Ahrensburg. Nach Anwohnerprotesten soll Quartieruntersuchung zeigen, ob der Verkehr anders gelenkt wird. Und es gibt einen Lichtblick.

Ein 650 Meter langer Teil vom Wulfsdorfer Weg in Ahrensburg bleibt bis auf Weiteres das, was er seit Anfang der 1990er-Jahre ist: eine Fahrradstraße. Nach der Diskussion über die umstrittene Abschaffung dieser Regelung im jüngsten Bau- und Planungsausschuss ist klar, dass sowohl die Kommunalpolitiker als auch die Stadtverwaltung auf Zeit setzen. Vor einer endgültigen Entscheidung soll geprüft werden, ob und wie die Zahl der Autos auf dem Streckenabschnitt zwischen Hamburger Straße und Fritz-Reuter-Straße verringert werden kann.

So scheint es nicht unwahrscheinlich, dass die Fahrradstraße entgegen bisheriger Ankündigungen ihren Status über Monate oder gar Jahre behält. „Eine solche Quartiersbetrachtung ist etwas Langfristigeres“, sagt Ulrich Kewersun, Fachdienstleiter im Bauamt des Rathauses. Und auch die Verkehrsaufsicht versicherte in einer schriftlichen Stellungnahme, dass „keine übereilten Fakten geschaffen“ werden. Das habe Bürgermeister Eckart Boege ebenfalls zugesagt.

Umstrittene Fahrradstraße in Ahrensburg ist auch Teil einer Buslinie

Diese Entschleunigung ändert allerdings nichts an der Auffassung der Verkehrsaufsicht, dass es aktuell keine Rechtsgrundlage mehr für die Ausweisung einer Fahrradstraße gebe. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervor. Die aktuelle Straßenverkehrsordnung (StVO) schreibe vor, dass anderer Fahrzeugverkehr als der Radverkehr „nur ausnahmsweise“ in Fahrradstraßen zugelassen werden dürfe. Der Wulfsdorfer Weg sei jedoch eine wichtige Verbindung zwischen dem Westen der Stadt und der Hamburger Straße. Deshalb führe dort zwangsweise „erheblicher motorisierter Individualverkehr“ hindurch und sogar eine Buslinie.

„Wenn die Politik mehrheitlich sagt, dass sie sich dort eine Fahrradstraße wünscht, sollte die Verwaltung dafür Möglichkeiten zeigen“, sagt Stefan Gertz (Grüne). Bislang sei jedoch kein Bemühen zu erkennen, etwas für die Schwächeren im Straßenverkehr zu erreichen. Sein Fraktionskollege Christian Hack, der beruflich die direkt am Wulfsdorfer Weg gelegene Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule (SLG) leitet, sieht das genauso. „Man sollte den Verkehr besser lenken“, so Hack. Ziel müsse es sein, den Wulfsdorfer Weg für die mehr als 600 SLG-Schüler sowie für die vielen weiteren Kinder und Jugendlichen an anderen Schulen in der Nähe sicherer zu gestalten.

Dem stimmten alle Parteien durchweg zu. „Wir sollten jetzt den Fokus darauf legen, was man besser machen Kann“, meint Uwe Gaumann (CDU). „Deshalb ist die vorgesehene Prüfung im Sinner aller Bürger“, so Markus Kubczigk (SPD). 

Anwohnerinitiative fordert schnell umsetzbare Sofortmaßnahmen

Für die beiden Anwohnervertreter Philipp Schwanenberg und Andy Kaminski ist die neue Entwicklung zumindest ein erster Lichtblick. Ihr Initiative hat mittlerweile rund 100 Unterschriften für den Erhalt der Fahrradstraße gesammelt. Die Initiative plädiert aber für schnell umsetzbare Sofortmaßnahmen. „Beispielsweise könnten die Schilder, die das halbseitige Parken auf den Seitenstreifen anordnen, wieder abgebaut werden“, sagt Schwanenberg. Wenn die Autos wieder komplett auf der sechs Meter breiten Fahrbahn abgestellt würden, könne automatisch nicht mehr so wie jetzt gerast werden. Und die Straße werde unattraktiver für den Durchgangsverkehr..

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„Weitere Möglichkeiten sind große Banner quer über der Fahrbahn, die aufs Tempolimit hinweisen, und die Erneuerung der kaum noch erkennbaren Piktogramme auf der Straße“, so Kaminski. Die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) schlägt zudem die Einführung der Rechts-vor-links-Regelung an allen Nebenstraßen vor, um den Verkehr zu bremsen.

Stormarnstraße ist nächstes Jahr wieder frei: Das bringt Entlastung

Ganz unabhängig von allen anderen Vorschlägen zeichnet sich ein weiterer Lichtblick ab: Das Neubauprojekt auf der Alten Reitbahn mit Edeka-Supermarkt und 52 Wohnungen neigt sich dem Ende entgegen. Wegen der Arbeiten ist die Stormarnstraße Anfang 2023 zur Einbahnstraße umfunktioniert worden. Täglich weichen deshalb Hunderte Autofahrer auf den Wulfsdorfer Weg aus. Im Frühjahr 2025 sollen die Gebäude fertig sein – und die Stormarnstraße wieder in beiden Richtungen frei.

Im 2400 Quadratmeter großen Erdgeschoss wird der jetzt noch in der Nähe des Regionalbahnhofs beheimatete Edeka-Markt Höfling einziehen. Am alten Standort an der Bahnhofstraße sollen nach dem Abriss ein Kino mit mehreren Sälen und Wohnungen entstehen.