Reinbek. Eine Panne auf einer städtischen Baustelle hatte verheerende Schäden angerichtet. Seinerzeit kündigten Bürger rechtliche Schritte an.
Drei Monate ist es mittlerweile her, dass eine Panne auf einer städtischen Baustelle am Schmutzwasserkanal im Schaumanns Kamp in Reinbek für zahlreiche Anwohner verheerende Folgen hatte. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger im Schaumanns Kamp wurden an einem Tag Ende Juli von einer bösen Überraschung heimgesucht: In den Kellern fing es an zu blubbern, graues, übel riechendes Wasser kam aus den Abflüssen. Es war mit Fäkalien versetzt, wie sich später herausstellte, die Schäden immens.
Viele Anwohner fürchteten, auf den Schäden und Kosten für eine notwendige Sanierung in Höhe von Tausenden Euro sitzen zu bleiben. Ob Versicherungen für die Kosten aufkommen, schien damals noch unklar. Einige Bürger zogen damals in Erwägung, mit der Stadt Reinbek in einen Rechtsstreit zu ziehen.
Keller in Reinbek voll Fäkalwasser gelaufen: Wird die Stadt verklagt?
Was war passiert? „Im Verbindungsweg Schaumanns Kamp in Richtung Lohbrügge verläuft ein Schmutzwasserkanal. Über diesen Kanal wird das gesamte Schmutzwasser von Alt-Reinbek nach Hamburg geführt“, sagte Sven Rosenbaum vom Fachbereich Stadtentwicklung in Reinbek und zuständig für die Stadtentwässerung auf Nachfrage unserer Redaktion. Eine Kamerauntersuchung dieses Kanals habe ergeben, dass dort zwei Schadstellen waren. Diese sollte eine Vertragsfirma der Stadt Reinbek reparieren.
„Um das beschädigte Rohr auszutauschen, muss der Kanal abwasserfrei sein. Dazu wird eine Blase in einen Schacht gesetzt. Dort staut sich dann das Abwasser und wird über eine Pumpe in den nächsten Schacht in Fließrichtung überpumpt. So ist das Rohr zwischen den Schächten abwasserfrei und man kann das Rohr problemlos austauschen“, so Rosenbaum. In Absprache mit der Baufirma habe die Stadt Reinbek damals extra gewartet, bis die Pumpenanlage einer Fachfirma verfügbar ist. „Wir wollten bei den genannten Abwassermengen nicht mit einer provisorischen Pumpenanlage arbeiten“, sagt Rosenbaum.
Panne durch einen Rückstau im Abwasserkanal
Am Montag, 29. Juli, sei die Anlage aufgebaut und in Betrieb genommen worden. „Gegen 16.45 Uhr kam es zu einem Alarm. Der Generator, der den Strom für die Pumpenanlage bereitstellt, ist ausgegangen“, so Rosenbaum. Die Baufirma sei dorthin gefahren, habe aber auf die Schnelle das Problem nicht lösen können.
„Die Blase wurde dann entfernt, sodass das Abwasser wieder durch den Kanal fließen konnte. Aufgrund der großen Abwassermengen kam es in der kurzen Zeit zu einem Rückstau im Kanal. Dieser führte dazu, dass das Schmutzwasser in einige Keller gelaufen ist.“ Für die Fortsetzung der Arbeiten sollte die Pumpenanlage vollständig ausgetauscht werden.
Anwohner ärgerten sich über fehlende Unterstützung der Stadt
Die schwerwiegende Panne hatte bei den betroffenen Anwohnern des Schaumanns Kamps vielfach für Verzweiflung gesorgt. Noch Tage nach dem Vorfall herrschte in den Häusern Chaos, die Aufräum- und Reinigungsarbeiten waren aufwendig und kräftezehrend. Vieles war kaputtgegangen und durch das Fäkalwasser kontaminiert. Für Ärger sorgte seinerzeit auch das Verhalten der Stadt: „Es hat sich von der Stadt Reinbek niemand gemeldet“, sagte ein Anwohner einige Tage nach der Panne. Das berichtete auch eine weitere Anwohnerin. „Ich finde, das ist ein Armutszeugnis“, sagte sie. „Ich hätte erwartet, dass nach diesem Vorfall Menschen vor der Tür stehen und fragen, wie sie helfen können.“
Was ebenfalls für Unmut sorgte: Die Stadt machte schnell deutlich, dass sie sich für die Schäden nicht verantwortlich fühlt. „Für die Schäden müssen in erster Linie die Grundstückseigentümer selbst aufkommen“, sagt Abwasserexperte Sven Rosenbaum auch auf Nachfrage unserer Redaktion. „Jeder Grundstückseigentümer ist verpflichtet, sich gegen Rückstau aus der öffentlichen Kanalisation zu sichern.“
Anwohner fürchten, auf den Schäden sitzen zu bleiben
Obgleich einige der Geschädigten mit dem Gedanken gespielt hatten, juristisch gegen die Stadt vorzugehen, ist das bislang nicht passiert, teilt Stadtsprecherin Penelope Friebel auf Nachfrage unserer Redaktion mit. „Bisher wurde die Stadt Reinbek in dieser Angelegenheit von keinem Anwohner und keiner Anwohnerin rechtlich kontaktiert oder in einen Rechtsstreit verwickelt“, sagt Friebel. Seit Ende Juli habe die Stadt Reinbek mit einigen betroffenen Anwohnern telefonische Gespräche geführt.
Darüber hinaus hätten zwei Anwohner eine schriftliche Bestätigung für ihre Versicherung angefordert, um den Vorfall zu dokumentieren. „Die Stadt hat diese Bestätigung schnell und unkompliziert ausgestellt, um die Anliegen der Anwohner zu unterstützen“, so die Stadtsprecherin.
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Es habe zudem Anfragen zur Kostenübernahme gegeben. Diese könne die Stadt aber aus rechtlichen Gründen nicht leisten. „Die Stadt Reinbek ist in solchen Fällen gesetzlich nicht befugt, direkte Zahlungen zur Abdeckung persönlicher Schäden zu leisten. Dies haben wir den Anwohnenden transparent kommuniziert und zugleich darauf hingewiesen, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterhin zur Verfügung stehen, um Fragen zu klären“, so Friebel.
Die Stadt Reinbek habe in den vergangenen Monaten alle Rückmeldungen der Anwohner und Anwohnerinnen ernst genommen. Penelope Friebel: „Wir bedauern den Vorfall und haben volles Verständnis, dass die Anwohnenden über die Schadenssituation und die Folgen sehr unzufrieden sind.“