Bad Oldesloe. Vor zwei Jahren zerstörte ein Feuer die Gutshofscheune in Bad Oldesloe. Jetzt ist das Gastro-Ehepaar zurück. Doch ein Verlust schmerzt.

Den 13. Dezember 2022 werden Nils und Katharina Neumann wohl nie vergessen. „Es war gerade Fußballweltmeisterschaft, abends, Halbzeit im Spiel Argentinien gegen Kroatien“, erinnert sich Nils Neumann. Und vom einen auf den anderen Moment war nichts mehr wie zuvor, war das unbeschwerte Leben des Ehepaars und der damals 16 und 18 Jahre alten Töchter vorbei.

An jenem Abend brach ein Feuer in dem Bauernhaus in Neufresenburg aus, wo das Gastro-Ehepaar unter dem Titel Gutshofscheune nicht nur eine Industrieküche und ein Café betrieb, sondern auch mit seinen Kindern lebte. Ein technischer Defekt, so viel ist mittlerweile klar, löste den verheerenden Brand aus, der kaum mehr als Schutt und Asche hinterließ. „Man kann sich das so vorstellen: Man hat nur noch das, was man am Leib trägt und sonst nichts mehr“, sagt Nils Neumann über das Unglück, das sein Leben auf den Kopf stellte.

Großbrand in Gutshofscheune Bad Oldesloe: Gastronomen kämpfen sich zurück

Knapp zwei Jahre nach dem Brand haben sich die Eheleute privat und beruflich ins Leben zurückgekämpft. Ihr berufliches Zuhause befindet sich mittlerweile im Gewerbepark Rögen 5 in Bad Oldesloe. Von dort aus versorgt der Catering-Service rund ein Dutzend Schulen und Kindertagesstätten in Stormarn mit Essen, liefert von Montag bis Freitag rund 1000 warme Mahlzeiten aus. Geplant ist, künftig auch wieder Catering für Firmenfeiern und andere Veranstaltungen anzubieten.

„Nach dem Brand stand Familie erst einmal an erster Stelle“, sagt Nils Neumann. „Wir haben uns ein neues Heim gesucht, konnten rund einen Monat nach dem Feuer in unser neues Zuhause einziehen.“ Zum Glück sei er gut versichert gewesen, hat den finanziellen Schaden anteilig erstattet bekommen. Das war aber zunächst nicht klar. „Die ersten zwei Monate waren schon spooky, weil wir gar nicht wussten, wie das ausgeht“, sagt der Koch.

Gastronomen hatten übergangsweise leer stehende Jugendherberge genutzt

Doch die Versicherung habe zum Glück immer an seiner Seite gestanden. Auch die sieben Mitarbeiter konnten dank einer entsprechenden Versicherung gehalten werden. Immerhin: „Einen Teil der Küche konnten wir retten“, sagt Nils Neumann. Doch eine Location fehlte, um beruflich wieder durchstarten zu können. „Es gingen ein paar Monate ins Land“, so der Koch.

Nach dem verheerenden Brand konnte das Bauernhaus nur noch abgerissen werden.
Nach dem verheerenden Brand konnte das Bauernhaus nur noch abgerissen werden. © HA | christoph leimig

Dann habe er Gespräche mit der Stadt Bad Oldesloe geführt und gefragt, ob er nicht die leer stehende Jugendherberge, die zuletzt Impfzentrum gewesen war, zum Kochen nutzen könne. „Es ging sehr schnell und unbürokratisch. Ich bekam die Rückmeldung: Du kannst da rein“, so Neumann. Von dort aus kochte das Team zwischen 300 und 500 Essen am Tag, konnte viele der früheren Kunden zurückgewinnen.

