Ahrensburg. Bürgerentscheid stoppte Umbau von Einkaufsstraße zur Flaniermeile. Stadt setzt kleine Verbesserungen um. Doch wann geht‘s weiter?
Die Hamburger Straße sollte zu diesem Zeitpunkt eine schicke Flaniermeile in der Ahrensburger Innenstadt sein, ist aber die wohl trostloseste Straße in der Gegend. Denn nach dem Bürgerentscheid vom September 2022, dass keine öffentlichen Parkplätze im Zentrum wegfallen dürfen, liegt die schätzungsweise 3,8 Millionen Euro (Stand Anfang 2021) teure Modernisierung auf Eis. Um die knapp 300 Meter lange Einkaufsstraße zwischen der sogenannten AOK-Kreuzung und dem Rondeel wenigstens ein bisschen attraktiver zu machen, hat die Stadt nun mehrere provisorische Verbesserungen auf den Weg gebracht.
Das Projekt „Neugestaltung Hamburger Straße/Rondeel“ ist Teil des Städtebauförderungs-Programms. Unter anderem soll die historische Lindenallee wieder hergestellt und eine einladende Einkaufsstraße geschaffen werden. Doch der von Kaufleuten initiierte Parkplatz-Bürgerentscheid, der ausgerechnet unter dem Motto „Lebendige Innenstadt“ firmierte, stoppte den bereits begonnenen Ausbau. Unter anderem waren Bäume gefällt sowie Strom-, Gas- und Wasserleitungen neu verlegt worden. Personalmangel im Fachdienst Straßenwesen des Rathauses, wo freie Stellen nicht besetzt werden konnten, erschwerte die Situation.
Ahrensburg stellt provisorisch 15 Pflanzkübel mit Bäumen auf
Um den Straßenabschnitt dennoch übergangsweise aufzuwerten, setzt die Stadt jetzt kleinere Einzelmaßnahmen um. Bauhofmitarbeiter haben bereits 15 Pflanzkübel aus Lärchenholz auf der Straßenseite mit den ungeraden Nummern aufgestellt. Darin wurden 15 schmalkronige Hainbuchen als Hochstamm eingesetzt. „Ausgewählt wurde diese Baumart, da sie mit ihren kleinen Blättern langsam wächst und wenig Wasser benötigt“, sagt Rathaussprecherin Petra Rogge. Zudem habe die klare Baumkrone eine gute Fernwirkung.
„Die langfristig vorgesehenen Linden sind als Kübelpflanzen nicht geeignet, da der jährliche Zuwachs bis zu 60 Zentimeter betragen kann und die Bäume daher zu stark in den geringen Verkehrsraum hineinragen würden“, so Rogge. „Sträucher eignen sich leider auch nicht, da sie den Überblick über die Verkehrssituation meist verstellen.“ Die Aufstellung im Herbst ermögliche ein optimales Anwachsen der Bäume in den Kübeln. Damit sei der gewünschte Begrünungseffekt im kommenden Frühjahr sichergestellt.
Autofahrer müssen für Parkplätze am Straßenrand jetzt wieder bezahlen
Außerdem wurden zwei der vier städtischen Parklets in die Hamburger Straße versetzt. Die transportablen Sitzelemente mit Pflanzkübeln stehen jetzt vor dem Café Gerads, das Ende Oktober nach 77 Jahren für immer geschlossen wurde, und vor der Bäckerei Schacht (neben der Sparkasse Holstein). Zuvor waren die Parklets in der Manhagener Allee und der Hagener Allee platziert, sodass sich unter dem Strich die Zahl der Parkplätze im Zentrum nicht ändert.
Schließlich wurden drei vorhandene Parkscheinautomaten mit Solarpaneelen ausgerüstet und an der Hamburger Straße aufgestellt. Damit ist auch dort das Parken so wie im gesamten Zentrumsring jetzt kostenpflichtig. Das war auch früher schon so. Mit dem Beginn der Modernisierung waren die Automaten Ende 2021 abgebaut worden. Seitdem konnten Autofahrer ihre Fahrzeuge mit Parkscheibe bis zu drei Stunden lang kostenlos abstellen.
Die provisorische Lösung ist zunächst für zwei Jahre geplant
Zehn zusätzliche Fahrradbügel sollen die Situation vor dem Ärztehaus verbessern. „Derzeit werden viele Fahrräder hier abgestellt, allerdings zum Teil verkehrswidrig“, sagt Rathaussprecherin Rogge. Die Bügel sollen für mehr Ordnung sorgen. „Vielleicht motiviert dies den einen oder anderen dazu, die Innenstadt ohne eigenen Pkw aufzusuchen“, meint Rogge.
Auch interessant
- Oldesloer überlebt Messerattacke knapp: Trio vor Gericht
- Stormarner Adventskalender: Preise für 5000 Euro locken
- Ein 22 Jahre alter Bargteheider geht auf Kreuzfahrt-Weltreise
Die provisorische Lösung ist zunächst für circa zwei Jahre angedacht. Wann die Hamburger Straße tatsächlich umgestaltet wird, ist unklar. Denn die Zahl der Parkplätze am Rand soll von 53 auf 17 sinken, was dem Ergebnis des Bürgerentscheids widerspricht. Die Wahlbeteiligung lag nur bei 30,3 Prozent. Von den Ahrensburgern, die ihre Stimme abgaben, waren 51,6 Prozent dafür, dass im Zentrum öffentliche Parkplätze nur wegfallen dürfen, wenn zuvor mindestens dieselbe Zahl neu geschaffen wird. Letzteres ist aber mangels geeigneter städtischer Flächen kaum möglich.
Die zweijährige Bindungsfrist des Bürgerentscheids ist Mitte September ausgelaufen. Theoretisch könnten die Stadtverordneten das Votum nun wieder aufheben. Allerdings gibt es weder bei den Parteien noch in der Verwaltung Anzeichen, diesen Weg zu gehen. Und so steckt Ahrensburgs Flaniermeile weiter fest zwischen Aufenthaltsqualität und Parkplätzen möglichst vor den Geschäften.