 im zweiten Obergeschoss zu einer Wohneinheit umzuwandeln. Zudem sei eine Kapazitätserweiterung durch das Auswechseln von Einzelbetten gegen Doppelstockbetten möglich.

Die Nutzung des Papendoors als Notunterkunft für Geflüchtete bietet sich laut Stadtverwaltung auch wegen der übrigen Räumlichkeiten des ehemaligen Hotelbetriebs an. So könne der ehemalige Frühstücksraum als Essensraum fungieren, der Empfangs- und Barbereich als Aufenthaltsraum, das Büro im Erdgeschoss als Office für den Quartiersmanager, der Tagungsraum als Treffpunkt für Unterweisungen, Besprechungen und die Sprechzeiten der Einrichtungsleitung, sowie das vormalige Herren-WC im Keller als allgemeiner Waschraum.

Flüchtlinge im ehemaligen Hotel: Ausstattung muss durch diverse Geräte ergänzt werden

Zwar bezieht das Konzept das vorhandene Mobiliar und anderes Interieur mit ein. Doch müsse die Ausstattung entsprechend der neuen Nutzung ergänzt und gegebenenfalls ersetzt werden. So sollen für die Notunterkunft neben Bettzeug und Geschirr je drei neue Herde mit Backofen, Waschmaschinen und Wäschetrockner geordert werden sowie diverse Kleinkühlschränke für die einzelnen Zimmer.

Zudem sei es notwendig, die Elektroinstallationen und Brandschutzeinrichtungen einer eingehenden Überprüfung zu unterziehen, die normgerechte Höhe der Balkongeländer sicherzustellen, die noch vorhandenen Werbebanner an der Fassade zu entfernen sowie zusätzliche Restmülltonnen, Fahrradständer und Sitzbänke im Außenbereich zu bestellen.

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Blühwiese statt Parkplatz in der Nähe des ehemaligen Hotel Papendoor

Unterdessen hat sich die Stadt die Option einer kompletten künftigen Überplanung des Dreiecks Hamburger Straße, Lindenstraße, Papendoor mit dem zusätzlichen Erwerb des Grundstücks Hamburger Straße 6 geschaffen. Nach einem Brand Mitte des Jahres soll das ohnehin marode Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Hotel Papendoor zeitnah abgerissen werden.

Während in einem interfraktionellen Antrag von Mitte September von allen Fraktionen unisono die Schaffung eines Parkplatzes angeregt worden war, wünschten sich die Grünen in der jüngsten Sitzung der Stadtvertretung dann doch lieber eine Grünfläche als zusätzliche Aufenthaltsfläche für die künftigen Bewohner des Papendoors. Bürgermeisterin Gabriele Hettwer hatte indes als Kompromiss die Anlage einer Blühwiese in Aussicht gestellt. Das ist dann schließlich auch einstimmig beschlossen worden.