Mittlerweile hat das Gastro-Ehepaar dauerhafte Räume gefunden

Klar war aber auch, dass die Jugendherberge nur für den Übergang taugt. Die Suche ging weiter. Dann kam im Sommer 2023 das Angebot, die Räume am Rögen 5 zu nutzen. Das Gastro-Ehepaar sagte zu, zog zum 1. November ein. Seinen Frieden zu machen mit all dem, was passiert ist, falle ihm leichter als seiner Frau und seinen Töchtern, sagt Nils Neumann. Dennoch: „Es war ein tolles Stück Land, es war unser Eigentum. Wir hätten uns dort schon noch ein paar Jahre gesehen.“

Trotzdem möchte er in die Zukunft blicken. „Wir haben gesagt, wir geben uns ein Jahr, um nach dem Neustart in Ruhe anzukommen und unsere Kunden zurückzugewinnen“, so Neumann. Diese Frist ist nun abgelaufen. Jetzt wollen er und seine Frau neben Kitas und Schulen weitere Kunden akquirieren. Seit Februar ist der Gastro-Betrieb biozertifiziert, seit rund zwei Wochen EU-zertifiziert. Das bedeutet, dass die Essen den höchsten Standards entsprechen. Bei der Gutshofscheune gibt es frisch gekochte Gerichte mit regionalen Zutaten in Bio-Qualität, die auf Geschmacksverstärker und Fertigpulver verzichten.

Gutshofscheune
Die Köche Florian Knötzinger und Rene Dallmann in Aktion. © Gutshofscheune | Gutshofscheune

Nils Neumann arbeitete unter anderem im Hotel Vier-Jahreszeiten in Hamburg

Ging die Gutshofscheune 2010 an den Start, ist die Gastronomie selbst für Nils Neumann schon viel länger fester Bestandteil seines Lebens. „Ich habe schon immer gern gekocht“, sagt er. Mit 17 Jahren ging der gebürtige Niederrheiner an eine Hotelfachschule nach Bayern, bekam ein Stipendium für das 5-Sterne-Hotel Vier-Jahreszeiten in Hamburg, absolvierte zahlreiche berufliche Stationen, war unter anderem für Block House tätig. Seine Frau lernte er im Hotel Lindtner in Harburg kennen.

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Die Idee für das Catering kam durch die eigenen Kinder. Seinerzeit war das Ehepaar bereits Inhaber und Betreiber des Cafés in der Gutshofscheune in Bad Oldesloe. „Als plötzlich in der Kita unserer Kinder die Köchin ausfiel, sind wir spontan eingesprungen“, sagt der Koch. Der Zuspruch war groß. Seit 2010 beliefern die Gastronomen Schulen und Kindergärten.

Großbrand in Gutshofscheune Bad Oldesloe: Das Café gibt es nicht mehr

Haben sie dieses Geschäft nach dem Brand mittlerweile auch wieder aufgenommen – das Café gibt es seitdem nicht mehr. Ein Verlust für die vielen Stammkunden, die regelmäßig zum Kuchen und Torte essen kamen. „Das Haus war viel zu stark beschädigt, wir sind um einen Abriss nicht drumherum gekommen“, sagt Neumann. Für einen Neubau reichte das Geld der Versicherung nicht einmal ansatzweise. Ein Café an einem anderen Standort zu eröffnen, komme für ihn aktuell nicht infrage.

Denn das Arbeitspensum zuvor sei schon enorm gewesen. Unter der Woche stand das Catering für Schulen und Kitas auf dem Programm, am Wochenende das Hofcafé. „Wir haben 15 Jahre lang jeden Tag gearbeitet“, sagt Neumann. „Jetzt denke ich: Wenn das reicht, dann lassen wir es erst einmal so.“ Nach Corona sei es ohnehin noch schwieriger geworden, Personal zu gewinnen. Umso glücklicher ist er über das Team, mit dem er nach wie vor jeden Tag gern zusammenarbeite und das ein wichtiger Faktor für seinen Spaß am Beruf sei. Neumann: „Viele meiner Mitarbeiter sind seit vielen Jahren dabei. Das ist mittlerweile viel mehr als ein Angestelltenverhältnis.“