Reinbek. Ob Bahnhofsneubau oder Amtsgericht – mit hanseatischer Haltung hat er zwölf Jahre lang die Stadt geprägt. Weggefährten erinnern sich.

Positiv war das Fazit nach Detlef Palms Amtszeit als Reinbeks Bürgermeister zum Abschied im August 2008: „Zwölf Jahre Palm haben der Stadt gutgetan“, attestierte ihm der damalige Bürgervorsteher Lothar Zug zum Abschied – und das, obwohl Zug der CDU angehörte, während Palm doch SPD-Mitglied war. Am 22. Oktober ist Reinbeks Altbürgermeister im Alter von 71 Jahren überraschend verstorben.

Der Bahnhofsneubau, die Ausweisungen des neuen Gewerbegebietes am Senefelder Ring und neuer Wohnviertel, die Initialzündung für das Seniorenzentrum an der Klosterbergenstraße sowie die Erweiterung des jetzt wieder infrage stehenden Amtsgerichtes und das große Angebot an Kindergärten und Schulen in der Stadt – das waren nur die wichtigsten Projekte, die Palm während seiner Amtszeit von 1996 bis 2008 auf den Weg gebracht hatte.

Reinbek trauert um Altbürgermeister Detlef Palm

Als Sozialdemokrat Klaus-Peter Puls politisch aktiv war, hat er genau diese Umsetzungen miterlebt. „Detlef Palm war ein ganz feiner Kerl“, sagt der 81-Jährige. „Er war seinen Mitmenschen in Reinbek sehr verbunden und die Stadt kann stolz darauf sein, ihn als Bürgermeister gehabt zu haben. Da funktionierte sowohl intern im Rathaus alles, als auch nach außen. Er war locker und bürgerfreundlich.“

Detlef Palm mit dem symbolischen Amtsschlüssel vor dem Rathaus Reinbek: Zwölf Jahre lang und darüber hinaus hat er die Stadt mitgeprägt.
Detlef Palm mit dem symbolischen Amtsschlüssel vor dem Rathaus Reinbek: Zwölf Jahre lang und darüber hinaus hat er die Stadt mitgeprägt. © Susanne Holz

Der heutige Bürgermeister, Björn Warmer, meldet sich aus seinem Urlaub zu Wort: „Detlef Palms Tod ist mir sehr nahe gegangen“, sagt er. „Ich habe als 20-Jähriger als den großen Bürgermeister, den ruhenden Pol kennengelernt. Und später hat er mich mit der kleinen Reinbeker SPD-Kommission als Bürgermeisterkandidaten ausgewählt.“ Er habe immer alle im Blick gehabt, ohne dabei an sich zu denken. „Der souveräne Stadtvater, der sich aber auch auf die Disziplin des Raufens verstand“, erinnert sich Warmer. „Als Vorsitzender des Städtebundes in seiner zweiten Amtsperiode hat er die Interessen der Stadt bis nach ganz oben vertreten.“

Eine große Liebe: Norwegen

Der Vater zweier erwachsener Töchter, der zuletzt mit seiner Frau in Niedersachsen gelebt hat, galt als hanseatisch im besten Sinne. Seine lebenslang währende Liebe zu Norwegen führte er auch auf die Menschen dort zurück. Sie seien den Hamburgern nicht unähnlich, hatte er festgestellt: „Sie machen nicht so viel Aufhebens um ihre Person“, erklärte er einmal unserer Redaktion, um gleich bescheiden anzumerken, als er nach seinen Norwegischkenntnissen gefragt wurde: „Es soll wohl so sein, dass ich relativ fließend spreche.“ Von 2012 bis September 2024 war er Königlich norwegischer Honorarkonsul in Hamburg und wurde für seine Verdienste mit dem norwegischen Verdienstorden Ritter 1. Klasse ausgezeichnet.

Zu seinem Abschied als Bürgermeister war eigens Innenminister Hay aus Kiel angereist, um Detlef Palms Einsatz für die Stärkung der Mittelstädte und die Kooperation zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg zu würdigen. Als „Hamburg-Export“ habe er dafür die besten Voraussetzungen mitgebracht, erklärte Hay. Denn vor seiner Wahl zu Reinbeks Bürgermeister 1996 war Palm für Senat und Bürgerschaft in Hamburg in der Verwaltung tätig.

„Es gibt ein Leben nach dem Rathaus“

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Den Wechsel von Hamburg habe er übrigens nie bereut, erzählte er bei seinem Abschied aus dem Reinbeker Rathaus: „Es war eine gute, interessante und sehr intensive Zeit.“ Die Entscheidung, nicht mehr für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, sei ihm schwergefallen. Für die weitere Entwicklung der Stadt wünschte er sich: „Lassen Sie Kultur und Bildung nicht unter die Räder kommen, planen Sie gelegentlich ein neues Wohngebiet und nicht das sechste Altenheim und bleiben Sie weiterhin gewerbefreundlich, denn Wirtschaftspolitik ist auch Sozialpolitik.“

Doch nach seiner Amtszeit stellte er schnell fest: „Es gibt ein Leben nach dem Rathaus und dieses Leben ist selbstbestimmter als früher.“ Mit einem Fuß blieb er noch bis 2016 im kommunalen Geschäft, als Geschäftsführer des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU), Landesgruppe Nord, vertrat er die Interessen von mehr als 100 Stadtwerken oder vergleichbaren Ver- oder Entsorgungsunternehmen mit kommunaler Anbindung in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Während dieser Zeit hatte er noch ein Büro beim E-Werk in Reinbek.

Detlef Palm war noch voller Tatendrang

Thomas Kanitz, bis 2023 Geschäftsführer des E-Werkes Sachsenwald, jetzt im Ruhestand, hatte von 1996 bis 2016 eng mit Detlef Palm zusammengearbeitet. Denn während seiner Bürgermeisterzeit war Detlef Palm Vorsitzender des Aufsichtsgremiums des E-Werkes. „Er war der Überzeugung, dass die Energieversorgung in kommunale Hand gehört“, erzählt der 66 Jahre alte Kanitz. „Das hat uns beide beflügelt.“ Sein Tod habe ihn sehr getroffen, sagt Kanitz, der Palm als sehr verlässlichen Menschen kennengelernt und geschätzt hat. „Wir waren freundschaftlich verbunden“, sagt er. „Er war noch so voller Tatendrang.“ In ihre gemeinsame Zeit seien für das E-Werk wichtige Ereignisse gefallen, wie die Einführung der Liberalisierung, also der Eintritt in den Wettbewerbsmarkt, die Ausweitung des Versorgungsgebietes auf ganz Reinbek und Wentorf sowie die Übernahme der Gasversorgung durch das E-Werk.

Detlef Palm soll auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt werden. Der Termin für die öffentliche Trauerfeier steht noch nicht fest, die Beisetzung ist für den engsten Familienkreis vorgesehen. Detlef Palm hinterlässt seine Frau, seine beiden erwachsenen Töchter und ein Enkelkind.